Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Unbestimmte Verbrechen. Gewaltthätigkeit.
kannt ist *), so sind diese Verordnungen als
nnbestimmte Srafgesetze zu betrachten. Die
Strafe ist demnach willkührlich.

§. 439.

Die Strafe der Gewaltth. kann eine kurze
Gefängniss- oder Geldstrafe nicht übersteigen,
wenn nicht wegen besonderer Gründe die
Strafbarkeit erhöht ist. Zu diesen Gründen
der Straferhöhung gehört 1) die Eigenschaft
der Person, welche die Gewaltth. ausübte.
Oeffentliche Perlonen find strafbarer, als an-
dere **), 2) die Art, wie die Gewaltth. began-
gen wurde ***). 3) Der Gegenstand, an wel-
chem sie begangen wurde, wenn öffentliche
Personen, die unmittelbar im Dienste des
Staats sind, den Gegenstand des Verbrechens
ausmachen ****). Dahin gehören obrigkeitliche
Personen
und Minister des Regenten, vorzüg-
lich während der Ausübung ihres Amtes b)
Diener obrigkeitlicher Personen, in so fern
sie zur Vollstreckung ihrer öffentlichen Befehle
bestimmt sind. c) Soldaten, wenn sie auf ih-
ren Posten sind, besonders in Kriegszeiten.
4) Die besondere Beschaffenheit des Orts, an
welchem und in welchem die Gewaltth. began-

gen
*) S. Matthaeus de crim. L. XLVIII. tit. 4. c. 1.
Voet. Comm. h. t. Boehmer ad Carpzov Q.
40. obs. 1.
**) L. 7. D. de vi P.
***) L. 1. 3. u. 9. D. eod.
****) L. 7. in sin. L. 10. pr. eod.
Z

Unbeſtimmte Verbrechen. Gewaltthätigkeit.
kannt iſt *), ſo ſind dieſe Verordnungen als
nnbeſtimmte Srafgeſetze zu betrachten. Die
Strafe iſt demnach willkührlich.

§. 439.

Die Strafe der Gewaltth. kann eine kurze
Gefängniſs- oder Geldſtrafe nicht überſteigen,
wenn nicht wegen beſonderer Gründe die
Strafbarkeit erhöht iſt. Zu dieſen Gründen
der Straferhöhung gehört 1) die Eigenſchaft
der Perſon, welche die Gewaltth. ausübte.
Oeffentliche Perlonen find ſtrafbarer, als an-
dere **), 2) die Art, wie die Gewaltth. began-
gen wurde ***). 3) Der Gegenſtand, an wel-
chem ſie begangen wurde, wenn öffentliche
Perſonen, die unmittelbar im Dienſte des
Staats ſind, den Gegenſtand des Verbrechens
ausmachen ****). Dahin gehören obrigkeitliche
Perſonen
und Miniſter des Regenten, vorzüg-
lich während der Ausübung ihres Amtes b)
Diener obrigkeitlicher Perſonen, in ſo fern
ſie zur Vollſtreckung ihrer öffentlichen Befehle
beſtimmt ſind. c) Soldaten, wenn ſie auf ih-
ren Poſten ſind, beſonders in Kriegszeiten.
4) Die beſondere Beſchaffenheit des Orts, an
welchem und in welchem die Gewaltth. began-

