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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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dem Namen Galbae, dem Pisoni gegeben, die mir solchen grossen
Ruhm bey denen Leuten gemachet, daß sie dieselbe fast vor einen
göttlichen Ausspruch gehalten, welche die Unverständigen so leicht
zu
practiciren zu seyn vermeynen, ist mir in das Werck zu richten
sehr schwehr vorgekommen, weil es eine allzugrosse
Metamorpho-
sis
oder Veränderung ist, aus dem Privat in dem Fürsten-Stand
erhaben worden. So sollet ihr auch wissen, daß viele Sachen
sind, vor denen, als vor grossen Gebrechen und öffentlichen La-
stern die
Privat-Personen einen Abscheu haben, und solche an Für-
sten und Herren auf das höchste hassen, die doch treffliche Tugen-
den sind. Dieses sage ich darum: Sobald ich zum Fürsten über

Lesbum erwehlet worden, nahm ich mir gewiß vor, mich in mei-
ner Regierung dieser Regel, so ich dir angezeiget, gemäß zu ver-
halten, in der Absicht ich mich auch derer
Actionen meines Vor-
fahrens auf das allerbeste
informirte, mit diesem Steiffen Vorsatz,
ihm in denenjenigen, so an ihm gelobet wurden, nachzufolgen,
die andern aber, derentwegen man ihn gescholten, zu vermeiden.
Nun brachte ich in Erfahrung, daß er den Rath durch die grosse
Gewalt, so er sich zugeeignet, zum höchsten
offendiret hatte, in-
dem er alle wichtige Geschäffte an sich gezogen, so daß dem Rath
und der übrigen Obrigkeit fast nichts als der blosse Name mehr
übrig geblieben. So nahm ich auch in acht, daß er sich sehr ver-
hast gemachet, weil er den Adel so wenig geachtet, und selbigen der
Gebühr nach nicht
consideriret hatte, indem er gewolt, daß alle
Staats-Sachen von ihm alleine
dependiren solten. So war
hiernechst seine strenge Regierung keine geringe Ursache des Has-
ses. Denn dadurch gab er an den Tag, daß er vielmehr das
Land
absolute, gleich einem Erb-Herrn, als mit umschränckter
Gewalt, wie ein erwehlter Fürst zu regieren gedächte. Diese
Weise nun zu herrschen bedünckte mich, da ich noch eine
Privat-
Person war, und noch zu der Stunde, wie ich den Privat-Stand
von mir legte, sehr schändlich, ja gantz tyrannisch, nahm mir

auch

dem Namen Galbæ, dem Piſoni gegeben, die mir ſolchen groſſen
Ruhm bey denen Leuten gemachet, daß ſie dieſelbe faſt vor einen
goͤttlichen Ausſpruch gehalten, welche die Unverſtaͤndigen ſo leicht
zu
practiciren zu ſeyn vermeynen, iſt mir in das Werck zu richten
ſehr ſchwehr vorgekommen, weil es eine allzugroſſe
Metamorpho-
ſis
oder Veraͤnderung iſt, aus dem Privat in dem Fuͤrſten-Stand
erhaben worden. So ſollet ihr auch wiſſen, daß viele Sachen
ſind, vor denen, als vor groſſen Gebrechen und oͤffentlichen La-
ſtern die
Privat-Perſonen einen Abſcheu haben, und ſolche an Fuͤr-
ſten und Herren auf das hoͤchſte haſſen, die doch treffliche Tugen-
den ſind. Dieſes ſage ich darum: Sobald ich zum Fuͤrſten uͤber

Lesbum erwehlet worden, nahm ich mir gewiß vor, mich in mei-
ner Regierung dieſer Regel, ſo ich dir angezeiget, gemaͤß zu ver-
halten, in der Abſicht ich mich auch derer
Actionen meines Vor-
fahrens auf das allerbeſte
informirte, mit dieſem Steiffen Vorſatz,
ihm in denenjenigen, ſo an ihm gelobet wurden, nachzufolgen,
die andern aber, derentwegen man ihn geſcholten, zu vermeiden.
Nun brachte ich in Erfahrung, daß er den Rath durch die groſſe
Gewalt, ſo er ſich zugeeignet, zum hoͤchſten
offendiret hatte, in-
dem er alle wichtige Geſchaͤffte an ſich gezogen, ſo daß dem Rath
und der uͤbrigen Obrigkeit faſt nichts als der bloſſe Name mehr
uͤbrig geblieben. So nahm ich auch in acht, daß er ſich ſehr ver-
haſt gemachet, weil er den Adel ſo wenig geachtet, und ſelbigen der
Gebuͤhr nach nicht
conſideriret hatte, indem er gewolt, daß alle
Staats-Sachen von ihm alleine
dependiren ſolten. So war
hiernechſt ſeine ſtrenge Regierung keine geringe Urſache des Haſ-
ſes. Denn dadurch gab er an den Tag, daß er vielmehr das
Land
abſolute, gleich einem Erb-Herrn, als mit umſchraͤnckter
Gewalt, wie ein erwehlter Fuͤrſt zu regieren gedaͤchte. Dieſe
Weiſe nun zu herrſchen beduͤnckte mich, da ich noch eine
Privat-
Perſon war, und noch zu der Stunde, wie ich den Privat-Stand
von mir legte, ſehr ſchaͤndlich, ja gantz tyranniſch, nahm mir

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/178>, abgerufen am 21.11.2024.