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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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man war zum voraus überzeugt, daß er so wie
er sprach, dachte und handelte: man hörte ihn
mit Achtung und folgte ihm mit Bereitwilligkeit.
Die Brüderschaft gewann durch ihn an Wohl-
stand, Festigkeit und Ordnung.



Endlich soll ich den Verlust bestimmen, den
wir Zurückgebliebenen durch das Heimkehren un-
serer Brüder in unserm gemeinschaftlichen Wirken
erlitten haben.

Die Maurerische Wirksamkeit wird hier nur
angefangen; dort, wo unsere Brüder jetzt sind,
wird sie rascher fortgesetzt und vollendet. Der
Tod unterbricht zwischen den Zurückgebliebenen
und Heimgekehrten nur die Erscheinung des Wir-
kens, nicht die moralische Wirksamkeit selbst; diese
ist eben so hoch über den kleinen Raum zwischen
der Wiege und dem Sarge erhaben, als die mo-
ralische Welt unendlich über denselben ausgedehnt
ist. So viel also unser Herz und unsere geselligen
Kreise durch das Verschwinden unserer geliebten
Brüder an Genuß und Freude verlohren haben:
so ist für unser gemeinschaftliches, nicht für die
Zeit, sondern für die Ewigkeit berechnet es, nicht
auf diese Sinnenwelt beschränktes, sondern auf
eine höhere Welt hingerichtetes, moralisches Wir-
ken, ihr Hinscheiden in das Reich des Lichtes
und der Erkenntniß, mehr ein Gewinn als ein
Verlust. Die Verklärten haben, zu der Aufnahme
von Männern ihre Zustimmung gegeben, an de-

man war zum voraus uͤberzeugt, daß er ſo wie
er ſprach, dachte und handelte: man hoͤrte ihn
mit Achtung und folgte ihm mit Bereitwilligkeit.
Die Bruͤderſchaft gewann durch ihn an Wohl-
ſtand, Feſtigkeit und Ordnung.



Endlich ſoll ich den Verluſt beſtimmen, den
wir Zuruͤckgebliebenen durch das Heimkehren un-
ſerer Bruͤder in unſerm gemeinſchaftlichen Wirken
erlitten haben.

Die Maureriſche Wirkſamkeit wird hier nur
angefangen; dort, wo unſere Bruͤder jetzt ſind,
wird ſie raſcher fortgeſetzt und vollendet. Der
Tod unterbricht zwiſchen den Zuruͤckgebliebenen
und Heimgekehrten nur die Erſcheinung des Wir-
kens, nicht die moraliſche Wirkſamkeit ſelbſt; dieſe
iſt eben ſo hoch uͤber den kleinen Raum zwiſchen
der Wiege und dem Sarge erhaben, als die mo-
raliſche Welt unendlich uͤber denſelben ausgedehnt
iſt. So viel alſo unſer Herz und unſere geſelligen
Kreiſe durch das Verſchwinden unſerer geliebten
Bruͤder an Genuß und Freude verlohren haben:
ſo iſt fuͤr unſer gemeinſchaftliches, nicht fuͤr die
Zeit, ſondern fuͤr die Ewigkeit berechnet es, nicht
auf dieſe Sinnenwelt beſchraͤnktes, ſondern auf
eine hoͤhere Welt hingerichtetes, moraliſches Wir-
ken, ihr Hinſcheiden in das Reich des Lichtes
und der Erkenntniß, mehr ein Gewinn als ein
Verluſt. Die Verklaͤrten haben, zu der Aufnahme
von Maͤnnern ihre Zuſtimmung gegeben, an de-

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[196/0214] man war zum voraus uͤberzeugt, daß er ſo wie er ſprach, dachte und handelte: man hoͤrte ihn mit Achtung und folgte ihm mit Bereitwilligkeit. Die Bruͤderſchaft gewann durch ihn an Wohl- ſtand, Feſtigkeit und Ordnung. Endlich ſoll ich den Verluſt beſtimmen, den wir Zuruͤckgebliebenen durch das Heimkehren un- ſerer Bruͤder in unſerm gemeinſchaftlichen Wirken erlitten haben. Die Maureriſche Wirkſamkeit wird hier nur angefangen; dort, wo unſere Bruͤder jetzt ſind, wird ſie raſcher fortgeſetzt und vollendet. Der Tod unterbricht zwiſchen den Zuruͤckgebliebenen und Heimgekehrten nur die Erſcheinung des Wir- kens, nicht die moraliſche Wirkſamkeit ſelbſt; dieſe iſt eben ſo hoch uͤber den kleinen Raum zwiſchen der Wiege und dem Sarge erhaben, als die mo- raliſche Welt unendlich uͤber denſelben ausgedehnt iſt. So viel alſo unſer Herz und unſere geſelligen Kreiſe durch das Verſchwinden unſerer geliebten Bruͤder an Genuß und Freude verlohren haben: ſo iſt fuͤr unſer gemeinſchaftliches, nicht fuͤr die Zeit, ſondern fuͤr die Ewigkeit berechnet es, nicht auf dieſe Sinnenwelt beſchraͤnktes, ſondern auf eine hoͤhere Welt hingerichtetes, moraliſches Wir- ken, ihr Hinſcheiden in das Reich des Lichtes und der Erkenntniß, mehr ein Gewinn als ein Verluſt. Die Verklaͤrten haben, zu der Aufnahme von Maͤnnern ihre Zuſtimmung gegeben, an de-

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/214>, abgerufen am 01.05.2024.