auf die der andern, welche von jenem andern Stamme angenommen wird, sondern allein darauf, daß dort eigenes behalten, hier frem¬ des angenommen wird; noch kommt es an auf die vorige Abstammung derer, die eine ur¬ sprüngliche Sprache fortsprechen, sondern nur darauf, daß diese Sprache ohne Unterbrechung fort gesprochen werde, indem weit mehr die Menschen von der Sprache gebildet werden, denn die Sprache von den Menschen.
Um die Folgen eines solchen Unterschiedes in der Völkererzeugung, und die bestimmte Art des Gegensatzes in den Nationalzügen, die aus dieser Verschiedenheit nothwendig er¬ folgt, klar zu machen, so weit es hier mög¬ lich, und nöthig ist, muß ich Sie zu einer Betrachtung über das Wesen der Sprache überhaupt einladen.
Die Sprache überhaupt, und besonders die Bezeichnung der Gegenstände in derselben durch das Lautwerden der Sprachwerkzeuge hängt keinesweges von willkührlichen Be¬ schlüssen, und Verabredungen ab, sondern es giebt zuförderst ein Grundgesez, nach welchem jedweder Begriff in den menschlichen Sprach¬
auf die der andern, welche von jenem andern Stamme angenommen wird, ſondern allein darauf, daß dort eigenes behalten, hier frem¬ des angenommen wird; noch kommt es an auf die vorige Abſtammung derer, die eine ur¬ ſpruͤngliche Sprache fortſprechen, ſondern nur darauf, daß dieſe Sprache ohne Unterbrechung fort geſprochen werde, indem weit mehr die Menſchen von der Sprache gebildet werden, denn die Sprache von den Menſchen.
Um die Folgen eines ſolchen Unterſchiedes in der Voͤlkererzeugung, und die beſtimmte Art des Gegenſatzes in den Nationalzuͤgen, die aus dieſer Verſchiedenheit nothwendig er¬ folgt, klar zu machen, ſo weit es hier moͤg¬ lich, und noͤthig iſt, muß ich Sie zu einer Betrachtung uͤber das Weſen der Sprache uͤberhaupt einladen.
Die Sprache uͤberhaupt, und beſonders die Bezeichnung der Gegenſtaͤnde in derſelben durch das Lautwerden der Sprachwerkzeuge haͤngt keinesweges von willkuͤhrlichen Be¬ ſchluͤſſen, und Verabredungen ab, ſondern es giebt zufoͤrderſt ein Grundgeſez, nach welchem jedweder Begriff in den menſchlichen Sprach¬
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[119/0125]
auf die der andern, welche von jenem andern
Stamme angenommen wird, ſondern allein
darauf, daß dort eigenes behalten, hier frem¬
des angenommen wird; noch kommt es an auf
die vorige Abſtammung derer, die eine ur¬
ſpruͤngliche Sprache fortſprechen, ſondern nur
darauf, daß dieſe Sprache ohne Unterbrechung
fort geſprochen werde, indem weit mehr die
Menſchen von der Sprache gebildet werden,
denn die Sprache von den Menſchen.
Um die Folgen eines ſolchen Unterſchiedes
in der Voͤlkererzeugung, und die beſtimmte
Art des Gegenſatzes in den Nationalzuͤgen,
die aus dieſer Verſchiedenheit nothwendig er¬
folgt, klar zu machen, ſo weit es hier moͤg¬
lich, und noͤthig iſt, muß ich Sie zu einer
Betrachtung uͤber das Weſen der Sprache
uͤberhaupt einladen.
Die Sprache uͤberhaupt, und beſonders
die Bezeichnung der Gegenſtaͤnde in derſelben
durch das Lautwerden der Sprachwerkzeuge
haͤngt keinesweges von willkuͤhrlichen Be¬
ſchluͤſſen, und Verabredungen ab, ſondern es
giebt zufoͤrderſt ein Grundgeſez, nach welchem
jedweder Begriff in den menſchlichen Sprach¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/125>, abgerufen am 25.11.2024.
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