Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Gründe d. rel. Strafb. b. unbest. Strafg.
Wirksamkeit selbst verschiedene Gründe ent-
gegenstehen *), jene strafbarer, als diese. --
Unter den intellectuellen Urhebern hat
der Urheber durch Drohung oder durch
Zwang den höchsten Grad der Strafbarkeit,
auf diesen folgt der Urheber durch Befehl,
auf diesen der Urheber durch Noth, und auf
der untersten Stufe steht der Urheber durch
Austrag.

§. 149.

C. Grade der Strafbarkeit der
Gehülfen
. Für sie gilt vorzüglich die Regel:
je genauer die Beyhülfe mit dem Verbrechen selbst
zusammenhängt, und je mehr sie zur Existenz
der That beyträgt, desto grösser ist die Strafbar-
keit.
Daher ist 1) der Hauptgehülfe strafbarer,
als der Nebengehülfe §. 54.) 2) der Gehülfe, der
sich durch Vertrag mit dem Urheber verbun-
den hat (s. ex compacto) strafbarer, als derje-

nige,
*) Manchmal kann, wegen besonderer Gründe der
auctor physice talis strafbarer seyn, als der auctor intell.
Der Bandit, der gedungen ist seinen Vater zu ermor-
den ist strafbarer, als derjenige, der ihn gedungen
hat. Da tritt aber ein besonderer Grund ein. In
Hinsicht auf die Art der Wirksamkeit, welche ihm
seinem Begriffe nach zukommt, (und von dieser
Seite kann er als physischer Urheber blos und allein
betrachtet werden) steht er dem intellectuellen nach,
weil diese die erste Ursache der That ist und in
seiner Handlung also mehr Gründe für die Existenz
der That enthalten sind, als in der Handlung des
physischen Urhebers. Hätte jener diesen nicht be-
stimmt, so wäre die That nicht geschehen. Vergl.
Revision. Thl. II. S. 254 -- 259.
H 2

Gründe d. rel. Strafb. b. unbeſt. Strafg.
Wirkſamkeit ſelbſt verſchiedene Gründe ent-
gegenſtehen *), jene ſtrafbarer, als dieſe. —
Unter den intellectuellen Urhebern hat
der Urheber durch Drohung oder durch
Zwang den höchſten Grad der Strafbarkeit,
auf dieſen folgt der Urheber durch Befehl,
auf dieſen der Urheber durch Noth, und auf
der unterſten Stufe ſteht der Urheber durch
Auſtrag.

§. 149.

C. Grade der Strafbarkeit der
Gehülfen
. Für ſie gilt vorzüglich die Regel:
je genauer die Beyhülfe mit dem Verbrechen ſelbſt
zuſammenhängt, und je mehr ſie zur Exiſtenz
der That beyträgt, deſto gröſser iſt die Strafbar-
keit.
Daher iſt 1) der Hauptgehülfe ſtrafbarer,
als der Nebengehülfe §. 54.) 2) der Gehülfe, der
ſich durch Vertrag mit dem Urheber verbun-
den hat (ſ. ex compacto) ſtrafbarer, als derje-

