Mitgliedern, die man überall mit Achtung nannte. Das freute mich. Es werden reiche und gute Män- ner seyn, dachte ich, die ihre Kräfte vereinigen, um Gutes zu wirken, Aufklärung zu verbreiten -- aber, wie es mit ihrer Maurerei steht, das ist noch sehr die Frage; eine Winkel-Loge ist es auf alle Fälle, denn, wie gesagt, ihr Name steht in keinem Verzeichniß irgend einer Gr. L. Endlich stieß ich bei meinen Nachforschungen, die ich nicht unter- ließ, auf einen Mann, von dem ich vermuthen konnte, daß er Maurer sey. Ich fand an ihm einen sehr unterrichteten Mann, der über alles mit einer Klarheit und Bestimmtheit sprach, die mir ungemein gefiel; ich machte ihm meine Zeichen, er achtete nicht darauf; ich sprach von berühmten maurerischen Orten und Personen, er schien sie nicht zu kennen, und unvermerkt hatte er mich in andre Gespräche verwickelt, über denen ich die Mau- rerei vergaß. -- Als er weggegangen war, -- es war nach der Table d'hote -- fragte ich den Wirth, ob dieser Herr zur L. gehöre. Allerdings, sagte dieser, Herr ++ ist einer der ältesten. Das ist wunderbar! dachte ich, Maurer zu seyn, und sich gegen einen Br. zu verbergen!
Nun beschloß ich, mich bei dem -- -- Rath M., den man mir als Maurer v. St. genannt hatte, ansagen zu lassen, um so mehr, da ich einen Brief an ihn hatte. Er nahm mich an; es war ein höchst liebenswürdiger alter Mann, der zur Ehr- furcht und Liebe hinriß, besonders wenn man ihn im Kreise seiner Familie sah. Er sprach mit
Mitgliedern, die man uͤberall mit Achtung nannte. Das freute mich. Es werden reiche und gute Maͤn- ner ſeyn, dachte ich, die ihre Kraͤfte vereinigen, um Gutes zu wirken, Aufklaͤrung zu verbreiten — aber, wie es mit ihrer Maurerei ſteht, das iſt noch ſehr die Frage; eine Winkel-Loge iſt es auf alle Faͤlle, denn, wie geſagt, ihr Name ſteht in keinem Verzeichniß irgend einer Gr. L. Endlich ſtieß ich bei meinen Nachforſchungen, die ich nicht unter- ließ, auf einen Mann, von dem ich vermuthen konnte, daß er Maurer ſey. Ich fand an ihm einen ſehr unterrichteten Mann, der uͤber alles mit einer Klarheit und Beſtimmtheit ſprach, die mir ungemein gefiel; ich machte ihm meine Zeichen, er achtete nicht darauf; ich ſprach von beruͤhmten maureriſchen Orten und Perſonen, er ſchien ſie nicht zu kennen, und unvermerkt hatte er mich in andre Geſpraͤche verwickelt, uͤber denen ich die Mau- rerei vergaß. — Als er weggegangen war, — es war nach der Table d’hote — fragte ich den Wirth, ob dieſer Herr zur L. gehoͤre. Allerdings, ſagte dieſer, Herr †† iſt einer der aͤlteſten. Das iſt wunderbar! dachte ich, Maurer zu ſeyn, und ſich gegen einen Br. zu verbergen!
