Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.machen. Denn Abra-Catabra ist ein abergläubiges Wort, von dem man Allein dergleichen Marcktschreyerey findet sich in der Wahrheit nicht Gleichwie nun die Marcktschreyer ihre schönen Privilegia und herrlichen Die Italiäner errichten gelehrte Gesellschafften, und trachen solche brachte
machen. Denn Abra-Catabra iſt ein aberglaͤubiges Wort, von dem man Allein dergleichen Marcktſchreyerey findet ſich in der Wahrheit nicht Gleichwie nun die Marcktſchreyer ihre ſchoͤnen Privilegia und herrlichen Die Italiaͤner errichten gelehrte Geſellſchafften, und trachen ſolche brachte
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0236" n="192"/> machen. Denn <hi rendition="#fr">Abra-Catabra</hi> iſt ein aberglaͤubiges Wort, von dem man<lb/> ſaget, daß wann es nach einer gewiſſen Art, auf einen Zeddel geſchrieben, und<lb/> als ein <hi rendition="#aq">Amulet</hi> um den Hals gehangen wird, daſſelbe eine <hi rendition="#aq">magi</hi>ſche Krafft zur<lb/> Vertreibung derer Kranckheiten in ſich fuͤhren ſolle.</p><lb/> <p>Allein dergleichen <hi rendition="#fr">Marcktſchreyerey</hi> findet ſich in der Wahrheit nicht<lb/> nur bey denen <hi rendition="#aq">Medicis,</hi> ſondern man trifft allenthalben unter denen Gelehrten<lb/> ſolche liebe Herren an, welche meynen, daß ſie biß in den dritten Himmel erha-<lb/> ben ſeynd, wann ihre matte Seele denjenigen Ruhm, wornach ſie lange Zeit<lb/> geſchnappet hat, wie ein Fiſch nach dem friſchen Waſſer, nunmehro allmaͤhlig<lb/> zu erlangen anfaͤnget.</p><lb/> <p>Gleichwie nun die <hi rendition="#fr">Marcktſchreyer</hi> ihre ſchoͤnen <hi rendition="#aq">Privilegia</hi> und herrlichen<lb/> Zeugniſſe allenthalben auszubreiten pflegen; alſo findet man unter denen Ge-<lb/> lehrten nicht wenige, die ihren groͤſten Ruhm und Vergnuͤgen in neuen wohl-<lb/> ausgekuͤnſtelten <hi rendition="#fr">Ehren-Titeln</hi> ſuchen. In <hi rendition="#fr">Spanien</hi> ſind die <hi rendition="#fr">Ertz-Welt-</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Ertz-Geſchichtſchreiber,</hi> nebſt denen <hi rendition="#fr">Ertz-</hi> und <hi rendition="#fr">Ober-</hi><hi rendition="#aq">Mathematicis</hi><lb/> nicht unbekannt, und welche dieſe treffliche Benennungen von dem <hi rendition="#fr">Koͤnig</hi> er-<lb/> langet haben, die muͤſten nothwendig in der <hi rendition="#fr">Hiſtorie,</hi> <hi rendition="#aq">Mathematic</hi> und andern<lb/> dergleichen Wiſſenſchafften <hi rendition="#aq">en chef commandi</hi>ren.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Italiaͤner</hi> errichten <hi rendition="#fr">gelehrte Geſellſchafften,</hi> und trachen ſolche<lb/> durch allerhand ſeltſame und laͤcherliche Namen beruͤhmt zu machen, wie da<lb/> ſind die <hi rendition="#aq">Argonauten, Seraphiner,</hi> H<hi rendition="#fr">och erhabenen, Entbrannten;</hi> <hi rendition="#aq">Olym-<lb/> phi</hi><hi rendition="#fr">ſchen, Jungfraͤulichen, Eingethronten;</hi> wie nicht weniger die <hi rendition="#fr">Dunck-<lb/> len, Unreifen, Unfruchtbaren, Hartnaͤckigen, Verfinſterten, Muͤßi-<lb/> gen, Verſchlaffenen, Untuͤchtigen,</hi> und <hi rendition="#fr">Phantaſtiſchen.</hi> Ja einige von<lb/> beſagten <hi rendition="#fr">Italiaͤnern</hi> ſind ſo gar gewohnt ihre eigene Namen zu veraͤndern.