"Du kannst auch alsdann noch immer glauben, "daß ich zu stolz bin, um Dich mit einer Un- "terschrift zu belügen. Als Dein Treuergebener "warne ich Dich, nicht nach zu schreiben von der "Loge R. Y. was Dir mit dem Scheine der "Rechtlichkeit angethane Freßbrüder, oder Men- "schen, die aus der Loge R. Y. einen Tummel- "platz ihrer kindischen Eitelkeit oder kleinlichen "Ruhmsucht machen wollten, und nicht von mir, "sondern von der Totalität mit verdienter Ver- "achtung zurückgewiesen worden sind, von der "Loge R. Y. a priori vorconstruiren; denn Du "würdest Ungerechtigkeiten begehen, und als con- "sequenter Mann mußt Du Dich vor Ungerech- "tigkeiten hüten. Ich bin kein Freund von "H**rn, weil ich viel wider sie gehört habe; "eben aber weil ich nur gehört, nicht gesehen habe, "werde ich nie etwas gegen die H**r schreiben. "Gott selbst kann keine begangene Ungerechtigkeit "wieder ausgleichen.
"Der Unterschied zwischen mir und Dir ist "nicht der, daß Dein Herz blutet, und mein Cha- "racter porös ist, sondern der, daß mein Herz "schon ausgeblutet hatte, ehe das deinige noch an- "fing zu bluten.
"Beherrsche Deine Eigenliebe, und fordere nicht "daß Dein Ideal, das Ideal aller Menschen "werden soll. Liebe Dein Ideal, bilde es aus, "erhöhe es; aber habe Achtung gegen die Ideale "anderer Menschen, und verachte nur den, dessen
„Du kannſt auch alsdann noch immer glauben, „daß ich zu ſtolz bin, um Dich mit einer Un- „terſchrift zu beluͤgen. Als Dein Treuergebener „warne ich Dich, nicht nach zu ſchreiben von der „Loge R. Y. was Dir mit dem Scheine der „Rechtlichkeit angethane Freßbruͤder, oder Men- „ſchen, die aus der Loge R. Y. einen Tummel- „platz ihrer kindiſchen Eitelkeit oder kleinlichen „Ruhmſucht machen wollten, und nicht von mir, „ſondern von der Totalitaͤt mit verdienter Ver- „achtung zuruͤckgewieſen worden ſind, von der „Loge R. Y. a priori vorconſtruiren; denn Du „wuͤrdeſt Ungerechtigkeiten begehen, und als con- „ſequenter Mann mußt Du Dich vor Ungerech- „tigkeiten huͤten. Ich bin kein Freund von „H**rn, weil ich viel wider ſie gehoͤrt habe; „eben aber weil ich nur gehoͤrt, nicht geſehen habe, „werde ich nie etwas gegen die H**r ſchreiben. „Gott ſelbſt kann keine begangene Ungerechtigkeit „wieder ausgleichen.
„Der Unterſchied zwiſchen mir und Dir iſt „nicht der, daß Dein Herz blutet, und mein Cha- „racter poroͤs iſt, ſondern der, daß mein Herz „ſchon ausgeblutet hatte, ehe das deinige noch an- „fing zu bluten.
