Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

aufhalten, sondern meine Predigt mit diesem wenigen beschliessen, und
lieff zur Kirchen hinaus.

Ein Pedant schrieb einen Brief gen Padua, welcher auf den Wein-
Marckt in die Apothecke zum Monden solte geliefert werden. Derohalben
stellete er seine Uberschifft also; In der Anteronischen Stadt, auf den Ba-
ohus
-Marckt, in dem Aromatario der dreyförmigen Göttin.

Ein anderer Pedant wolte eine Hure schelten und sprach: Diese Römische
Lupa hat allezeit ihre Oculos auf die Loculos gerichtet, und siehet man
keine
Courtaische Freudigkeit an ihr; es seye dann ihre schändliche inglu-
vies
genugsam satiirt.

Ein andrer wolte seinen Wirth auf das höflichste grüßen, und hatte die-
sen Einfall: Ave Pincerna Delphico, Salve, derer stattlichen Zucker-süs-
sen Gerichte ein Meister
. Dii te adjuvent, ein heiliger der köstlichen
Speise
.

Wieder ein Pedant in einem geistlichen Kleide erkundigte sich bey einem
Bauer um den Weg nach Rom, als er sich noch einige Meilen davon befande.
Der Bauer möchte sich vielleicht vor glückselig gehalten haben, daß ein solcher
gelehrter Mann aus seinem heiligen Munde mit ihm geredet. Allein er sprach:
Höre Bauer, welches ist die Germana via nach des Romuli Stadt? und
also bleibe er von dem Bauer unberichtet.

Zwey alte Studenten von Ingolstadt wusten von vieler Weisheit zu
schwatzen. Da ward der eine gefraget, wie hoch es von dem Himmel auf die
Erde seye
? und er antwortete, es wäre eine solche Höhe, daß in funffzehen
Jahren ein Muhlstein kaum herunter fallen möchte
. Diesem wider-
sprach der andere sagende, es wäre nicht wahr. Denn am Tage der Him-
melfarth hatte ja der
Pater Quirin geprediget, daß der HErr Christus
seye des Morgens um neun Uhr gen Himmel gefahren und hatte um Ve-
sper Zeit wollen droben seyn
.

Einer, der lange Jahre auf Universitaeten gewesen, rühmete sich wegen
seines Fechtens und Raufens, wie er diesen und jenen gehauen, gestochen, und
also gewonnen hätte Das hörete ein Pennal und sprach: Ich habe mich, zu
Tubingen, auch einmal mit einem Studenten Jungen gebalget, und

ge-

aufhalten, ſondern meine Predigt mit dieſem wenigen beſchlieſſen, und
lieff zur Kirchen hinaus.

Ein Pedant ſchrieb einen Brief gen Padua, welcher auf den Wein-
Marckt in die Apothecke zum Monden ſolte geliefert werden. Derohalben
ſtellete er ſeine Uberſchifft alſo; In der Anteroniſchen Stadt, auf den Ba-
ohus
-Marckt, in dem Aromatario der dreyfoͤrmigen Goͤttin.

Ein anderer Pedant wolte eine Hure ſchelten und ſprach: Dieſe Roͤmiſche
Lupa hat allezeit ihre Oculos auf die Loculos gerichtet, und ſiehet man
keine
Courtaiſche Freudigkeit an ihr; es ſeye dann ihre ſchaͤndliche inglu-
vies
genugſam ſatiirt.

Ein andrer wolte ſeinen Wirth auf das hoͤflichſte gruͤßen, und hatte die-
ſen Einfall: Ave Pincerna Delphico, Salve, derer ſtattlichen Zucker-ſuͤſ-
ſen Gerichte ein Meiſter
. Dii te adjuvent, ein heiliger der koͤſtlichen
Speiſe
.

Wieder ein Pedant in einem geiſtlichen Kleide erkundigte ſich bey einem
Bauer um den Weg nach Rom, als er ſich noch einige Meilen davon befande.
Der Bauer moͤchte ſich vielleicht vor gluͤckſelig gehalten haben, daß ein ſolcher
gelehrter Mann aus ſeinem heiligen Munde mit ihm geredet. Allein er ſprach:
Hoͤre Bauer, welches iſt die Germana via nach des Romuli Stadt? und
alſo bleibe er von dem Bauer unberichtet.

