lassen, sondern pathetica zu hülffe nehmen und illustrantia.
a) deßwegen wird die rede länger bey solchen leu- ten, da hingegen bey vernünftigen ein wort ge- nung ist. Quinctil. de orat. Dial. Quomodo mi- nimum vsus minimumque profectus ars medendi habet in his gentibus, quae firmissima valetudine ac saluberrimis corporibus vtuntur: sic minor ora- torum obscuriorque gloria est, inter bonos mores et in obsequium regentis paratos. &c.
§ 25. Denn wenn alle leute weise wären, oder auch nur nicht feinde der weißheit, dürffte man an keine andere beweißgründe gedencken, als welche die wahrhaffte beschaffenheit der sache an die hand giebt und daran die Logick gearbeitet. Da dieses aber nicht ist, muß man vielfältig wind machen, und der wahrheit zum besten denen vorurtheilen und affecten nachzugeben suchen, sie zu überwinden, und solches ist der rechte fucus oratorius.
S. Ridigeri. S. V. & F. Lib. III. Cap. l. p. 451. Lib. IIII. Cap. IIII. p. 581. Hier sind die aus dem Seneca, Quintiliano L. V. C. XIII. Gellio noct. Attic. L. I. C. VI. angeführten stellen merckwür- dig. Demnach kan man es nicht schlechter- dings iemand verdencken, wann er solche be- weißgründe anführet, (die nicht eben bündig schliessen) wo es nöthig ist. Denn die meisten leute machen sich falsche kennzeichen der wahr- heit, also thue ich ia nichts unrechts, wann ich ih- nen ihre auch irrige zeichen fürhalte und sie da- durch auf die spur bringe die wahrheit zu erken- nen.
§. 26.
von den beweiß-gruͤnden,
laſſen, ſondern pathetica zu huͤlffe nehmen und illuſtrantia.
a) deßwegen wird die rede laͤnger bey ſolchen leu- ten, da hingegen bey vernuͤnftigen ein wort ge- nung iſt. Quinctil. de orat. Dial. Quomodo mi- nimum vſus minimumque profectus ars medendi habet in his gentibus, quae firmiſſima valetudine ac ſaluberrimis corporibus vtuntur: ſic minor ora- torum obſcuriorque gloria eſt, inter bonos mores et in obſequium regentis paratos. &c.
§ 25. Denn wenn alle leute weiſe waͤren, oder auch nur nicht feinde der weißheit, duͤrffte man an keine andere beweißgruͤnde gedencken, als welche die wahrhaffte beſchaffenheit der ſache an die hand giebt und daran die Logick gearbeitet. Da dieſes aber nicht iſt, muß man vielfaͤltig wind machen, und der wahrheit zum beſten denen vorurtheilen und affecten nachzugeben ſuchen, ſie zu uͤberwinden, und ſolches iſt der rechte fucus oratorius.
S. Ridigeri. S. V. & F. Lib. III. Cap. l. p. 451. Lib. IIII. Cap. IIII. p. 581. Hier ſind die aus dem Seneca, Quintiliano L. V. C. XIII. Gellio noct. Attic. L. I. C. VI. angefuͤhrten ſtellen merckwuͤr- dig. Demnach kan man es nicht ſchlechter- dings iemand verdencken, wann er ſolche be- weißgruͤnde anfuͤhret, (die nicht eben buͤndig ſchlieſſen) wo es noͤthig iſt. Denn die meiſten leute machen ſich falſche kennzeichen der wahr- heit, alſo thue ich ia nichts unrechts, wann ich ih- nen ihre auch irrige zeichen fuͤrhalte und ſie da- durch auf die ſpur bringe die wahrheit zu erken- nen.
§. 26.
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von den beweiß-gruͤnden,
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a⁾ deßwegen wird die rede laͤnger bey ſolchen leu-
ten, da hingegen bey vernuͤnftigen ein wort ge-
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nimum vſus minimumque profectus ars medendi
habet in his gentibus, quae firmiſſima valetudine
ac ſaluberrimis corporibus vtuntur: ſic minor ora-
torum obſcuriorque gloria eſt, inter bonos mores et
in obſequium regentis paratos. &c.
§ 25. Denn wenn alle leute weiſe waͤren,
oder auch nur nicht feinde der weißheit, duͤrffte
man an keine andere beweißgruͤnde gedencken,
als welche die wahrhaffte beſchaffenheit der
ſache an die hand giebt und daran die Logick
gearbeitet. Da dieſes aber nicht iſt, muß
man vielfaͤltig wind machen, und der wahrheit
zum beſten denen vorurtheilen und affecten
nachzugeben ſuchen, ſie zu uͤberwinden, und
ſolches iſt der rechte fucus oratorius.
S. Ridigeri. S. V. & F. Lib. III. Cap. l. p. 451. Lib.
IIII. Cap. IIII. p. 581. Hier ſind die aus dem
Seneca, Quintiliano L. V. C. XIII. Gellio noct.
Attic. L. I. C. VI. angefuͤhrten ſtellen merckwuͤr-
dig. Demnach kan man es nicht ſchlechter-
dings iemand verdencken, wann er ſolche be-
weißgruͤnde anfuͤhret, (die nicht eben buͤndig
ſchlieſſen) wo es noͤthig iſt. Denn die meiſten
leute machen ſich falſche kennzeichen der wahr-
heit, alſo thue ich ia nichts unrechts, wann ich ih-
nen ihre auch irrige zeichen fuͤrhalte und ſie da-
durch auf die ſpur bringe die wahrheit zu erken-
nen.
§. 26.
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/98>, abgerufen am 27.07.2024.
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