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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abschnitt.
ist (aus dem entgegengesetzen Grunde) die
Strafbarkeit
*).

§. 136.

Eine Handlung, die aus innerem Antrieb,
ohne Auffoderung heftiger äusserer Reitze ge-
schieht, kann wieder an Strafbarkeit verschie-
dene Stufen haben, welche durch folgende
Regeln bestimmt werden: 1) die Triebfeder
muste um so fester und herrschender seyn, je mehr
sie ihr entgegenwirkende, psychologische Hin-
dernisse
fortdauernd unterdrückt hat; 2)
die durch die Begehung eines Verbrechens be-
wiesene sinnliche Trieb eder musste um so fester
und herrschender seyn, je mehr Naturursachen
die
Entstehung derselben gewirkt haben, oder
die fortdauernde
Wirksamkeit derselben be-
stimmen
. Bey jener Regel schliesse ich aus der
Wirkung auf die Festigkeit der Triebfeder
selbst als Ursache, hier aus der Ursache auf
die Festigkeit der Triebfeder.

§. 137.

Da die fortdauernde Unterdrückung psy-
chologischer Hindernisse auf die Festigkeit der
Triebfeder schliessen lässt; so haben Hand-
lungen aus Gewohnheit den höchsten Grad der
Strafbarkeit, weil hier alle der Begehung ent-
gegenwirkende Vorstellungen und Gefühle,
in Hinsicht ihrer Wirksamkeit durch die zur

Gewohn-
*) Aus diesem Grund begründen Verführung, grosse
unverhoffte Gelegenheit, dringende Nothwendigkeit der
Befriedigung erlaubter Bedürfnisse des Lebens, Furcht,
Ueberredung etc
. geringere Strafbarkeit.

I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.
iſt (aus dem entgegengeſetzen Grunde) die
Strafbarkeit
*).

§. 136.

Eine Handlung, die aus innerem Antrieb,
ohne Auffoderung heftiger äuſſerer Reitze ge-
ſchieht, kann wieder an Strafbarkeit verſchie-
dene Stufen haben, welche durch folgende
Regeln beſtimmt werden: 1) die Triebfeder
muſte um ſo feſter und herrſchender ſeyn, je mehr
ſie ihr entgegenwirkende, pſychologiſche Hin-
derniſſe
fortdauernd unterdrückt hat; 2)
die durch die Begehung eines Verbrechens be-
wieſene ſinnliche Trieb eder muſste um ſo feſter
und herrſchender ſeyn, je mehr Natururſachen
die
Entſtehung derſelben gewirkt haben, oder
die fortdauernde
Wirkſamkeit derſelben be-
ſtimmen
. Bey jener Regel ſchlieſse ich aus der
Wirkung auf die Feſtigkeit der Triebfeder
ſelbſt als Urſache, hier aus der Urſache auf
die Feſtigkeit der Triebfeder.

§. 137.

Da die fortdauernde Unterdrückung pſy-
chologiſcher Hinderniſſe auf die Feſtigkeit der
Triebfeder ſchlieſsen läſst; ſo haben Hand-
lungen aus Gewohnheit den höchſten Grad der
Strafbarkeit, weil hier alle der Begehung ent-
gegenwirkende Vorſtellungen und Gefühle,
in Hinſicht ihrer Wirkſamkeit durch die zur

Gewohn-
*) Aus dieſem Grund begründen Verführung, groſse
unverhoffte Gelegenheit, dringende Nothwendigkeit der
Befriedigung erlaubter Bedürfniſſe des Lebens, Furcht,
Ueberredung etc
. geringere Strafbarkeit.
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[108/0136] I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt. iſt (aus dem entgegengeſetzen Grunde) die Strafbarkeit *). §. 136. Eine Handlung, die aus innerem Antrieb, ohne Auffoderung heftiger äuſſerer Reitze ge- ſchieht, kann wieder an Strafbarkeit verſchie- dene Stufen haben, welche durch folgende Regeln beſtimmt werden: 1) die Triebfeder muſte um ſo feſter und herrſchender ſeyn, je mehr ſie ihr entgegenwirkende, pſychologiſche Hin- derniſſe fortdauernd unterdrückt hat; 2) die durch die Begehung eines Verbrechens be- wieſene ſinnliche Trieb eder muſste um ſo feſter und herrſchender ſeyn, je mehr Natururſachen die Entſtehung derſelben gewirkt haben, oder die fortdauernde Wirkſamkeit derſelben be- ſtimmen. Bey jener Regel ſchlieſse ich aus der Wirkung auf die Feſtigkeit der Triebfeder ſelbſt als Urſache, hier aus der Urſache auf die Feſtigkeit der Triebfeder. §. 137. Da die fortdauernde Unterdrückung pſy- chologiſcher Hinderniſſe auf die Feſtigkeit der Triebfeder ſchlieſsen läſst; ſo haben Hand- lungen aus Gewohnheit den höchſten Grad der Strafbarkeit, weil hier alle der Begehung ent- gegenwirkende Vorſtellungen und Gefühle, in Hinſicht ihrer Wirkſamkeit durch die zur Gewohn- *) Aus dieſem Grund begründen Verführung, groſse unverhoffte Gelegenheit, dringende Nothwendigkeit der Befriedigung erlaubter Bedürfniſſe des Lebens, Furcht, Ueberredung etc. geringere Strafbarkeit.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/136>, abgerufen am 29.11.2024.