nommen worden war, noch mehr aber, daß die Ausübung der Maurerei auf den Verstand und das Herz ihrer Bekenner, doch nicht ohne alle Frucht geblieben sey. Er hatte über diesen Punkt sehr erfreuliche, aber auch sehr bittere Erfahrungen gemacht; er zwang sich, alle Erfahrungen zu ver- gessen, und immer fester und allein die Sache im Auge zu behalten. Doch dauerte es nicht gar lange, als er an einen Freund Folgendes schrieb: "Im Jahre 1796. begann ich den Bau mit der innigsten Ueberzeugung, daß die Materialien, mit denen ich bauen mußte (Ausnahmen abge- rechnet) theils roh, theils schwach, theils ver- dorben seyen. Ich hoffte auf die immer sich vermehrende bessere, oder von mir nur besser gedachte Nachkommenschaft, wählte aus den rohen und schwachen Materialien, die brauch- barsten aus, um sie als Grundsteine zu be- nutzen, stellte die Formen auf, erwartete vom Glücke die allmählige Herbeischaffung besserer Materialien, ließ es mir genügen, wenn man sich unter meiner Leitung, doch selbst gehend, auch nur kurzen Schrittes dem Besseren näherte und bemühte mich, so zu handeln wie ich einmal die Handlungsweise des ächt klugen Maurers hinzeichnete. Aber eng wurde es mir ums Herz. so oft ich in öffentlichen Blät- tern die Lobes-Erhebungen las, die man der Loge -- -- zollte, und ich die BB. N. N. N. N. welche im bürgerlichen Leben durchaus rechtliche Männer, aber von einer feineren
Kul-
nommen worden war, noch mehr aber, daß die Ausuͤbung der Maurerei auf den Verſtand und das Herz ihrer Bekenner, doch nicht ohne alle Frucht geblieben ſey. Er hatte uͤber dieſen Punkt ſehr erfreuliche, aber auch ſehr bittere Erfahrungen gemacht; er zwang ſich, alle Erfahrungen zu ver- geſſen, und immer feſter und allein die Sache im Auge zu behalten. Doch dauerte es nicht gar lange, als er an einen Freund Folgendes ſchrieb: „Im Jahre 1796. begann ich den Bau mit der innigſten Ueberzeugung, daß die Materialien, mit denen ich bauen mußte (Ausnahmen abge- rechnet) theils roh, theils ſchwach, theils ver- dorben ſeyen. Ich hoffte auf die immer ſich vermehrende beſſere, oder von mir nur beſſer gedachte Nachkommenſchaft, waͤhlte aus den rohen und ſchwachen Materialien, die brauch- barſten aus, um ſie als Grundſteine zu be- nutzen, ſtellte die Formen auf, erwartete vom Gluͤcke die allmaͤhlige Herbeiſchaffung beſſerer Materialien, ließ es mir genuͤgen, wenn man ſich unter meiner Leitung, doch ſelbſt gehend, auch nur kurzen Schrittes dem Beſſeren naͤherte und bemuͤhte mich, ſo zu handeln wie ich einmal die Handlungsweiſe des aͤcht klugen Maurers hinzeichnete. Aber eng wurde es mir ums Herz. ſo oft ich in oͤffentlichen Blaͤt- tern die Lobes-Erhebungen las, die man der Loge — — zollte, und ich die BB. N. N. N. N. welche im buͤrgerlichen Leben durchaus rechtliche Maͤnner, aber von einer feineren
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nommen worden war, noch mehr aber, daß die
Ausuͤbung der Maurerei auf den Verſtand und
das Herz ihrer Bekenner, doch nicht ohne alle
Frucht geblieben ſey. Er hatte uͤber dieſen Punkt
ſehr erfreuliche, aber auch ſehr bittere Erfahrungen
gemacht; er zwang ſich, alle Erfahrungen zu ver-
geſſen, und immer feſter und allein die Sache
im Auge zu behalten. Doch dauerte es nicht gar
lange, als er an einen Freund Folgendes ſchrieb:
„Im Jahre 1796. begann ich den Bau mit
der innigſten Ueberzeugung, daß die Materialien,
mit denen ich bauen mußte (Ausnahmen abge-
rechnet) theils roh, theils ſchwach, theils ver-
dorben ſeyen. Ich hoffte auf die immer ſich
vermehrende beſſere, oder von mir nur beſſer
gedachte Nachkommenſchaft, waͤhlte aus den
rohen und ſchwachen Materialien, die brauch-
barſten aus, um ſie als Grundſteine zu be-
nutzen, ſtellte die Formen auf, erwartete vom
Gluͤcke die allmaͤhlige Herbeiſchaffung beſſerer
Materialien, ließ es mir genuͤgen, wenn man
ſich unter meiner Leitung, doch ſelbſt gehend,
auch nur kurzen Schrittes dem Beſſeren
naͤherte und bemuͤhte mich, ſo zu handeln wie
ich einmal die Handlungsweiſe des aͤcht klugen
Maurers hinzeichnete. Aber eng wurde es
mir ums Herz. ſo oft ich in oͤffentlichen Blaͤt-
tern die Lobes-Erhebungen las, die man der
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/326>, abgerufen am 24.11.2024.
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