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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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I. Aelteste Zeit bis zu den Kreuzzügen.
lichen Bügels gewinnt sie breite Flächen, erst oben ein viereckiges
oder halbkreisförmiges, mit dicken Knäufen umsetztes Feld, dann
ein breiter Bügel, an den sich wieder eine noch breitere, nach unten
zu nicht selten in einen Schlangenkopf auslaufende Fläche ansetzt.
In der Karolingerzeit weicht diese Gestalt mehr der runden, schei-
benförmigen, die sich stern- oder rosettenartig verziert zeigt.

Die Menge und Mannigfaltigkeit des Schmuckes deutet uns
die Stelle aus dem Rudlieb an, wo er, Abschied nehmend, vom
Könige und der Königin reich beschenkt wird:

"Das andre der Gefäße schied eine Mittelwand:
Die Hälfte mit Besanten erfüllt er bis zum Rand;
Mit theuern Kleinoden die andre ward beschwert,
Perlen, Ringen, Spangen und Gestein vom höchsten Werth.
Ihre Brustspange legte die Königin hinein
Und dreißig Fingerringe mit blitzendem Gestein
Und schöner Ohrringe mit edlen Perlen acht,
Daß bei des Helden Hochzeit ihrer dankbar würde gedacht."

In diese Periode fällt ein sehr interessantes Lied der Edda,
das Rigsmal, welches zwar rein nordischen Ursprungs ist, doch
insoweit auch auf die südlichen Stammesgenossen Anwendung
findet, als es die allgemeinen Ansichten jener Zeit von der äußern
Erscheinung der verschiedenen Stände, des unfreien Knechts, des
freien Bauern und des Edelings, zu erkennen giebt. Eines jeden
Beschäftigung und Stellung thut sich auch in seinem Aeußern
kund, in der Kleidung sowohl wie in der Häßlichkeit oder Schön-
heit des Körpers. Das Heidenthum liegt dem Lied noch zu Grunde,
aber in christlicher Zeit ist es wenigstens umgedichtet und nieder-
geschrieben.

Heimdall, der Ase, genannt Rigr, macht sich auf die Reise
und findet zuerst am Meeresstrand ein altes Ehepaar am Feuer
sitzen in üblem Gewand, Ai und Edda. Nach neun Monaten
genas Edda eines Knaben, schwarz von Haut und Haaren; der
wuchs heran und gedieh.

"Rauh war das Fell an den Händen dem Rangen,
Die Gelenke knotig (von Knorpelgeschwulst),
Die Finger feist, das Antlitz fratzig,
Der Rücken krumm, vorragend die Hacken."

I. Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen.
lichen Bügels gewinnt ſie breite Flächen, erſt oben ein viereckiges
oder halbkreisförmiges, mit dicken Knäufen umſetztes Feld, dann
ein breiter Bügel, an den ſich wieder eine noch breitere, nach unten
zu nicht ſelten in einen Schlangenkopf auslaufende Fläche anſetzt.
In der Karolingerzeit weicht dieſe Geſtalt mehr der runden, ſchei-
benförmigen, die ſich ſtern- oder roſettenartig verziert zeigt.

Die Menge und Mannigfaltigkeit des Schmuckes deutet uns
die Stelle aus dem Rudlieb an, wo er, Abſchied nehmend, vom
Könige und der Königin reich beſchenkt wird:

„Das andre der Gefäße ſchied eine Mittelwand:
Die Hälfte mit Beſanten erfüllt er bis zum Rand;
Mit theuern Kleinoden die andre ward beſchwert,
Perlen, Ringen, Spangen und Geſtein vom höchſten Werth.
Ihre Bruſtſpange legte die Königin hinein
Und dreißig Fingerringe mit blitzendem Geſtein
Und ſchöner Ohrringe mit edlen Perlen acht,
Daß bei des Helden Hochzeit ihrer dankbar würde gedacht.“

