Natur keine positive Bedeutung und folglich auch keinen positiven Grund. Die eigentliche Schöpfung aus Nichts ist hier allein der zureichende Erklärungsgrund; denn sie sagt nichts weiter als: die Natur ist Nichts, spricht also präcis die Bedeutung aus, welche die Natur für die absolute Persön- lichkeit hat.
Das Geheimnitz der Vorsehung und Schöpfung aus Nichts.
Die Schöpfung ist das ausgesprochene Wort Gottes, das schöpferische kosmogenetische Wort, das innerliche, mit dem Gedanken identische Wort. Aussprechen ist ein Willensact, die Schöpfung also ein Product des Willens. Wie der Mensch in dem Worte Gottes die Göttlichkeit des Wortes, so bejaht er in der Schöpfung die Göttlichkeit des Willens, und zwar nicht des Willens der Vernunft, sondern des Willens der Einbildungskraft, des absolut subjectiven, unbe- schränkten Willens. Der höchste Gipfel des Subjectivi- tätsprincips ist die Schöpfung aus Nichts. Wie die Ewigkeit der Welt oder Materie nichts weiter bedeutet als die Wesen- haftigkeit der Materie; so bedeutet die Schöpfung der Welt aus Nichts weiter nichts als die Nichtigkeit der Welt. Mit dem Anfang eines Dings ist unmittelbar dem Begriffe, wenn auch nicht der Zeit nach, das Ende desselben gesetzt. Der An- fang der Welt ist der Anfang ihres Endes. Wie gewonnen, so zerronnen. Der Wille hat sie ins Dasein gerufen, der Wille ruft sie wieder zurück ins Nichts. Wann? die Zeit ist gleich- gültig. Das Schwert, das ihr Todesurtheil vollstreckt, schwebt stets über ihrem Nacken. Ihr Sein oder Nichtsein hängt
Natur keine poſitive Bedeutung und folglich auch keinen poſitiven Grund. Die eigentliche Schöpfung aus Nichts iſt hier allein der zureichende Erklärungsgrund; denn ſie ſagt nichts weiter als: die Natur iſt Nichts, ſpricht alſo präcis die Bedeutung aus, welche die Natur für die abſolute Perſön- lichkeit hat.
Das Geheimnitz der Vorſehung und Schöpfung aus Nichts.
Die Schöpfung iſt das ausgeſprochene Wort Gottes, das ſchöpferiſche kosmogenetiſche Wort, das innerliche, mit dem Gedanken identiſche Wort. Ausſprechen iſt ein Willensact, die Schöpfung alſo ein Product des Willens. Wie der Menſch in dem Worte Gottes die Göttlichkeit des Wortes, ſo bejaht er in der Schöpfung die Göttlichkeit des Willens, und zwar nicht des Willens der Vernunft, ſondern des Willens der Einbildungskraft, des abſolut ſubjectiven, unbe- ſchränkten Willens. Der höchſte Gipfel des Subjectivi- tätsprincips iſt die Schöpfung aus Nichts. Wie die Ewigkeit der Welt oder Materie nichts weiter bedeutet als die Weſen- haftigkeit der Materie; ſo bedeutet die Schöpfung der Welt aus Nichts weiter nichts als die Nichtigkeit der Welt. Mit dem Anfang eines Dings iſt unmittelbar dem Begriffe, wenn auch nicht der Zeit nach, das Ende deſſelben geſetzt. Der An- fang der Welt iſt der Anfang ihres Endes. Wie gewonnen, ſo zerronnen. Der Wille hat ſie ins Daſein gerufen, der Wille ruft ſie wieder zurück ins Nichts. Wann? die Zeit iſt gleich- gültig. Das Schwert, das ihr Todesurtheil vollſtreckt, ſchwebt ſtets über ihrem Nacken. Ihr Sein oder Nichtſein hängt
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Natur keine poſitive Bedeutung und folglich auch keinen
poſitiven Grund. Die eigentliche Schöpfung aus Nichts
iſt hier allein der zureichende Erklärungsgrund; denn ſie ſagt
nichts weiter als: die Natur iſt Nichts, ſpricht alſo präcis
die Bedeutung aus, welche die Natur für die abſolute Perſön-
lichkeit hat.
Das Geheimnitz der Vorſehung und Schöpfung aus
Nichts.
Die Schöpfung iſt das ausgeſprochene Wort Gottes,
das ſchöpferiſche kosmogenetiſche Wort, das innerliche, mit dem
Gedanken identiſche Wort. Ausſprechen iſt ein Willensact, die
Schöpfung alſo ein Product des Willens. Wie der Menſch
in dem Worte Gottes die Göttlichkeit des Wortes, ſo bejaht
er in der Schöpfung die Göttlichkeit des Willens, und
zwar nicht des Willens der Vernunft, ſondern des Willens
der Einbildungskraft, des abſolut ſubjectiven, unbe-
ſchränkten Willens. Der höchſte Gipfel des Subjectivi-
tätsprincips iſt die Schöpfung aus Nichts. Wie die Ewigkeit
der Welt oder Materie nichts weiter bedeutet als die Weſen-
haftigkeit der Materie; ſo bedeutet die Schöpfung der Welt
aus Nichts weiter nichts als die Nichtigkeit der Welt. Mit
dem Anfang eines Dings iſt unmittelbar dem Begriffe, wenn
auch nicht der Zeit nach, das Ende deſſelben geſetzt. Der An-
fang der Welt iſt der Anfang ihres Endes. Wie gewonnen,
ſo zerronnen. Der Wille hat ſie ins Daſein gerufen, der Wille
ruft ſie wieder zurück ins Nichts. Wann? die Zeit iſt gleich-
gültig. Das Schwert, das ihr Todesurtheil vollſtreckt, ſchwebt
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Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_christentum_1841/144>, abgerufen am 23.11.2024.
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