durch nicht für unruhe in der welt angerichtet, sonderlich in democratischen republicken wenn sich unbedachtsame redner dieses mittels bedie- net, ohne die übien folgerungen dabey zu beden- cken.
§. 6. Damit man hier desto glücklicher fort- kommen möge, ist es nöthig, alles was man fürbingen will, in einem fertigen gedächtnis zu haben. Dazu sind die sogenannten mnemoni- schen künste die schlechtesten mittel, und ma- chen den redner mehr zu einer redenden statue, als vernünftigen und klugen redner. Hin- gegen ist es besser, wenn man bey reden im gemeinen leben nichts ohne überlegung für- bringet,a) und in öffentlichen declamationi- bus ein ordentliches systema seiner gedancken, nach einer iudiciösen disposition, im kopfe hat, und bey der ausrede mehr auf die gedancken, als worte dencken darf, als welche man durch eine gute übung, leicht und wohl ex tempore setzen lernet.b)
a) Dabey muß eine freymüthige und aufgeweckte conversation das beste thun.
b) Hier sind die rednergesellschaften ein fürtrefli- ches mittel, da man nur die ersten drey reden et- wan, feste und wohl auswendig lernen darf und zwar von wort zu wort, bey denen nachfolgen- den wird man schon einige erleichterung, betref- fend die setzung der worte spühren, und bey fort- gesetzter übung nicht in gefahr lauffen mit vie- len geburts schmertzen und ängstlichen mit-ar- beiten des auditorii, seine sachen zu marckte zu bringen, oder wohl gar darüber zu ersticken zu verstummen und beschämt abzuziehen. Jch
von aͤuſſerl. unſtaͤnden im fuͤrtrage
durch nicht fuͤr unruhe in der welt angerichtet, ſonderlich in democratiſchen republicken wenn ſich unbedachtſame redner dieſes mittels bedie- net, ohne die uͤbien folgerungen dabey zu beden- cken.
§. 6. Damit man hier deſto gluͤcklicher fort- kommen moͤge, iſt es noͤthig, alles was man fuͤrbingen will, in einem fertigen gedaͤchtnis zu haben. Dazu ſind die ſogenannten mnemoni- ſchen kuͤnſte die ſchlechteſten mittel, und ma- chen den redner mehr zu einer redenden ſtatue, als vernuͤnftigen und klugen redner. Hin- gegen iſt es beſſer, wenn man bey reden im gemeinen leben nichts ohne uͤberlegung fuͤr- bringet,a) und in oͤffentlichen declamationi- bus ein ordentliches ſyſtema ſeiner gedancken, nach einer iudicioͤſen diſpoſition, im kopfe hat, und bey der ausrede mehr auf die gedancken, als worte dencken darf, als welche man durch eine gute uͤbung, leicht und wohl ex tempore ſetzen lernet.b)
a) Dabey muß eine freymuͤthige und aufgeweckte converſation das beſte thun.
b) Hier ſind die rednergeſellſchaften ein fuͤrtrefli- ches mittel, da man nur die erſten drey reden et- wan, feſte und wohl auswendig lernen darf und zwar von wort zu wort, bey denen nachfolgen- den wird man ſchon einige erleichterung, betref- fend die ſetzung der worte ſpuͤhren, und bey fort- geſetzter uͤbung nicht in gefahr lauffen mit vie- len geburts ſchmertzen und aͤngſtlichen mit-ar- beiten des auditorii, ſeine ſachen zu marckte zu bringen, oder wohl gar daruͤber zu erſticken zu verſtummen und beſchaͤmt abzuziehen. Jch
<TEI><text><body><divn="1"><list><item><pbfacs="#f0552"n="534"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von aͤuſſerl. unſtaͤnden im fuͤrtrage</hi></fw><lb/>
durch nicht fuͤr unruhe in der welt angerichtet,<lb/>ſonderlich in democratiſchen republicken wenn<lb/>ſich unbedachtſame redner dieſes mittels bedie-<lb/>
net, ohne die uͤbien folgerungen dabey zu beden-<lb/>
cken.</item></list><lb/><p>§. 6. Damit man hier deſto gluͤcklicher fort-<lb/>
