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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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"Du kannst auch alsdann noch immer glauben,
"daß ich zu stolz bin, um Dich mit einer Un-
"terschrift zu belügen. Als Dein Treuergebener
"warne ich Dich, nicht nach zu schreiben von der
"Loge R. Y. was Dir mit dem Scheine der
"Rechtlichkeit angethane Freßbrüder, oder Men-
"schen, die aus der Loge R. Y. einen Tummel-
"platz ihrer kindischen Eitelkeit oder kleinlichen
"Ruhmsucht machen wollten, und nicht von mir,
"sondern von der Totalität mit verdienter Ver-
"achtung zurückgewiesen worden sind, von der
"Loge R. Y. a priori vorconstruiren; denn Du
"würdest Ungerechtigkeiten begehen, und als con-
"sequenter Mann mußt Du Dich vor Ungerech-
"tigkeiten hüten. Ich bin kein Freund von
"H**rn, weil ich viel wider sie gehört habe;
"eben aber weil ich nur gehört, nicht gesehen habe,
"werde ich nie etwas gegen die H**r schreiben.
"Gott selbst kann keine begangene Ungerechtigkeit
"wieder ausgleichen.

"Der Unterschied zwischen mir und Dir ist
"nicht der, daß Dein Herz blutet, und mein Cha-
"racter porös ist, sondern der, daß mein Herz
"schon ausgeblutet hatte, ehe das deinige noch an-
"fing zu bluten.

"Beherrsche Deine Eigenliebe, und fordere nicht
"daß Dein Ideal, das Ideal aller Menschen
"werden soll. Liebe Dein Ideal, bilde es aus,
"erhöhe es; aber habe Achtung gegen die Ideale
"anderer Menschen, und verachte nur den, dessen

„Du kannſt auch alsdann noch immer glauben,
„daß ich zu ſtolz bin, um Dich mit einer Un-
„terſchrift zu beluͤgen. Als Dein Treuergebener
„warne ich Dich, nicht nach zu ſchreiben von der
„Loge R. Y. was Dir mit dem Scheine der
„Rechtlichkeit angethane Freßbruͤder, oder Men-
„ſchen, die aus der Loge R. Y. einen Tummel-
„platz ihrer kindiſchen Eitelkeit oder kleinlichen
„Ruhmſucht machen wollten, und nicht von mir,
„ſondern von der Totalitaͤt mit verdienter Ver-
„achtung zuruͤckgewieſen worden ſind, von der
„Loge R. Y. a priori vorconſtruiren; denn Du
„wuͤrdeſt Ungerechtigkeiten begehen, und als con-
„ſequenter Mann mußt Du Dich vor Ungerech-
„tigkeiten huͤten. Ich bin kein Freund von
„H**rn, weil ich viel wider ſie gehoͤrt habe;
„eben aber weil ich nur gehoͤrt, nicht geſehen habe,
„werde ich nie etwas gegen die H**r ſchreiben.
„Gott ſelbſt kann keine begangene Ungerechtigkeit
„wieder ausgleichen.

„Der Unterſchied zwiſchen mir und Dir iſt
„nicht der, daß Dein Herz blutet, und mein Cha-
„racter poroͤs iſt, ſondern der, daß mein Herz
„ſchon ausgeblutet hatte, ehe das deinige noch an-
„fing zu bluten.

„Beherrſche Deine Eigenliebe, und fordere nicht
„daß Dein Ideal, das Ideal aller Menſchen
„werden ſoll. Liebe Dein Ideal, bilde es aus,
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[111/0133] „Du kannſt auch alsdann noch immer glauben, „daß ich zu ſtolz bin, um Dich mit einer Un- „terſchrift zu beluͤgen. Als Dein Treuergebener „warne ich Dich, nicht nach zu ſchreiben von der „Loge R. Y. was Dir mit dem Scheine der „Rechtlichkeit angethane Freßbruͤder, oder Men- „ſchen, die aus der Loge R. Y. einen Tummel- „platz ihrer kindiſchen Eitelkeit oder kleinlichen „Ruhmſucht machen wollten, und nicht von mir, „ſondern von der Totalitaͤt mit verdienter Ver- „achtung zuruͤckgewieſen worden ſind, von der „Loge R. Y. a priori vorconſtruiren; denn Du „wuͤrdeſt Ungerechtigkeiten begehen, und als con- „ſequenter Mann mußt Du Dich vor Ungerech- „tigkeiten huͤten. Ich bin kein Freund von „H**rn, weil ich viel wider ſie gehoͤrt habe; „eben aber weil ich nur gehoͤrt, nicht geſehen habe, „werde ich nie etwas gegen die H**r ſchreiben. „Gott ſelbſt kann keine begangene Ungerechtigkeit „wieder ausgleichen. „Der Unterſchied zwiſchen mir und Dir iſt „nicht der, daß Dein Herz blutet, und mein Cha- „racter poroͤs iſt, ſondern der, daß mein Herz „ſchon ausgeblutet hatte, ehe das deinige noch an- „fing zu bluten. „Beherrſche Deine Eigenliebe, und fordere nicht „daß Dein Ideal, das Ideal aller Menſchen „werden ſoll. Liebe Dein Ideal, bilde es aus, „erhoͤhe es; aber habe Achtung gegen die Ideale „anderer Menſchen, und verachte nur den, deſſen

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/133>, abgerufen am 24.11.2024.