nige,
*) Manchmal kann, wegen beſonderer Gründe der
auctor phyſice talis ſtrafbarer ſeyn, als der auctor intell.
Der Bandit, der gedungen iſt ſeinen Vater zu ermor-
den iſt ſtrafbarer, als derjenige, der ihn gedungen
hat. Da tritt aber ein beſonderer Grund ein. In
Hinſicht auf die Art der Wirkſamkeit, welche ihm
ſeinem Begriffe nach zukommt, (und von dieſer
Seite kann er als phyſiſcher Urheber blos und allein
betrachtet werden) ſteht er dem intellectuellen nach,
weil dieſe die erſte Urſache der That iſt und in
ſeiner Handlung alſo mehr Gründe für die Exiſtenz
der That enthalten ſind, als in der Handlung des
phyſiſchen Urhebers. Hätte jener dieſen nicht be-
ſtimmt, ſo wäre die That nicht geſchehen. Vergl.
Reviſion. Thl. II. S. 254 — 259.
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <div n="11">
                            <p><pb facs="#f0143" n="115"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Gründe d. rel. Strafb. b. unbe&#x017F;t. Strafg.</hi></fw><lb/>
Wirk&#x017F;amkeit &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;chiedene Gründe ent-<lb/>
gegen&#x017F;tehen <note place="foot" n="*)">Manchmal kann, wegen be&#x017F;onderer Gründe der<lb/><hi rendition="#i">auctor phy&#x017F;ice talis</hi> &#x017F;trafbarer &#x017F;eyn, als der <hi rendition="#i">auctor intell.</hi><lb/>
Der Bandit, der gedungen i&#x017F;t &#x017F;einen Vater zu ermor-<lb/>
den i&#x017F;t &#x017F;trafbarer, als derjenige, der ihn gedungen<lb/>
hat. Da tritt aber ein be&#x017F;onderer Grund ein. In<lb/>
Hin&#x017F;icht auf die Art der Wirk&#x017F;amkeit, welche ihm<lb/>
&#x017F;einem Begriffe nach zukommt, (und von die&#x017F;er<lb/>
Seite kann er <hi rendition="#i">als</hi> phy&#x017F;i&#x017F;cher Urheber blos und allein<lb/>
betrachtet werden) &#x017F;teht er dem intellectuellen nach,<lb/>
weil die&#x017F;e die er&#x017F;te Ur&#x017F;ache der That i&#x017F;t und in<lb/>
&#x017F;einer Handlung al&#x017F;o mehr Gründe für die Exi&#x017F;tenz<lb/>
der That enthalten &#x017F;ind, als in der Handlung des<lb/>
phy&#x017F;i&#x017F;chen Urhebers. Hätte jener die&#x017F;en nicht be-<lb/>
&#x017F;timmt, &#x017F;o wäre die That nicht ge&#x017F;chehen. Vergl.<lb/><hi rendition="#i">Revi&#x017F;ion.</hi> Thl. II. S. 254 &#x2014; 259.</note>, jene &#x017F;trafbarer, als die&#x017F;e. &#x2014;<lb/>
Unter den intellectuellen Urhebern hat<lb/>
der Urheber durch <hi rendition="#i">Drohung</hi> oder durch<lb/><hi rendition="#i">Zwang</hi> den höch&#x017F;ten Grad der Strafbarkeit,<lb/>
auf die&#x017F;en folgt der Urheber durch <hi rendition="#i">Befehl</hi>,<lb/>
auf die&#x017F;en der Urheber durch <hi rendition="#i">Noth</hi>, und auf<lb/>
der unter&#x017F;ten Stufe &#x017F;teht der Urheber durch<lb/><hi rendition="#i">Au&#x017F;trag.</hi></p>
                          </div><lb/>
                          <div n="11">
                            <head>§. 149.</head><lb/>
                            <p>C. <hi rendition="#g">Grade der Strafbarkeit der<lb/>
Gehülfen</hi>. Für &#x017F;ie gilt vorzüglich die Regel:<lb/><hi rendition="#i">je genauer die Beyhülfe mit dem Verbrechen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zu&#x017F;ammenhängt, und je mehr &#x017F;ie zur Exi&#x017F;tenz<lb/>
der That beyträgt, de&#x017F;to grö&#x017F;ser i&#x017F;t die Strafbar-<lb/>
keit.</hi> Daher i&#x017F;t 1) der <hi rendition="#i">Hauptgehülfe</hi> &#x017F;trafbarer,<lb/>
als der Nebengehülfe §. 54.) 2) der Gehülfe, der<lb/>
&#x017F;ich durch <hi rendition="#i">Vertrag</hi> mit dem Urheber verbun-<lb/>
den hat (<hi rendition="#i">&#x017F;. ex compacto</hi>) &#x017F;trafbarer, als derje-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><fw place="bottom" type="catch">nige,</fw><lb/></p>
                          </div>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0143] Gründe d. rel. Strafb. b. unbeſt. Strafg. Wirkſamkeit ſelbſt verſchiedene Gründe ent- gegenſtehen *), jene ſtrafbarer, als dieſe. — Unter den intellectuellen Urhebern hat der Urheber durch Drohung oder durch Zwang den höchſten Grad der Strafbarkeit, auf dieſen folgt der Urheber durch Befehl, auf dieſen der Urheber durch Noth, und auf der unterſten Stufe ſteht der Urheber durch Auſtrag. §. 149. C. Grade der Strafbarkeit der Gehülfen. Für ſie gilt vorzüglich die Regel: je genauer die Beyhülfe mit dem Verbrechen ſelbſt zuſammenhängt, und je mehr ſie zur Exiſtenz der That beyträgt, deſto gröſser iſt die Strafbar- keit. Daher iſt 1) der Hauptgehülfe ſtrafbarer, als der Nebengehülfe §. 54.) 2) der Gehülfe, der ſich durch Vertrag mit dem Urheber verbun- den hat (ſ. ex compacto) ſtrafbarer, als derje- nige, *) Manchmal kann, wegen beſonderer Gründe der auctor phyſice talis ſtrafbarer ſeyn, als der auctor intell. Der Bandit, der gedungen iſt ſeinen Vater zu ermor- den iſt ſtrafbarer, als derjenige, der ihn gedungen hat. Da tritt aber ein beſonderer Grund ein. In Hinſicht auf die Art der Wirkſamkeit, welche ihm ſeinem Begriffe nach zukommt, (und von dieſer Seite kann er als phyſiſcher Urheber blos und allein betrachtet werden) ſteht er dem intellectuellen nach, weil dieſe die erſte Urſache der That iſt und in ſeiner Handlung alſo mehr Gründe für die Exiſtenz der That enthalten ſind, als in der Handlung des phyſiſchen Urhebers. Hätte jener dieſen nicht be- ſtimmt, ſo wäre die That nicht geſchehen. Vergl. Reviſion. Thl. II. S. 254 — 259. H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/143
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/143>, abgerufen am 29.11.2024.