Zwey alte Studenten von Ingolſtadt wuſten von vieler Weisheit zu
ſchwatzen. Da ward der eine gefraget, wie hoch es von dem Himmel auf die
Erde ſeye
? und er antwortete, es waͤre eine ſolche Hoͤhe, daß in funffzehen
Jahren ein Můhlſtein kaum herunter fallen moͤchte
. Dieſem wider-
ſprach der andere ſagende, es waͤre nicht wahr. Denn am Tage der Him-
melfarth håtte ja der
Pater Quirin geprediget, daß der HErr Chriſtus
ſeye des Morgens um neun Uhr gen Himmel gefahren und håtte um Ve-
ſper Zeit wollen droben ſeyn
.

Einer, der lange Jahre auf Univerſitæten geweſen, ruͤhmete ſich wegen
ſeines Fechtens und Raufens, wie er dieſen und jenen gehauen, geſtochen, und
alſo gewonnen haͤtte Das hoͤrete ein Pennal und ſprach: Ich habe mich, zu
Tůbingen, auch einmal mit einem Studenten Jungen gebalget, und

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0110" n="66"/><hi rendition="#fr">aufhalten, &#x017F;ondern meine Predigt mit die&#x017F;em wenigen be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en</hi>, und<lb/>
lieff zur Kirchen hinaus.</p><lb/>
          <p>Ein <hi rendition="#aq">Pedant</hi> &#x017F;chrieb einen Brief gen <hi rendition="#aq">Padua,</hi> welcher auf den Wein-<lb/>
Marckt in die Apothecke zum Monden &#x017F;olte geliefert werden. Derohalben<lb/>
&#x017F;tellete er &#x017F;eine Uber&#x017F;chifft al&#x017F;o; <hi rendition="#fr">In der</hi> <hi rendition="#aq">Anteroni</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;chen Stadt, auf den</hi> <hi rendition="#aq">Ba-<lb/>
ohus</hi>-<hi rendition="#fr">Marckt, in dem</hi> <hi rendition="#aq">Aromatario</hi> <hi rendition="#fr">der dreyfo&#x0364;rmigen Go&#x0364;ttin</hi>.</p><lb/>
          <p>Ein anderer <hi rendition="#aq">Pedant</hi> wolte eine Hure &#x017F;chelten und &#x017F;prach: <hi rendition="#fr">Die&#x017F;e Ro&#x0364;mi&#x017F;che</hi><lb/><hi rendition="#aq">Lupa</hi> <hi rendition="#fr">hat allezeit ihre</hi> <hi rendition="#aq">Oculos</hi> <hi rendition="#fr">auf die</hi> <hi rendition="#aq">Loculos</hi> <hi rendition="#fr">gerichtet, und &#x017F;iehet man<lb/>
keine</hi> <hi rendition="#aq">Courtai</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;che Freudigkeit an ihr; es &#x017F;eye dann ihre &#x017F;cha&#x0364;ndliche</hi> <hi rendition="#aq">inglu-<lb/>
vies</hi> <hi rendition="#fr">genug&#x017F;am</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;atii</hi><hi rendition="#fr">rt</hi>.</p><lb/>
          <p>Ein andrer wolte &#x017F;einen Wirth auf das ho&#x0364;flich&#x017F;te gru&#x0364;ßen, und hatte die-<lb/>
&#x017F;en Einfall: <hi rendition="#aq">Ave Pincerna Delphico, Salve,</hi> <hi rendition="#fr">derer &#x017F;tattlichen Zucker-&#x017F;u&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Gerichte ein Mei&#x017F;ter</hi>. <hi rendition="#aq">Dii te adjuvent,</hi> <hi rendition="#fr">ein heiliger der ko&#x0364;&#x017F;tlichen<lb/>
Spei&#x017F;e</hi>.</p><lb/>
          <p>Wieder ein <hi rendition="#aq">Pedant</hi> in einem gei&#x017F;tlichen Kleide erkundigte &#x017F;ich bey einem<lb/>
Bauer um den Weg nach Rom, als er &#x017F;ich noch einige Meilen davon befande.<lb/>
Der Bauer mo&#x0364;chte &#x017F;ich vielleicht vor glu&#x0364;ck&#x017F;elig gehalten haben, daß ein &#x017F;olcher<lb/>
gelehrter Mann aus &#x017F;einem heiligen Munde mit ihm geredet. Allein er &#x017F;prach:<lb/><hi rendition="#fr">Ho&#x0364;re Bauer, welches i&#x017F;t die</hi> <hi rendition="#aq">Germana via</hi> <hi rendition="#fr">nach des</hi> <hi rendition="#aq">Romuli</hi> <hi rendition="#fr">Stadt</hi>? und<lb/>
al&#x017F;o bleibe er von dem Bauer unberichtet.</p><lb/>
