Ich. Sie betrachten also die Maurerei, als ein Geschäft ihrer Männer? -- Aber es ist doch ein Geschäft, das für Sie ein Geheimniß bleibt.
Mad. G. So? -- Wenn das bei Ihnen so ist, so muß es bei Ihnen entweder schlechte Mau- rer geben, die ihre Frauen nicht lieben, oder die Frauen müssen keine Augen haben. Hier wissen wir von keinem Geheimniß.
Ich. Sie haben vielleicht eine Adoptions-Loge?
Mad. G. Wenn Sie darunter eine L. ver- stehen, in der auch Weiber Zutritt haben, so irren Sie. Weiber gehören in keine L. und eine Mau- rerin würde mir sehr unweiblich und lächerlich vor- kommen. Nein, wir wissen nur, was unsere Män- ner in der Loge machen, und sehen es recht gern, wenn sie hingehen.
Ich. Ich gestehe, daß dies etwas seltenes ist.
Mad. G. Oder etwas Unerlaubtes, wollen Sie sagen. Wir sollen von der Maurerei nichts wissen, meinen Sie; aber, wie wäre dies möglich? -- Sehn Sie, ob unsere Männer in der Loge stehen oder sitzen, die Hände so oder so halten, den Hut auf dem Kopf oder unter dem Arme haben, das wissen wir nicht, würden es auch für sehr lächer- lich halten, darnach zu fragen. Aber wenn unsere Männer mit uns sprechen, auf eine Art, mit einer Helligkeit und Klarheit, ja ich möchte sagen Neu- heit, wie wir es weder in Büchern noch an andern Männern finden, so sagen wir: das ist maurerisch, und unsere Männer sagen dasselbe. -- Ich bin überzeugt, mein Herr! und ich rufe alle anwesende
Ich. Sie betrachten alſo die Maurerei, als ein Geſchaͤft ihrer Maͤnner? — Aber es iſt doch ein Geſchaͤft, das fuͤr Sie ein Geheimniß bleibt.
Mad. G. So? — Wenn das bei Ihnen ſo iſt, ſo muß es bei Ihnen entweder ſchlechte Mau- rer geben, die ihre Frauen nicht lieben, oder die Frauen muͤſſen keine Augen haben. Hier wiſſen wir von keinem Geheimniß.
Ich. Sie haben vielleicht eine Adoptions-Loge?
Mad. G. Wenn Sie darunter eine L. ver- ſtehen, in der auch Weiber Zutritt haben, ſo irren Sie. Weiber gehoͤren in keine L. und eine Mau- rerin wuͤrde mir ſehr unweiblich und laͤcherlich vor- kommen. Nein, wir wiſſen nur, was unſere Maͤn- ner in der Loge machen, und ſehen es recht gern, wenn ſie hingehen.
Ich. Ich geſtehe, daß dies etwas ſeltenes iſt.
Mad. G. Oder etwas Unerlaubtes, wollen Sie ſagen. Wir ſollen von der Maurerei nichts wiſſen, meinen Sie; aber, wie waͤre dies moͤglich? — Sehn Sie, ob unſere Maͤnner in der Loge ſtehen oder ſitzen, die Haͤnde ſo oder ſo halten, den Hut auf dem Kopf oder unter dem Arme haben, das wiſſen wir nicht, wuͤrden es auch fuͤr ſehr laͤcher- lich halten, darnach zu fragen. Aber wenn unſere Maͤnner mit uns ſprechen, auf eine Art, mit einer Helligkeit und Klarheit, ja ich moͤchte ſagen Neu- heit, wie wir es weder in Buͤchern noch an andern Maͤnnern finden, ſo ſagen wir: das iſt maureriſch, und unſere Maͤnner ſagen daſſelbe. — Ich bin uͤberzeugt, mein Herr! und ich rufe alle anweſende
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Ich. Sie betrachten alſo die Maurerei, als
ein Geſchaͤft ihrer Maͤnner? — Aber es iſt doch ein
Geſchaͤft, das fuͤr Sie ein Geheimniß bleibt.
Mad. G. So? — Wenn das bei Ihnen ſo
iſt, ſo muß es bei Ihnen entweder ſchlechte Mau-
rer geben, die ihre Frauen nicht lieben, oder die
Frauen muͤſſen keine Augen haben. Hier wiſſen
wir von keinem Geheimniß.
Ich. Sie haben vielleicht eine Adoptions-Loge?
Mad. G. Wenn Sie darunter eine L. ver-
ſtehen, in der auch Weiber Zutritt haben, ſo irren
Sie. Weiber gehoͤren in keine L. und eine Mau-
rerin wuͤrde mir ſehr unweiblich und laͤcherlich vor-
kommen. Nein, wir wiſſen nur, was unſere Maͤn-
ner in der Loge machen, und ſehen es recht gern,
wenn ſie hingehen.
Ich. Ich geſtehe, daß dies etwas ſeltenes iſt.
Mad. G. Oder etwas Unerlaubtes, wollen Sie
ſagen. Wir ſollen von der Maurerei nichts wiſſen,
meinen Sie; aber, wie waͤre dies moͤglich? —
Sehn Sie, ob unſere Maͤnner in der Loge ſtehen
oder ſitzen, die Haͤnde ſo oder ſo halten, den Hut
auf dem Kopf oder unter dem Arme haben, das
wiſſen wir nicht, wuͤrden es auch fuͤr ſehr laͤcher-
lich halten, darnach zu fragen. Aber wenn unſere
Maͤnner mit uns ſprechen, auf eine Art, mit einer
Helligkeit und Klarheit, ja ich moͤchte ſagen Neu-
heit, wie wir es weder in Buͤchern noch an andern
Maͤnnern finden, ſo ſagen wir: das iſt maureriſch,
und unſere Maͤnner ſagen daſſelbe. — Ich bin
uͤberzeugt, mein Herr! und ich rufe alle anweſende
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/273>, abgerufen am 16.02.2025.
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