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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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Menschen nicht zu geringer Schande und Schmach gereichet, daß sie eine solche
Sprache nicht höher achten, in welcher vor Zeiten GOtt der HErr selbsten ge-
redet, welches ihr auch kein geringes Ansehen machet.

Die Philosophie haben Wurm-Saamen gesäet, deswegen auch wunder-
seltsame Gewächse daraus hervor gekommen sind, als zum Exempel Grillen,
Schwaben, Ratten, Mäuse, und ander Ungeziefer mehr.

Aus dem Saamen, welchen die Astrologi gesäet, sind Narren-Kappen
worden.

Diejenigen aber, welche eine reiche und gute Endte gehabt, sind die Astro-
nomi,
die bösen Advocaten und unverständigen Medici.

Denn der Saame, den die Astronomi ausgestreuet, hat Lügen getragen,
deren sie sehr benöthiget sind, die Calender damit anzufüllen und voll zu machen.
Daß aber die bösen Advocaten und unverständigen Medici eine so reiche Ernd-
te gehabt, daran ist dieses Ursache, weil die bösen Advocaten, in Ermange-
lung eines gnädigen Regens von dem Himmel, ihren Acker mit dem Speck de-
rer Zancksuchtigen und Process-liebenden Narren gespicket; mit denen Thränen
derer an der Gerechtigkeit Noth-leidenden, auch daher Weinenden und Seuff-
tzenden gewässert; und die unverständigen Medici den ihrigen mit denen Lei-
chen dererjenigen unglückseligen Patienten, die in ihre Hände gerathen sind, ge-
dünget haben, wie man sonst die Aecker und Felder mit Mist zu düngen pfleget.
Das schlimmste bey der gantzen Sache ist nur dieses, daß sich zu gleicher-Zeit,
der Fluch, und ein schweres Gewissen mit in die Scheuren derer bösen Advo-
ca
ten, und unverständigen Medicorum, einquartieret haben, welche sonder
Zweiffel alles eingeerndete wieder verzehren und auffressen werden.

Die, so Gutthaten gesäet, haben wider Verhoffen ebenfalls eine gute
Erndte gehabt. Denn so herrlich dieser Saame, so wunberbar ist er auch, indem
von vielen Achteln, welche man in das Erdreich wirfft, obschon bey nahe alles
zu Schanden gienge, dennoch ein einiges Körnlein, so davon aufgehet, den
Ackers- und Säemann zu grosser Glückseligkeit bringet. Zu diesem herrlichen
Acker-Bau aber gehören allein großmüthige und freygebige Leute. Denn die
Geitz-Hälse, denen die Geldgierigkeit angebohren, dergestalt, daß sie eher ernd-

ten

Menſchen nicht zu geringer Schande und Schmach gereichet, daß ſie eine ſolche
Sprache nicht hoͤher achten, in welcher vor Zeiten GOtt der HErr ſelbſten ge-
redet, welches ihr auch kein geringes Anſehen machet.

Die Philoſophie haben Wurm-Saamen geſaͤet, deswegen auch wunder-
ſeltſame Gewaͤchſe daraus hervor gekommen ſind, als zum Exempel Grillen,
Schwaben, Ratten, Maͤuſe, und ander Ungeziefer mehr.

Aus dem Saamen, welchen die Aſtrologi geſaͤet, ſind Narren-Kappen
worden.

Diejenigen aber, welche eine reiche und gute Endte gehabt, ſind die Aſtro-
nomi,
die boͤſen Advocaten und unverſtaͤndigen Medici.

Denn der Saame, den die Aſtronomi ausgeſtreuet, hat Luͤgen getragen,
deren ſie ſehr benoͤthiget ſind, die Calender damit anzufuͤllen und voll zu machen.
Daß aber die boͤſen Advocaten und unverſtaͤndigen Medici eine ſo reiche Ernd-
te gehabt, daran iſt dieſes Urſache, weil die boͤſen Advocaten, in Ermange-
lung eines gnaͤdigen Regens von dem Himmel, ihren Acker mit dem Speck de-
rer Zanckſuchtigen und Proceſſ-liebenden Narren geſpicket; mit denen Thraͤnen
derer an der Gerechtigkeit Noth-leidenden, auch daher Weinenden und Seuff-
tzenden gewaͤſſert; und die unverſtaͤndigen Medici den ihrigen mit denen Lei-
chen dererjenigen ungluͤckſeligen Patienten, die in ihre Haͤnde gerathen ſind, ge-
duͤnget haben, wie man ſonſt die Aecker und Felder mit Miſt zu duͤngen pfleget.
Das ſchlimmſte bey der gantzen Sache iſt nur dieſes, daß ſich zu gleicher-Zeit,
der Fluch, und ein ſchweres Gewiſſen mit in die Scheuren derer boͤſen Advo-
ca
ten, und unverſtaͤndigen Medicorum, einquartieret haben, welche ſonder
Zweiffel alles eingeerndete wieder verzehren und auffreſſen werden.

