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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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war, wurde viel Werth gelegt. Man erhielt sie meistens aus
Italien, jetzt dem einzigen Lande der Kunst und des Geschmacks,
woher auch Frankreich die seinigen holte. Wenn ein neues Mu-
ster, eine neue Zeichnung angekommen war, wanderte sie von
Hand zu Hand, von einer Fürstin zur andern, ein Privatverkehr,
der die heutigen Modejournale ersetzen mußte. Große Handels-
häuser hatten auch deren eine Auswahl vorräthig. Außer den
Modellen ließ man sich auch geschickte Putzmacherinnen aus Ita-
lien kommen, die an Fürstenhöfen beständig Arbeit hatten. So
schreibt die Herzogin Dorothea von Preußen dem Geschäftsträ-
ger ihres Gemahls in Rom: "Da ihr euch uns zu dienen mit
allem Fleiße angeboten, so ist unser gnädiges Begehren, ihr wol-
let uns etliche säuberliche Formen und Modelle auf die welsche
Art, mit weißer Seide ausgenäht, sonderlich auf die neue Art,
da die Leinwand ausgestochen und durch sonderliche Kunst mit
Rosen und Blumenwerk wieder mit weißem Zwirn eingezogen
wird, bestellen und mitbringen. Sonderlich aber geschähe uns
zu gnädigem Gefallen, wenn ihr uns irgend ein feines tugend-
sames Weib oder Jungfrau, die nicht leichtfertiger Art wäre,
mit euch brächtet, oder aber wo diese nicht zu erlangen wäre,
eine solche Mannsperson, die solche Modelle und Formen, des-
gleichen auch goldene Borten, so man jetzo aus Welschland
bringt, machen könne."

Putzmacherinnen waren umsomehr erforderlich, als zu ande-
rem Besatz in dieser Periode auch die Spitzen kamen. Um die
Mitte des sechszehnten Jahrhunderts war die eigentliche Spitzen-
klöppelei im sächsischen Erzgebirge erfunden worden und hatte
sich rasch verbreitet. Schon vor dem Jahr 1570 erschien das
erste Modellbuch für Spitzen im Holzdruck, und um das Jahr
1600 gab es bereits eine ganze Anzahl davon. Vorzüglich war
es der Kragen, der in allen krausen Windungen mit Spitzen um-
zogen wurde und zwar in so wachsender Breite, daß bald die
Spitze die Hauptsache wurde und nur ein kleines Stück Zeug
noch am Halse übrig blieb, sie zu halten; jetzt namentlich bedurfte
die Krause der künstlichen Stützmittel. In gleicher Weise traten

III. Die Neuzeit.
war, wurde viel Werth gelegt. Man erhielt ſie meiſtens aus
Italien, jetzt dem einzigen Lande der Kunſt und des Geſchmacks,
woher auch Frankreich die ſeinigen holte. Wenn ein neues Mu-
ſter, eine neue Zeichnung angekommen war, wanderte ſie von
Hand zu Hand, von einer Fürſtin zur andern, ein Privatverkehr,
der die heutigen Modejournale erſetzen mußte. Große Handels-
häuſer hatten auch deren eine Auswahl vorräthig. Außer den
Modellen ließ man ſich auch geſchickte Putzmacherinnen aus Ita-
lien kommen, die an Fürſtenhöfen beſtändig Arbeit hatten. So
ſchreibt die Herzogin Dorothea von Preußen dem Geſchäftsträ-
ger ihres Gemahls in Rom: „Da ihr euch uns zu dienen mit
allem Fleiße angeboten, ſo iſt unſer gnädiges Begehren, ihr wol-
let uns etliche ſäuberliche Formen und Modelle auf die welſche
Art, mit weißer Seide ausgenäht, ſonderlich auf die neue Art,
da die Leinwand ausgeſtochen und durch ſonderliche Kunſt mit
Roſen und Blumenwerk wieder mit weißem Zwirn eingezogen
wird, beſtellen und mitbringen. Sonderlich aber geſchähe uns
zu gnädigem Gefallen, wenn ihr uns irgend ein feines tugend-
ſames Weib oder Jungfrau, die nicht leichtfertiger Art wäre,
mit euch brächtet, oder aber wo dieſe nicht zu erlangen wäre,
eine ſolche Mannsperſon, die ſolche Modelle und Formen, des-
gleichen auch goldene Borten, ſo man jetzo aus Welſchland
bringt, machen könne.“

