nicht durch die Erziehung, sondern durch sich selbst gebildet wird, und welche Klasse wie¬ derum zwei Unterarten in sich faßt, die durch einen unbegreiflichen, der menschlichen Kunst durchaus unzugänglichen Grund geschieden werden.
Die zweite Grundart des Bewußtseyns, welche in der Regel sich nicht von selbst ent¬ wikelt, sondern in der Gesellschaft sorgfältig gepflegt werden muß, ist die klare Erkennt¬ niß. Würde der Grundtrieb der Menschheit in diesem Elemente erfaßt, so würde dies eine zweite, von der erstern ganz verschiedene Klasse von Menschen geben. Eine solche, die Grundliebe selbst erfassende Erkenntniß läßt nun nicht, wie eine andere Erkenntniß dies wohl kann, kalt, und untheilnehmend, son¬ dern der Gegenstand derselben wird geliebt über alles, da dieser Gegenstand ja nur die Deutung und Uebersetzung unserer ursprüng¬ lichen Liebe selbst ist. Andere Erkenntniß er¬ faßt fremdes, und dieses bleibt fremd, und läßt kalt; diese erfaßt den Erkennenden selbst und seine Liebe, und diese liebt er. Ohner¬ achtet es nun bei beiden Klassen dieselbe
nicht durch die Erziehung, ſondern durch ſich ſelbſt gebildet wird, und welche Klaſſe wie¬ derum zwei Unterarten in ſich faßt, die durch einen unbegreiflichen, der menſchlichen Kunſt durchaus unzugaͤnglichen Grund geſchieden werden.
Die zweite Grundart des Bewußtſeyns, welche in der Regel ſich nicht von ſelbſt ent¬ wikelt, ſondern in der Geſellſchaft ſorgfaͤltig gepflegt werden muß, iſt die klare Erkennt¬ niß. Wuͤrde der Grundtrieb der Menſchheit in dieſem Elemente erfaßt, ſo wuͤrde dies eine zweite, von der erſtern ganz verſchiedene Klaſſe von Menſchen geben. Eine ſolche, die Grundliebe ſelbſt erfaſſende Erkenntniß laͤßt nun nicht, wie eine andere Erkenntniß dies wohl kann, kalt, und untheilnehmend, ſon¬ dern der Gegenſtand derſelben wird geliebt uͤber alles, da dieſer Gegenſtand ja nur die Deutung und Ueberſetzung unſerer urſpruͤng¬ lichen Liebe ſelbſt iſt. Andere Erkenntniß er¬ faßt fremdes, und dieſes bleibt fremd, und laͤßt kalt; dieſe erfaßt den Erkennenden ſelbſt und ſeine Liebe, und dieſe liebt er. Ohner¬ achtet es nun bei beiden Klaſſen dieſelbe
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nicht durch die Erziehung, ſondern durch ſich
ſelbſt gebildet wird, und welche Klaſſe wie¬
derum zwei Unterarten in ſich faßt, die durch
einen unbegreiflichen, der menſchlichen Kunſt
durchaus unzugaͤnglichen Grund geſchieden
werden.
Die zweite Grundart des Bewußtſeyns,
welche in der Regel ſich nicht von ſelbſt ent¬
wikelt, ſondern in der Geſellſchaft ſorgfaͤltig
gepflegt werden muß, iſt die klare Erkennt¬
niß. Wuͤrde der Grundtrieb der Menſchheit
in dieſem Elemente erfaßt, ſo wuͤrde dies eine
zweite, von der erſtern ganz verſchiedene
Klaſſe von Menſchen geben. Eine ſolche, die
Grundliebe ſelbſt erfaſſende Erkenntniß laͤßt
nun nicht, wie eine andere Erkenntniß dies
wohl kann, kalt, und untheilnehmend, ſon¬
dern der Gegenſtand derſelben wird geliebt
uͤber alles, da dieſer Gegenſtand ja nur die
Deutung und Ueberſetzung unſerer urſpruͤng¬
lichen Liebe ſelbſt iſt. Andere Erkenntniß er¬
faßt fremdes, und dieſes bleibt fremd, und
laͤßt kalt; dieſe erfaßt den Erkennenden ſelbſt
und ſeine Liebe, und dieſe liebt er. Ohner¬
achtet es nun bei beiden Klaſſen dieſelbe
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/101>, abgerufen am 23.11.2024.
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