versteht sich doch nur von Angesicht, und der äußern Oberfläche nach, wie überhaupt die Kenntnisse der- gleichen Lebenslaufer sind.
"Feßler ist ein guter Philosoph, aber er "schwärmt und will schlechterdings nichts als "Kantische Philosophie aus der Maurerei "heraus erklären, oder sie vielmehr in sie hin- "eintragen."
Wie Feßler dies gethan hat, mögen die Leser aus einem, dem Bruder Feßler und der Loge R. Y. von einem halb boshaften und halb verrückten Ex-Bruder gestohlnen Aufsatz, der in eben diesem maurerischen Taschenbuch, unter dem Titel Geist des Ordens vorkommt, ersehen. -- Bei der in Berlin herrschenden Logen-Frivolität heißt den, nur nach Genuß und Zeitvertreib strebenden Logen-Brü- dern, alles, Kantische, Fichtische, Schlegelsche Philosophie, was sie die Verwahrlosung ihrer Erziehung und Bildung fühlen läßt, oder was sie zu dem, ihnen so ver haßten Denken auffordert.
"Dabey halte ich ihn für sehr von sich einge- "nommen und projectvoll."
Das erstere werden alle die für eine Unwahr- heit erklären, die mit Feßler, ohne ihm im- poniren zu wollen, auch nur vierzehn Tage ver- traut umgegangen sind. Ungegründeten Präten- sionen und Protections-Mienen setzt er das ganze Selbstgefühl des Mannes, der nicht Ursache hat, noch es der Mühe werth hält, mehr oder weniger scheinen zu wollen, als er wirklich ist, entgegen. Das ist nun so seine Eigenheit, die ihn zugleich
verſteht ſich doch nur von Angeſicht, und der aͤußern Oberflaͤche nach, wie uͤberhaupt die Kenntniſſe der- gleichen Lebenslaufer ſind.
„Feßler iſt ein guter Philoſoph, aber er „ſchwaͤrmt und will ſchlechterdings nichts als „Kantiſche Philoſophie aus der Maurerei „heraus erklaͤren, oder ſie vielmehr in ſie hin- „eintragen.“
Wie Feßler dies gethan hat, moͤgen die Leſer aus einem, dem Bruder Feßler und der Loge R. Y. von einem halb boshaften und halb verruͤckten Ex-Bruder geſtohlnen Aufſatz, der in eben dieſem maureriſchen Taſchenbuch, unter dem Titel Geiſt des Ordens vorkommt, erſehen. — Bei der in Berlin herrſchenden Logen-Frivolitaͤt heißt den, nur nach Genuß und Zeitvertreib ſtrebenden Logen-Bruͤ- dern, alles, Kantiſche, Fichtiſche, Schlegelſche Philoſophie, was ſie die Verwahrloſung ihrer Erziehung und Bildung fuͤhlen laͤßt, oder was ſie zu dem, ihnen ſo ver haßten Denken auffordert.
„Dabey halte ich ihn fuͤr ſehr von ſich einge- „nommen und projectvoll.“
Das erſtere werden alle die fuͤr eine Unwahr- heit erklaͤren, die mit Feßler, ohne ihm im- poniren zu wollen, auch nur vierzehn Tage ver- traut umgegangen ſind. Ungegruͤndeten Praͤten- ſionen und Protections-Mienen ſetzt er das ganze Selbſtgefuͤhl des Mannes, der nicht Urſache hat, noch es der Muͤhe werth haͤlt, mehr oder weniger ſcheinen zu wollen, als er wirklich iſt, entgegen. Das iſt nun ſo ſeine Eigenheit, die ihn zugleich
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verſteht ſich doch nur von Angeſicht, und der aͤußern
Oberflaͤche nach, wie uͤberhaupt die Kenntniſſe der-
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„Feßler iſt ein guter Philoſoph, aber er
„ſchwaͤrmt und will ſchlechterdings nichts als
„Kantiſche Philoſophie aus der Maurerei
„heraus erklaͤren, oder ſie vielmehr in ſie hin-
„eintragen.“
Wie Feßler dies gethan hat, moͤgen die Leſer
aus einem, dem Bruder Feßler und der Loge R.
Y. von einem halb boshaften und halb verruͤckten
Ex-Bruder geſtohlnen Aufſatz, der in eben dieſem
maureriſchen Taſchenbuch, unter dem Titel Geiſt
des Ordens vorkommt, erſehen. — Bei der in
Berlin herrſchenden Logen-Frivolitaͤt heißt den, nur
nach Genuß und Zeitvertreib ſtrebenden Logen-Bruͤ-
dern, alles, Kantiſche, Fichtiſche, Schlegelſche
Philoſophie, was ſie die Verwahrloſung ihrer
Erziehung und Bildung fuͤhlen laͤßt, oder was ſie
zu dem, ihnen ſo ver haßten Denken auffordert.
„Dabey halte ich ihn fuͤr ſehr von ſich einge-
„nommen und projectvoll.“
Das erſtere werden alle die fuͤr eine Unwahr-
heit erklaͤren, die mit Feßler, ohne ihm im-
poniren zu wollen, auch nur vierzehn Tage ver-
traut umgegangen ſind. Ungegruͤndeten Praͤten-
ſionen und Protections-Mienen ſetzt er das ganze
Selbſtgefuͤhl des Mannes, der nicht Urſache hat,
noch es der Muͤhe werth haͤlt, mehr oder weniger
ſcheinen zu wollen, als er wirklich iſt, entgegen.
Das iſt nun ſo ſeine Eigenheit, die ihn zugleich
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/108>, abgerufen am 16.07.2024.
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