Putzmacherinnen waren umſomehr erforderlich, als zu ande-
rem Beſatz in dieſer Periode auch die Spitzen kamen. Um die
Mitte des ſechszehnten Jahrhunderts war die eigentliche Spitzen-
klöppelei im ſächſiſchen Erzgebirge erfunden worden und hatte
ſich raſch verbreitet. Schon vor dem Jahr 1570 erſchien das
erſte Modellbuch für Spitzen im Holzdruck, und um das Jahr
1600 gab es bereits eine ganze Anzahl davon. Vorzüglich war
es der Kragen, der in allen krauſen Windungen mit Spitzen um-
zogen wurde und zwar in ſo wachſender Breite, daß bald die
Spitze die Hauptſache wurde und nur ein kleines Stück Zeug
noch am Halſe übrig blieb, ſie zu halten; jetzt namentlich bedurfte
die Krauſe der künſtlichen Stützmittel. In gleicher Weiſe traten

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[150/0162] III. Die Neuzeit. war, wurde viel Werth gelegt. Man erhielt ſie meiſtens aus Italien, jetzt dem einzigen Lande der Kunſt und des Geſchmacks, woher auch Frankreich die ſeinigen holte. Wenn ein neues Mu- ſter, eine neue Zeichnung angekommen war, wanderte ſie von Hand zu Hand, von einer Fürſtin zur andern, ein Privatverkehr, der die heutigen Modejournale erſetzen mußte. Große Handels- häuſer hatten auch deren eine Auswahl vorräthig. Außer den Modellen ließ man ſich auch geſchickte Putzmacherinnen aus Ita- lien kommen, die an Fürſtenhöfen beſtändig Arbeit hatten. So ſchreibt die Herzogin Dorothea von Preußen dem Geſchäftsträ- ger ihres Gemahls in Rom: „Da ihr euch uns zu dienen mit allem Fleiße angeboten, ſo iſt unſer gnädiges Begehren, ihr wol- let uns etliche ſäuberliche Formen und Modelle auf die welſche Art, mit weißer Seide ausgenäht, ſonderlich auf die neue Art, da die Leinwand ausgeſtochen und durch ſonderliche Kunſt mit Roſen und Blumenwerk wieder mit weißem Zwirn eingezogen wird, beſtellen und mitbringen. Sonderlich aber geſchähe uns zu gnädigem Gefallen, wenn ihr uns irgend ein feines tugend- ſames Weib oder Jungfrau, die nicht leichtfertiger Art wäre, mit euch brächtet, oder aber wo dieſe nicht zu erlangen wäre, eine ſolche Mannsperſon, die ſolche Modelle und Formen, des- gleichen auch goldene Borten, ſo man jetzo aus Welſchland bringt, machen könne.“ Putzmacherinnen waren umſomehr erforderlich, als zu ande- rem Beſatz in dieſer Periode auch die Spitzen kamen. Um die Mitte des ſechszehnten Jahrhunderts war die eigentliche Spitzen- klöppelei im ſächſiſchen Erzgebirge erfunden worden und hatte ſich raſch verbreitet. Schon vor dem Jahr 1570 erſchien das erſte Modellbuch für Spitzen im Holzdruck, und um das Jahr 1600 gab es bereits eine ganze Anzahl davon. Vorzüglich war es der Kragen, der in allen krauſen Windungen mit Spitzen um- zogen wurde und zwar in ſo wachſender Breite, daß bald die Spitze die Hauptſache wurde und nur ein kleines Stück Zeug noch am Halſe übrig blieb, ſie zu halten; jetzt namentlich bedurfte die Krauſe der künſtlichen Stützmittel. In gleicher Weiſe traten

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten02_1858/162>, abgerufen am 23.11.2024.