gen
*) S. Matthaeus de crim. L. XLVIII. tit. 4. c. 1.
Voet. Comm. h. t. Boehmer ad Carpzov Q.
40. obſ. 1.
**) L. 7. D. de vi P.
***) L. 1. 3. u. 9. D. eod.
****) L. 7. in ſin. L. 10. pr. eod.
Z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0381" n="353"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Unbe&#x017F;timmte Verbrechen. Gewaltthätigkeit.</hi></fw><lb/>
kannt i&#x017F;t <note place="foot" n="*)">S. <hi rendition="#g">Matthaeus</hi> <hi rendition="#i">de crim.</hi> L. XLVIII. tit. 4. c. 1.<lb/><hi rendition="#g">Voet</hi>. <hi rendition="#i">Comm.</hi> h. t. <hi rendition="#g">Boehmer</hi> <hi rendition="#i">ad</hi> <hi rendition="#g">Carpzov</hi> Q.<lb/>
40. ob&#x017F;. 1.</note>, &#x017F;o &#x017F;ind die&#x017F;e Verordnungen als<lb/>
nnbe&#x017F;timmte Srafge&#x017F;etze zu betrachten. Die<lb/>
Strafe i&#x017F;t demnach willkührlich.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 439.</head><lb/>
                    <p>Die Strafe der Gewaltth. kann eine kurze<lb/>
Gefängni&#x017F;s- oder Geld&#x017F;trafe nicht über&#x017F;teigen,<lb/>
wenn nicht wegen be&#x017F;onderer Gründe die<lb/>
Strafbarkeit erhöht i&#x017F;t. Zu die&#x017F;en Gründen<lb/>
der Straferhöhung gehört 1) die Eigen&#x017F;chaft<lb/>
der Per&#x017F;on, welche die Gewaltth. ausübte.<lb/>
Oeffentliche Perlonen find &#x017F;trafbarer, als an-<lb/>
dere <note place="foot" n="**)">L. 7. D. de vi P.</note>, 2) die Art, wie die <hi rendition="#i">Gewaltth.</hi> began-<lb/>
gen wurde <note place="foot" n="***)">L. 1. 3. u. 9. D. eod.</note>. 3) Der <hi rendition="#i">Gegen&#x017F;tand</hi>, an wel-<lb/>
chem &#x017F;ie begangen wurde, wenn öffentliche<lb/>
Per&#x017F;onen, die unmittelbar im Dien&#x017F;te des<lb/>
Staats &#x017F;ind, den Gegen&#x017F;tand des Verbrechens<lb/>
ausmachen <note place="foot" n="****)">L. 7. in &#x017F;in. L. 10. pr. eod.</note>. Dahin gehören <hi rendition="#i">obrigkeitliche<lb/>
Per&#x017F;onen</hi> und <hi rendition="#i">Mini&#x017F;ter</hi> des Regenten, vorzüg-<lb/>
lich während der Ausübung ihres Amtes b)<lb/><hi rendition="#i">Diener</hi> obrigkeitlicher Per&#x017F;onen, in &#x017F;o fern<lb/>
&#x017F;ie zur Voll&#x017F;treckung ihrer öffentlichen Befehle<lb/>
be&#x017F;timmt &#x017F;ind. c) <hi rendition="#i">Soldaten</hi>, wenn &#x017F;ie auf ih-<lb/>
ren Po&#x017F;ten &#x017F;ind, be&#x017F;onders in Kriegszeiten.<lb/>
4) Die be&#x017F;ondere Be&#x017F;chaffenheit des <hi rendition="#i">Orts, an</hi><lb/>
welchem und <hi rendition="#i">in</hi> welchem die Gewaltth. began-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0381] Unbeſtimmte Verbrechen. Gewaltthätigkeit. kannt iſt *), ſo ſind dieſe Verordnungen als nnbeſtimmte Srafgeſetze zu betrachten. Die Strafe iſt demnach willkührlich. §. 439. Die Strafe der Gewaltth. kann eine kurze Gefängniſs- oder Geldſtrafe nicht überſteigen, wenn nicht wegen beſonderer Gründe die Strafbarkeit erhöht iſt. Zu dieſen Gründen der Straferhöhung gehört 1) die Eigenſchaft der Perſon, welche die Gewaltth. ausübte. Oeffentliche Perlonen find ſtrafbarer, als an- dere **), 2) die Art, wie die Gewaltth. began- gen wurde ***). 3) Der Gegenſtand, an wel- chem ſie begangen wurde, wenn öffentliche Perſonen, die unmittelbar im Dienſte des Staats ſind, den Gegenſtand des Verbrechens ausmachen ****). Dahin gehören obrigkeitliche Perſonen und Miniſter des Regenten, vorzüg- lich während der Ausübung ihres Amtes b) Diener obrigkeitlicher Perſonen, in ſo fern ſie zur Vollſtreckung ihrer öffentlichen Befehle beſtimmt ſind. c) Soldaten, wenn ſie auf ih- ren Poſten ſind, beſonders in Kriegszeiten. 4) Die beſondere Beſchaffenheit des Orts, an welchem und in welchem die Gewaltth. began- gen *) S. Matthaeus de crim. L. XLVIII. tit. 4. c. 1. Voet. Comm. h. t. Boehmer ad Carpzov Q. 40. obſ. 1. **) L. 7. D. de vi P. ***) L. 1. 3. u. 9. D. eod. ****) L. 7. in ſin. L. 10. pr. eod. Z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/381
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/381>, abgerufen am 28.11.2024.