Die, ſo Gutthaten geſaͤet, haben wider Verhoffen ebenfalls eine gute
Erndte gehabt. Denn ſo herrlich dieſer Saame, ſo wunberbar iſt er auch, indem
von vielen Achteln, welche man in das Erdreich wirfft, obſchon bey nahe alles
zu Schanden gienge, dennoch ein einiges Koͤrnlein, ſo davon aufgehet, den
Ackers- und Saͤemann zu groſſer Gluͤckſeligkeit bringet. Zu dieſem herrlichen
Acker-Bau aber gehoͤren allein großmuͤthige und freygebige Leute. Denn die
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[102/0146] Menſchen nicht zu geringer Schande und Schmach gereichet, daß ſie eine ſolche Sprache nicht hoͤher achten, in welcher vor Zeiten GOtt der HErr ſelbſten ge- redet, welches ihr auch kein geringes Anſehen machet. Die Philoſophie haben Wurm-Saamen geſaͤet, deswegen auch wunder- ſeltſame Gewaͤchſe daraus hervor gekommen ſind, als zum Exempel Grillen, Schwaben, Ratten, Maͤuſe, und ander Ungeziefer mehr. Aus dem Saamen, welchen die Aſtrologi geſaͤet, ſind Narren-Kappen worden. Diejenigen aber, welche eine reiche und gute Endte gehabt, ſind die Aſtro- nomi, die boͤſen Advocaten und unverſtaͤndigen Medici. Denn der Saame, den die Aſtronomi ausgeſtreuet, hat Luͤgen getragen, deren ſie ſehr benoͤthiget ſind, die Calender damit anzufuͤllen und voll zu machen. Daß aber die boͤſen Advocaten und unverſtaͤndigen Medici eine ſo reiche Ernd- te gehabt, daran iſt dieſes Urſache, weil die boͤſen Advocaten, in Ermange- lung eines gnaͤdigen Regens von dem Himmel, ihren Acker mit dem Speck de- rer Zanckſuchtigen und Proceſſ-liebenden Narren geſpicket; mit denen Thraͤnen derer an der Gerechtigkeit Noth-leidenden, auch daher Weinenden und Seuff- tzenden gewaͤſſert; und die unverſtaͤndigen Medici den ihrigen mit denen Lei- chen dererjenigen ungluͤckſeligen Patienten, die in ihre Haͤnde gerathen ſind, ge- duͤnget haben, wie man ſonſt die Aecker und Felder mit Miſt zu duͤngen pfleget. Das ſchlimmſte bey der gantzen Sache iſt nur dieſes, daß ſich zu gleicher-Zeit, der Fluch, und ein ſchweres Gewiſſen mit in die Scheuren derer boͤſen Advo- caten, und unverſtaͤndigen Medicorum, einquartieret haben, welche ſonder Zweiffel alles eingeerndete wieder verzehren und auffreſſen werden. Die, ſo Gutthaten geſaͤet, haben wider Verhoffen ebenfalls eine gute Erndte gehabt. Denn ſo herrlich dieſer Saame, ſo wunberbar iſt er auch, indem von vielen Achteln, welche man in das Erdreich wirfft, obſchon bey nahe alles zu Schanden gienge, dennoch ein einiges Koͤrnlein, ſo davon aufgehet, den Ackers- und Saͤemann zu groſſer Gluͤckſeligkeit bringet. Zu dieſem herrlichen Acker-Bau aber gehoͤren allein großmuͤthige und freygebige Leute. Denn die Geitz-Haͤlſe, denen die Geldgierigkeit angebohren, dergeſtalt, daß ſie eher ernd- ten

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/146>, abgerufen am 21.11.2024.