<lb/> Alſo haben vornemlich zur Zeit <hi rendition="#fr">Pabſts</hi> <hi rendition="#aq">Pauli II. Majoragius</hi> und andere, nach<lb/> dem Beyſpiel des <hi rendition="#aq">Pomponius Lætus,</hi> ihre Geburts-Namen abgeleget, weil<lb/> ihnen ſolche allzuneu geſchienen, und davor <hi rendition="#fr">alte Roͤmiſche</hi> angenommen.<lb/> Aber, daß ich wieder auf die Titel komme, ſo muß ich hier derer zwey verbitter-<lb/> ten Feinde des <hi rendition="#aq">Julius Cæſar Scaligers,</hi> und des ſchon in der vorigen Abhand-<lb/> lung erwehnten Caſpar <hi rendition="#aq">Scioppius,</hi> oder <hi rendition="#aq">Schoppius,</hi> nicht vergeſſen. Denn<lb/> jener hat, durch vielfaͤltig eingeholte, und mit groſſer Muͤhe zuſammen ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">brachte</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0236]
machen. Denn Abra-Catabra iſt ein aberglaͤubiges Wort, von dem man
ſaget, daß wann es nach einer gewiſſen Art, auf einen Zeddel geſchrieben, und
als ein Amulet um den Hals gehangen wird, daſſelbe eine magiſche Krafft zur
Vertreibung derer Kranckheiten in ſich fuͤhren ſolle.
Allein dergleichen Marcktſchreyerey findet ſich in der Wahrheit nicht
nur bey denen Medicis, ſondern man trifft allenthalben unter denen Gelehrten
ſolche liebe Herren an, welche meynen, daß ſie biß in den dritten Himmel erha-
ben ſeynd, wann ihre matte Seele denjenigen Ruhm, wornach ſie lange Zeit
geſchnappet hat, wie ein Fiſch nach dem friſchen Waſſer, nunmehro allmaͤhlig
zu erlangen anfaͤnget.
Gleichwie nun die Marcktſchreyer ihre ſchoͤnen Privilegia und herrlichen
Zeugniſſe allenthalben auszubreiten pflegen; alſo findet man unter denen Ge-
lehrten nicht wenige, die ihren groͤſten Ruhm und Vergnuͤgen in neuen wohl-
ausgekuͤnſtelten Ehren-Titeln ſuchen. In Spanien ſind die Ertz-Welt-
und Ertz-Geſchichtſchreiber, nebſt denen Ertz- und Ober-Mathematicis
nicht unbekannt, und welche dieſe treffliche Benennungen von dem Koͤnig er-
langet haben, die muͤſten nothwendig in der Hiſtorie, Mathematic und andern
dergleichen Wiſſenſchafften en chef commandiren.
Die Italiaͤner errichten gelehrte Geſellſchafften, und trachen ſolche
durch allerhand ſeltſame und laͤcherliche Namen beruͤhmt zu machen, wie da
ſind die Argonauten, Seraphiner, Hoch erhabenen, Entbrannten; Olym-
phiſchen, Jungfraͤulichen, Eingethronten; wie nicht weniger die Dunck-
len, Unreifen, Unfruchtbaren, Hartnaͤckigen, Verfinſterten, Muͤßi-
gen, Verſchlaffenen, Untuͤchtigen, und Phantaſtiſchen. Ja einige von
beſagten Italiaͤnern ſind ſo gar gewohnt ihre eigene Namen zu veraͤndern.
Alſo haben vornemlich zur Zeit Pabſts Pauli II. Majoragius und andere, nach
dem Beyſpiel des Pomponius Lætus, ihre Geburts-Namen abgeleget, weil
ihnen ſolche allzuneu geſchienen, und davor alte Roͤmiſche angenommen.
Aber, daß ich wieder auf die Titel komme, ſo muß ich hier derer zwey verbitter-
ten Feinde des Julius Cæſar Scaligers, und des ſchon in der vorigen Abhand-
lung erwehnten Caſpar Scioppius, oder Schoppius, nicht vergeſſen. Denn
jener hat, durch vielfaͤltig eingeholte, und mit groſſer Muͤhe zuſammen ge-
brachte
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