kommen moͤge, iſt es noͤthig, alles was man<lb/>
fuͤrbingen will, in einem fertigen gedaͤchtnis zu<lb/>
haben. Dazu ſind die ſogenannten mnemoni-<lb/>ſchen kuͤnſte die ſchlechteſten mittel, und ma-<lb/>
chen den redner mehr zu einer redenden ſtatue,<lb/>
als vernuͤnftigen und klugen redner. Hin-<lb/>
gegen iſt es beſſer, wenn man bey reden im<lb/>
gemeinen leben nichts ohne uͤberlegung fuͤr-<lb/>
bringet,<notexml:id="notefn-a-92"next="#note-a-92"place="end"n="a)"/> und in oͤffentlichen declamationi-<lb/>
bus ein ordentliches ſyſtema ſeiner gedancken,<lb/>
nach einer iudicioͤſen diſpoſition, im kopfe hat,<lb/>
und bey der ausrede mehr auf die gedancken,<lb/>
als worte dencken darf, als welche man durch<lb/>
eine gute uͤbung, leicht und wohl ex tempore<lb/>ſetzen lernet.<notexml:id="notefn-b-68"next="#note-b-68"place="end"n="b)"/></p><lb/><notexml:id="note-a-92"prev="#notefn-a-92"place="end"n="a)">Dabey muß eine freymuͤthige und aufgeweckte<lb/>
converſation das beſte thun.<lb/></note><notexml:id="note-b-68"prev="#notefn-b-68"place="end"n="b)">Hier ſind die rednergeſellſchaften ein fuͤrtrefli-<lb/>
ches mittel, da man nur die erſten drey reden et-<lb/>
wan, feſte und wohl auswendig lernen darf und<lb/>
zwar von wort zu wort, bey denen nachfolgen-<lb/>
den wird man ſchon einige erleichterung, betref-<lb/>
fend die ſetzung der worte ſpuͤhren, und bey fort-<lb/>
geſetzter uͤbung nicht in gefahr lauffen mit vie-<lb/>
len geburts ſchmertzen und aͤngſtlichen mit-ar-<lb/>
beiten des auditorii, ſeine ſachen zu marckte<lb/>
zu bringen, oder wohl gar daruͤber zu erſticken<lb/>
zu verſtummen und beſchaͤmt abzuziehen. Jch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">habe</fw><lb/></note></div></body></text></TEI>
[534/0552]
von aͤuſſerl. unſtaͤnden im fuͤrtrage
durch nicht fuͤr unruhe in der welt angerichtet,
ſonderlich in democratiſchen republicken wenn
ſich unbedachtſame redner dieſes mittels bedie-
net, ohne die uͤbien folgerungen dabey zu beden-
cken.
§. 6. Damit man hier deſto gluͤcklicher fort-
kommen moͤge, iſt es noͤthig, alles was man
fuͤrbingen will, in einem fertigen gedaͤchtnis zu
haben. Dazu ſind die ſogenannten mnemoni-
ſchen kuͤnſte die ſchlechteſten mittel, und ma-
chen den redner mehr zu einer redenden ſtatue,
als vernuͤnftigen und klugen redner. Hin-
gegen iſt es beſſer, wenn man bey reden im
gemeinen leben nichts ohne uͤberlegung fuͤr-
bringet,
a⁾
und in oͤffentlichen declamationi-
bus ein ordentliches ſyſtema ſeiner gedancken,
nach einer iudicioͤſen diſpoſition, im kopfe hat,
und bey der ausrede mehr auf die gedancken,
als worte dencken darf, als welche man durch
eine gute uͤbung, leicht und wohl ex tempore
ſetzen lernet.
b⁾
a⁾ Dabey muß eine freymuͤthige und aufgeweckte
converſation das beſte thun.
b⁾ Hier ſind die rednergeſellſchaften ein fuͤrtrefli-
ches mittel, da man nur die erſten drey reden et-
wan, feſte und wohl auswendig lernen darf und
zwar von wort zu wort, bey denen nachfolgen-
den wird man ſchon einige erleichterung, betref-
fend die ſetzung der worte ſpuͤhren, und bey fort-
geſetzter uͤbung nicht in gefahr lauffen mit vie-
len geburts ſchmertzen und aͤngſtlichen mit-ar-
beiten des auditorii, ſeine ſachen zu marckte
zu bringen, oder wohl gar daruͤber zu erſticken
zu verſtummen und beſchaͤmt abzuziehen. Jch
habe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/552>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.