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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und derselben erfindung.
ihnen den werth. Wenn man hier nun die un-
terschiedenen gradus wohl erweget, die beschaf-
fenheit der personen und sachen zu hülffe nimmt,
so kan man gnugsame argumenta einen histo-
rischen satz zu beweisen anführen.

Z. e. Jch solte beweisen: Daß Friedrich Barbarossa
vom Pabst mit füssen getreten:
Oder daß die
Johanna Papissa würcklich gewesen;
Oder:
Daß beydes eine fable sey: Oder: Daß es in
Asien leute gegeben, die nur ein bein gehabt,
und damit doch so geschwinde lauffen können,
als andere mit zwey beinen:
Oder: Daß ie-
mand ein übles leben führe:
Oder: Daß der
schwan sich selbst zu grabe singe.

§. 13. Bey Physicalischen dingen, suche
ich aus denen phaenomenis oder natürlichen
würckungen und zufällen, welche unmittelba-
rer weise in die sinne fallen, die verborgenen
ursachen und substantzen, wahrscheinlich zu
machen. Und da muß unter der hypothesi
und denen phaenomenis eine solche überein-
stimmung gewiesen werden, daß diese aus ie-
ner ungezwungen zu fliessen scheinen.

Z. e. Jch soll beweisen: Daß donner und blitz
etwas natürliches sey: Was eine sonnenfin-
sterniß sey: Warum das getreyde ohne wind
taube körner kriege: Ob sich ein mensch kön-
ne unsichtbar machen?

§. 14. Bey der Moralischen oder ins beson-
dere der Politischen wahrscheinlichkeit, suche
ich die absichten eines menschen, die beschaffen-
heit seines gemüths und verstandes zu bewei-
sen. Daher ist es hier nöthig, eine gründliche

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und derſelben erfindung.
ihnen den werth. Wenn man hier nun die un-
terſchiedenen gradus wohl erweget, die beſchaf-
fenheit der perſonen und ſachen zu huͤlffe nim̃t,
ſo kan man gnugſame argumenta einen hiſto-
riſchen ſatz zu beweiſen anfuͤhren.

Z. e. Jch ſolte beweiſen: Daß Friedrich Barbaroſſa
vom Pabſt mit fuͤſſen getreten:
Oder daß die
Johanna Papiſſa wuͤrcklich geweſen;
Oder:
Daß beydes eine fable ſey: Oder: Daß es in
Aſien leute gegeben, die nur ein bein gehabt,
und damit doch ſo geſchwinde lauffen koͤnnen,
als andere mit zwey beinen:
Oder: Daß ie-
mand ein uͤbles leben fuͤhre:
Oder: Daß der
ſchwan ſich ſelbſt zu grabe ſinge.

§. 13. Bey Phyſicaliſchen dingen, ſuche
ich aus denen phaenomenis oder natuͤrlichen
wuͤrckungen und zufaͤllen, welche unmittelba-
rer weiſe in die ſinne fallen, die verborgenen
urſachen und ſubſtantzen, wahrſcheinlich zu
machen. Und da muß unter der hypotheſi
und denen phaenomenis eine ſolche uͤberein-
ſtimmung gewieſen werden, daß dieſe aus ie-
ner ungezwungen zu flieſſen ſcheinen.

Z. e. Jch ſoll beweiſen: Daß donner und blitz
etwas natuͤrliches ſey: Was eine ſonnenfin-
ſterniß ſey: Warum das getreyde ohne wind
taube koͤrner kriege: Ob ſich ein menſch koͤn-
ne unſichtbar machen?

§. 14. Bey der Moraliſchen oder ins beſon-
dere der Politiſchen wahrſcheinlichkeit, ſuche
ich die abſichten eines menſchen, die beſchaffen-
heit ſeines gemuͤths und verſtandes zu bewei-
ſen. Daher iſt es hier noͤthig, eine gruͤndliche

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[73/0091] und derſelben erfindung. ihnen den werth. Wenn man hier nun die un- terſchiedenen gradus wohl erweget, die beſchaf- fenheit der perſonen und ſachen zu huͤlffe nim̃t, ſo kan man gnugſame argumenta einen hiſto- riſchen ſatz zu beweiſen anfuͤhren. Z. e. Jch ſolte beweiſen: Daß Friedrich Barbaroſſa vom Pabſt mit fuͤſſen getreten: Oder daß die Johanna Papiſſa wuͤrcklich geweſen; Oder: Daß beydes eine fable ſey: Oder: Daß es in Aſien leute gegeben, die nur ein bein gehabt, und damit doch ſo geſchwinde lauffen koͤnnen, als andere mit zwey beinen: Oder: Daß ie- mand ein uͤbles leben fuͤhre: Oder: Daß der ſchwan ſich ſelbſt zu grabe ſinge. §. 13. Bey Phyſicaliſchen dingen, ſuche ich aus denen phaenomenis oder natuͤrlichen wuͤrckungen und zufaͤllen, welche unmittelba- rer weiſe in die ſinne fallen, die verborgenen urſachen und ſubſtantzen, wahrſcheinlich zu machen. Und da muß unter der hypotheſi und denen phaenomenis eine ſolche uͤberein- ſtimmung gewieſen werden, daß dieſe aus ie- ner ungezwungen zu flieſſen ſcheinen. Z. e. Jch ſoll beweiſen: Daß donner und blitz etwas natuͤrliches ſey: Was eine ſonnenfin- ſterniß ſey: Warum das getreyde ohne wind taube koͤrner kriege: Ob ſich ein menſch koͤn- ne unſichtbar machen? §. 14. Bey der Moraliſchen oder ins beſon- dere der Politiſchen wahrſcheinlichkeit, ſuche ich die abſichten eines menſchen, die beſchaffen- heit ſeines gemuͤths und verſtandes zu bewei- ſen. Daher iſt es hier noͤthig, eine gruͤndliche er- E 5

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/91>, abgerufen am 24.11.2024.