In dieſe Periode fällt ein ſehr intereſſantes Lied der Edda,
das Rigsmal, welches zwar rein nordiſchen Urſprungs iſt, doch
inſoweit auch auf die ſüdlichen Stammesgenoſſen Anwendung
findet, als es die allgemeinen Anſichten jener Zeit von der äußern
Erſcheinung der verſchiedenen Stände, des unfreien Knechts, des
freien Bauern und des Edelings, zu erkennen giebt. Eines jeden
Beſchäftigung und Stellung thut ſich auch in ſeinem Aeußern
kund, in der Kleidung ſowohl wie in der Häßlichkeit oder Schön-
heit des Körpers. Das Heidenthum liegt dem Lied noch zu Grunde,
aber in chriſtlicher Zeit iſt es wenigſtens umgedichtet und nieder-
geſchrieben.

Heimdall, der Aſe, genannt Rigr, macht ſich auf die Reiſe
und findet zuerſt am Meeresſtrand ein altes Ehepaar am Feuer
ſitzen in üblem Gewand, Ai und Edda. Nach neun Monaten
genas Edda eines Knaben, ſchwarz von Haut und Haaren; der
wuchs heran und gedieh.

„Rauh war das Fell an den Händen dem Rangen,
Die Gelenke knotig (von Knorpelgeſchwulſt),
Die Finger feiſt, das Antlitz fratzig,
Der Rücken krumm, vorragend die Hacken.“
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[50/0068] I. Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen. lichen Bügels gewinnt ſie breite Flächen, erſt oben ein viereckiges oder halbkreisförmiges, mit dicken Knäufen umſetztes Feld, dann ein breiter Bügel, an den ſich wieder eine noch breitere, nach unten zu nicht ſelten in einen Schlangenkopf auslaufende Fläche anſetzt. In der Karolingerzeit weicht dieſe Geſtalt mehr der runden, ſchei- benförmigen, die ſich ſtern- oder roſettenartig verziert zeigt. Die Menge und Mannigfaltigkeit des Schmuckes deutet uns die Stelle aus dem Rudlieb an, wo er, Abſchied nehmend, vom Könige und der Königin reich beſchenkt wird: „Das andre der Gefäße ſchied eine Mittelwand: Die Hälfte mit Beſanten erfüllt er bis zum Rand; Mit theuern Kleinoden die andre ward beſchwert, Perlen, Ringen, Spangen und Geſtein vom höchſten Werth. Ihre Bruſtſpange legte die Königin hinein Und dreißig Fingerringe mit blitzendem Geſtein Und ſchöner Ohrringe mit edlen Perlen acht, Daß bei des Helden Hochzeit ihrer dankbar würde gedacht.“ In dieſe Periode fällt ein ſehr intereſſantes Lied der Edda, das Rigsmal, welches zwar rein nordiſchen Urſprungs iſt, doch inſoweit auch auf die ſüdlichen Stammesgenoſſen Anwendung findet, als es die allgemeinen Anſichten jener Zeit von der äußern Erſcheinung der verſchiedenen Stände, des unfreien Knechts, des freien Bauern und des Edelings, zu erkennen giebt. Eines jeden Beſchäftigung und Stellung thut ſich auch in ſeinem Aeußern kund, in der Kleidung ſowohl wie in der Häßlichkeit oder Schön- heit des Körpers. Das Heidenthum liegt dem Lied noch zu Grunde, aber in chriſtlicher Zeit iſt es wenigſtens umgedichtet und nieder- geſchrieben. Heimdall, der Aſe, genannt Rigr, macht ſich auf die Reiſe und findet zuerſt am Meeresſtrand ein altes Ehepaar am Feuer ſitzen in üblem Gewand, Ai und Edda. Nach neun Monaten genas Edda eines Knaben, ſchwarz von Haut und Haaren; der wuchs heran und gedieh. „Rauh war das Fell an den Händen dem Rangen, Die Gelenke knotig (von Knorpelgeſchwulſt), Die Finger feiſt, das Antlitz fratzig, Der Rücken krumm, vorragend die Hacken.“

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten01_1858/68>, abgerufen am 27.11.2024.