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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von den beweiß-gründen,
Die meiste theorie hievon ist in der Logick zu suchen,
und die praxis wird am besten anfänglich in
gegenwart eines lehrers angestellet. Unten
im dritten theil im vierdten cap. habe ich ein ex-
empel einer wahrscheinlichen ausarbeitung, zu
einer disputation, disponiret.

§. 18. Alle ietztan geführte gründe gehören zur
gelehrsamkeit überhaupt und sind also Philo-
sophisch. Nachgehends bekommen sie bey der
anwendung unterschiedene benennungen, von
den obiectis und disciplinen bey welchen sie ge-
brauchet werden. Sie behalten aber den nah-
men der Philosophischen gründe in den theilen
der Philosophie, und da beweist man in der Lo-
gick und Metaphysick aus denen conceptibus
Logicis alles auf unstreitige art: Jn der Phy-
sick aus den phaenomenis wahrscheinlich, die
phaenomena selbst auf sinnliche unstreitige art:
Jm Jure naturae aus dem principio Juris na-
turae auf gelehrte unstreitige art: Jn den re-
geln der klugheit bald aus dem endzweck und
mitteln auf unstreitige, bald aus der natur des
obiecti auf wahrscheinliche art.

§. 19. Jn denen Facultäten und übrigen
wissenschaften, werden angeführten beweiß-
gründen, die nahmen derer Facultäten und
wissenschaften beygeleget. Also hat man in
der Theologie entweder die klaren worte der
h. schrift, diese beweisen Theologische sätze auf
eine unstreitige art: Oder man muß aus denen
umständen biblischer sprüche wahrscheinlich
den rechten sensum schliessen, dabey man alle-

zeit
von den beweiß-gruͤnden,
Die meiſte theorie hievon iſt in der Logick zu ſuchen,
und die praxis wird am beſten anfaͤnglich in
gegenwart eines lehrers angeſtellet. Unten
im dritten theil im vierdten cap. habe ich ein ex-
empel einer wahrſcheinlichen ausarbeitung, zu
einer diſputation, diſponiret.

§. 18. Alle ietztan gefuͤhrte gruͤnde gehoͤren zur
gelehrſamkeit uͤberhaupt und ſind alſo Philo-
ſophiſch. Nachgehends bekommen ſie bey der
anwendung unterſchiedene benennungen, von
den obiectis und diſciplinen bey welchen ſie ge-
brauchet werden. Sie behalten aber den nah-
men der Philoſophiſchen gruͤnde in den theilen
der Philoſophie, und da beweiſt man in der Lo-
gick und Metaphyſick aus denen conceptibus
Logicis alles auf unſtreitige art: Jn der Phy-
ſick aus den phaenomenis wahrſcheinlich, die
phaenomena ſelbſt auf ſinnliche unſtreitige art:
Jm Jure naturae aus dem principio Juris na-
turae auf gelehrte unſtreitige art: Jn den re-
geln der klugheit bald aus dem endzweck und
mitteln auf unſtreitige, bald aus der natur des
obiecti auf wahrſcheinliche art.

§. 19. Jn denen Facultaͤten und uͤbrigen
wiſſenſchaften, werden angefuͤhrten beweiß-
gruͤnden, die nahmen derer Facultaͤten und
wiſſenſchaften beygeleget. Alſo hat man in
der Theologie entweder die klaren worte der
h. ſchrift, dieſe beweiſen Theologiſche ſaͤtze auf
eine unſtreitige art: Oder man muß aus denen
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den rechten ſenſum ſchlieſſen, dabey man alle-

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[76/0094] von den beweiß-gruͤnden, Die meiſte theorie hievon iſt in der Logick zu ſuchen, und die praxis wird am beſten anfaͤnglich in gegenwart eines lehrers angeſtellet. Unten im dritten theil im vierdten cap. habe ich ein ex- empel einer wahrſcheinlichen ausarbeitung, zu einer diſputation, diſponiret. §. 18. Alle ietztan gefuͤhrte gruͤnde gehoͤren zur gelehrſamkeit uͤberhaupt und ſind alſo Philo- ſophiſch. Nachgehends bekommen ſie bey der anwendung unterſchiedene benennungen, von den obiectis und diſciplinen bey welchen ſie ge- brauchet werden. Sie behalten aber den nah- men der Philoſophiſchen gruͤnde in den theilen der Philoſophie, und da beweiſt man in der Lo- gick und Metaphyſick aus denen conceptibus Logicis alles auf unſtreitige art: Jn der Phy- ſick aus den phaenomenis wahrſcheinlich, die phaenomena ſelbſt auf ſinnliche unſtreitige art: Jm Jure naturae aus dem principio Juris na- turae auf gelehrte unſtreitige art: Jn den re- geln der klugheit bald aus dem endzweck und mitteln auf unſtreitige, bald aus der natur des obiecti auf wahrſcheinliche art. §. 19. Jn denen Facultaͤten und uͤbrigen wiſſenſchaften, werden angefuͤhrten beweiß- gruͤnden, die nahmen derer Facultaͤten und wiſſenſchaften beygeleget. Alſo hat man in der Theologie entweder die klaren worte der h. ſchrift, dieſe beweiſen Theologiſche ſaͤtze auf eine unſtreitige art: Oder man muß aus denen umſtaͤnden bibliſcher ſpruͤche wahrſcheinlich den rechten ſenſum ſchlieſſen, dabey man alle- zeit

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/94>, abgerufen am 23.11.2024.