Nun beſchloß ich, mich bei dem — — Rath M., den man mir als Maurer v. St. genannt hatte, anſagen zu laſſen, um ſo mehr, da ich einen Brief an ihn hatte. Er nahm mich an; es war ein hoͤchſt liebenswuͤrdiger alter Mann, der zur Ehr- furcht und Liebe hinriß, beſonders wenn man ihn im Kreiſe ſeiner Familie ſah. Er ſprach mit
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0241"n="219"/>
Mitgliedern, die man uͤberall mit Achtung nannte.<lb/>
Das freute mich. Es werden reiche und gute Maͤn-<lb/>
ner ſeyn, dachte ich, die ihre Kraͤfte vereinigen, um<lb/>
Gutes zu wirken, Aufklaͤrung zu verbreiten — aber,<lb/>
wie es mit ihrer <hirendition="#g">Maurerei</hi>ſteht, das iſt noch<lb/>ſehr die Frage; eine Winkel-Loge iſt es auf alle<lb/>
Faͤlle, denn, wie geſagt, ihr Name ſteht in keinem<lb/>
Verzeichniß irgend einer Gr. L. Endlich ſtieß ich<lb/>
bei meinen Nachforſchungen, die ich nicht unter-<lb/>
ließ, auf einen Mann, von dem ich vermuthen<lb/>
konnte, daß er Maurer ſey. Ich fand an ihm<lb/>
einen ſehr unterrichteten Mann, der uͤber alles mit<lb/>
einer Klarheit und Beſtimmtheit ſprach, die mir<lb/>
ungemein gefiel; ich machte ihm meine Zeichen, er<lb/>
achtete nicht darauf; ich ſprach von beruͤhmten<lb/>
maureriſchen Orten und Perſonen, er ſchien ſie<lb/>
nicht zu kennen, und unvermerkt hatte er mich in<lb/>
andre Geſpraͤche verwickelt, uͤber denen ich die Mau-<lb/>
rerei vergaß. — Als er weggegangen war, — es<lb/>
war nach der <hirendition="#aq">Table d’hote</hi>— fragte ich den<lb/>
Wirth, ob dieſer Herr zur L. gehoͤre. Allerdings,<lb/>ſagte dieſer, Herr †† iſt einer der aͤlteſten. Das<lb/>
iſt wunderbar! dachte ich, Maurer zu ſeyn, und<lb/>ſich gegen einen Br. zu verbergen!</p><lb/><p>Nun beſchloß ich, mich bei dem —— Rath <hirendition="#aq">M.</hi>,<lb/>
den man mir als Maurer v. St. genannt hatte,<lb/>
anſagen zu laſſen, um ſo mehr, da ich einen Brief<lb/>
an ihn hatte. Er nahm mich an; es war ein<lb/>
hoͤchſt liebenswuͤrdiger alter Mann, der zur Ehr-<lb/>
furcht und Liebe hinriß, beſonders wenn man ihn<lb/>
im Kreiſe ſeiner Familie ſah. Er ſprach mit<lb/></p></div></body></text></TEI>
[219/0241]
Mitgliedern, die man uͤberall mit Achtung nannte.
Das freute mich. Es werden reiche und gute Maͤn-
ner ſeyn, dachte ich, die ihre Kraͤfte vereinigen, um
Gutes zu wirken, Aufklaͤrung zu verbreiten — aber,
wie es mit ihrer Maurerei ſteht, das iſt noch
ſehr die Frage; eine Winkel-Loge iſt es auf alle
Faͤlle, denn, wie geſagt, ihr Name ſteht in keinem
Verzeichniß irgend einer Gr. L. Endlich ſtieß ich
bei meinen Nachforſchungen, die ich nicht unter-
ließ, auf einen Mann, von dem ich vermuthen
konnte, daß er Maurer ſey. Ich fand an ihm
einen ſehr unterrichteten Mann, der uͤber alles mit
einer Klarheit und Beſtimmtheit ſprach, die mir
ungemein gefiel; ich machte ihm meine Zeichen, er
achtete nicht darauf; ich ſprach von beruͤhmten
maureriſchen Orten und Perſonen, er ſchien ſie
nicht zu kennen, und unvermerkt hatte er mich in
andre Geſpraͤche verwickelt, uͤber denen ich die Mau-
rerei vergaß. — Als er weggegangen war, — es
war nach der Table d’hote — fragte ich den
Wirth, ob dieſer Herr zur L. gehoͤre. Allerdings,
ſagte dieſer, Herr †† iſt einer der aͤlteſten. Das
iſt wunderbar! dachte ich, Maurer zu ſeyn, und
ſich gegen einen Br. zu verbergen!
Nun beſchloß ich, mich bei dem — — Rath M.,
den man mir als Maurer v. St. genannt hatte,
anſagen zu laſſen, um ſo mehr, da ich einen Brief
an ihn hatte. Er nahm mich an; es war ein
hoͤchſt liebenswuͤrdiger alter Mann, der zur Ehr-
furcht und Liebe hinriß, beſonders wenn man ihn
im Kreiſe ſeiner Familie ſah. Er ſprach mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/241>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.