          <p>Zwey alte Studenten von Ingol&#x017F;tadt wu&#x017F;ten von vieler Weisheit zu<lb/>
&#x017F;chwatzen. Da ward der eine gefraget, <hi rendition="#fr">wie hoch es von dem Himmel auf die<lb/>
Erde &#x017F;eye</hi>? und er antwortete, <hi rendition="#fr">es wa&#x0364;re eine &#x017F;olche Ho&#x0364;he, daß in funffzehen<lb/>
Jahren ein M&#x016F;hl&#x017F;tein kaum herunter fallen mo&#x0364;chte</hi>. Die&#x017F;em wider-<lb/>
&#x017F;prach der andere &#x017F;agende, <hi rendition="#fr">es wa&#x0364;re nicht wahr. Denn am Tage der Him-<lb/>
melfarth håtte ja der</hi> <hi rendition="#aq">Pater Quirin</hi> <hi rendition="#fr">geprediget, daß der HErr Chri&#x017F;tus<lb/>
&#x017F;eye des Morgens um neun Uhr gen Himmel gefahren und håtte um Ve-<lb/>
&#x017F;per Zeit wollen droben &#x017F;eyn</hi>.</p><lb/>
          <p>Einer, der lange Jahre auf <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;itæ</hi>ten gewe&#x017F;en, ru&#x0364;hmete &#x017F;ich wegen<lb/>
&#x017F;eines Fechtens und Raufens, wie er die&#x017F;en und jenen gehauen, ge&#x017F;tochen, und<lb/>
al&#x017F;o gewonnen ha&#x0364;tte Das ho&#x0364;rete ein <hi rendition="#aq">Pennal</hi> und &#x017F;prach: <hi rendition="#fr">Ich habe mich, zu<lb/>
T&#x016F;bingen, auch einmal mit einem Studenten Jungen gebalget, und</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ge-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0110] aufhalten, ſondern meine Predigt mit dieſem wenigen beſchlieſſen, und lieff zur Kirchen hinaus. Ein Pedant ſchrieb einen Brief gen Padua, welcher auf den Wein- Marckt in die Apothecke zum Monden ſolte geliefert werden. Derohalben ſtellete er ſeine Uberſchifft alſo; In der Anteroniſchen Stadt, auf den Ba- ohus-Marckt, in dem Aromatario der dreyfoͤrmigen Goͤttin. Ein anderer Pedant wolte eine Hure ſchelten und ſprach: Dieſe Roͤmiſche Lupa hat allezeit ihre Oculos auf die Loculos gerichtet, und ſiehet man keine Courtaiſche Freudigkeit an ihr; es ſeye dann ihre ſchaͤndliche inglu- vies genugſam ſatiirt. Ein andrer wolte ſeinen Wirth auf das hoͤflichſte gruͤßen, und hatte die- ſen Einfall: Ave Pincerna Delphico, Salve, derer ſtattlichen Zucker-ſuͤſ- ſen Gerichte ein Meiſter. Dii te adjuvent, ein heiliger der koͤſtlichen Speiſe. Wieder ein Pedant in einem geiſtlichen Kleide erkundigte ſich bey einem Bauer um den Weg nach Rom, als er ſich noch einige Meilen davon befande. Der Bauer moͤchte ſich vielleicht vor gluͤckſelig gehalten haben, daß ein ſolcher gelehrter Mann aus ſeinem heiligen Munde mit ihm geredet. Allein er ſprach: Hoͤre Bauer, welches iſt die Germana via nach des Romuli Stadt? und alſo bleibe er von dem Bauer unberichtet. Zwey alte Studenten von Ingolſtadt wuſten von vieler Weisheit zu ſchwatzen. Da ward der eine gefraget, wie hoch es von dem Himmel auf die Erde ſeye? und er antwortete, es waͤre eine ſolche Hoͤhe, daß in funffzehen Jahren ein Můhlſtein kaum herunter fallen moͤchte. Dieſem wider- ſprach der andere ſagende, es waͤre nicht wahr. Denn am Tage der Him- melfarth håtte ja der Pater Quirin geprediget, daß der HErr Chriſtus ſeye des Morgens um neun Uhr gen Himmel gefahren und håtte um Ve- ſper Zeit wollen droben ſeyn. Einer, der lange Jahre auf Univerſitæten geweſen, ruͤhmete ſich wegen ſeines Fechtens und Raufens, wie er dieſen und jenen gehauen, geſtochen, und alſo gewonnen haͤtte Das hoͤrete ein Pennal und ſprach: Ich habe mich, zu Tůbingen, auch einmal mit einem Studenten Jungen gebalget, und ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/110
Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/110>, abgerufen am 24.11.2024.