„Beherrſche Deine Eigenliebe, und fordere nicht „daß Dein Ideal, das Ideal aller Menſchen „werden ſoll. Liebe Dein Ideal, bilde es aus, „erhoͤhe es; aber habe Achtung gegen die Ideale „anderer Menſchen, und verachte nur den, deſſen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0133"n="111"/>„Du kannſt auch alsdann noch immer glauben,<lb/>„daß ich zu ſtolz bin, um Dich mit einer Un-<lb/>„terſchrift zu beluͤgen. Als Dein Treuergebener<lb/>„warne ich Dich, nicht nach zu ſchreiben von der<lb/>„Loge <hirendition="#aq">R. Y.</hi> was Dir mit dem Scheine der<lb/>„Rechtlichkeit angethane Freßbruͤder, oder Men-<lb/>„ſchen, die aus der Loge <hirendition="#aq">R. Y.</hi> einen Tummel-<lb/>„platz ihrer kindiſchen Eitelkeit oder kleinlichen<lb/>„Ruhmſucht machen wollten, und nicht von mir,<lb/>„ſondern von der Totalitaͤt mit verdienter Ver-<lb/>„achtung zuruͤckgewieſen worden ſind, von der<lb/>„Loge <hirendition="#aq">R. Y. a priori</hi> vorconſtruiren; denn Du<lb/>„wuͤrdeſt Ungerechtigkeiten begehen, und als con-<lb/>„ſequenter Mann mußt Du Dich vor Ungerech-<lb/>„tigkeiten huͤten. Ich bin kein Freund von<lb/>„H**rn, weil ich viel wider ſie gehoͤrt habe;<lb/>„eben aber weil ich nur gehoͤrt, nicht geſehen habe,<lb/>„werde ich nie etwas gegen die H**r ſchreiben.<lb/>„Gott ſelbſt kann keine begangene Ungerechtigkeit<lb/>„wieder ausgleichen.</p><lb/><p>„Der Unterſchied zwiſchen mir und Dir iſt<lb/>„nicht der, daß Dein Herz blutet, und mein Cha-<lb/>„racter poroͤs iſt, ſondern der, daß mein Herz<lb/>„ſchon ausgeblutet hatte, ehe das deinige noch an-<lb/>„fing zu bluten.</p><lb/><p>„Beherrſche Deine Eigenliebe, und fordere nicht<lb/>„daß Dein Ideal, das Ideal aller Menſchen<lb/>„werden ſoll. Liebe Dein Ideal, bilde es aus,<lb/>„erhoͤhe es; aber habe Achtung gegen die Ideale<lb/>„anderer Menſchen, und verachte nur den, deſſen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[111/0133]
„Du kannſt auch alsdann noch immer glauben,
„daß ich zu ſtolz bin, um Dich mit einer Un-
„terſchrift zu beluͤgen. Als Dein Treuergebener
„warne ich Dich, nicht nach zu ſchreiben von der
„Loge R. Y. was Dir mit dem Scheine der
„Rechtlichkeit angethane Freßbruͤder, oder Men-
„ſchen, die aus der Loge R. Y. einen Tummel-
„platz ihrer kindiſchen Eitelkeit oder kleinlichen
„Ruhmſucht machen wollten, und nicht von mir,
„ſondern von der Totalitaͤt mit verdienter Ver-
„achtung zuruͤckgewieſen worden ſind, von der
„Loge R. Y. a priori vorconſtruiren; denn Du
„wuͤrdeſt Ungerechtigkeiten begehen, und als con-
„ſequenter Mann mußt Du Dich vor Ungerech-
„tigkeiten huͤten. Ich bin kein Freund von
„H**rn, weil ich viel wider ſie gehoͤrt habe;
„eben aber weil ich nur gehoͤrt, nicht geſehen habe,
„werde ich nie etwas gegen die H**r ſchreiben.
„Gott ſelbſt kann keine begangene Ungerechtigkeit
„wieder ausgleichen.
„Der Unterſchied zwiſchen mir und Dir iſt
„nicht der, daß Dein Herz blutet, und mein Cha-
„racter poroͤs iſt, ſondern der, daß mein Herz
„ſchon ausgeblutet hatte, ehe das deinige noch an-
„fing zu bluten.
„Beherrſche Deine Eigenliebe, und fordere nicht
„daß Dein Ideal, das Ideal aller Menſchen
„werden ſoll. Liebe Dein Ideal, bilde es aus,
„erhoͤhe es; aber habe Achtung gegen die Ideale
„anderer Menſchen, und verachte nur den, deſſen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/133>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.