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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von Theologischen
formul, als: GOtt sey mir armen sünder
gnädig,
fertig werden können, aber denen es
doch nicht verboten, auch in etwas länger zu
reden. Z. e. Wann einer am sonntag Lätare
zur beichte gienge, wüste ich nicht, ob man
ihm verargen könte, wann er sich also beich-
tend hören liesse:

P. P.

Die wunderbare freygebigkeit und mil-
digkeit des allerliebsten Heylandes JEsu
Christi, welche er nach dem inhalt des mor-
genden Evangelii an den leiblich hungrigen
erwiesen, erinnert auch meine hungrige seele
des brods des lebens, welches mir mein hey-
land im abendmahl fürgesetzet, und ich wer-
de begierig zusehen und zu schmecken, wie
freundlich der HErr sey. Zwar komme ich
gleich ienem verlohrnen sohn, welcher seine
geistlichen güter in Adam verlohren, sich her-
nach mit den träbern dieser welt gefättiget,
und sein Lätare in den irrdischen lüsten gesu-
chet, auch nunmehro aller kleider seine sünd-
liche blösse zu decken sich beraubet siehet. Al-
lein ich seufze auch mit ienem verlohrnen sohn:
Vater, ich habe gesündiget im himmel und für
dir, ich bin fort nicht werth, daß ich dein kind
heisse: Jedoch siehe an das blut und verdienst
deines gehorsamsten sohnes, dessen gehorsam
biß zum todt am creutz uns die ietzige zeit für-
hält, siehe, wie auch ich mit seinem blute be-
sprenget und abgewaschen, und mit seiner ge-
rechtigkeit, die ich glaubens-voll ergreife, be-

klei-
von Theologiſchen
formul, als: GOtt ſey mir armen ſuͤnder
gnaͤdig,
fertig werden koͤnnen, aber denen es
doch nicht verboten, auch in etwas laͤnger zu
reden. Z. e. Wann einer am ſonntag Laͤtare
zur beichte gienge, wuͤſte ich nicht, ob man
ihm verargen koͤnte, wann er ſich alſo beich-
tend hoͤren lieſſe:

P. P.

Die wunderbare freygebigkeit und mil-
digkeit des allerliebſten Heylandes JEſu
Chriſti, welche er nach dem inhalt des mor-
genden Evangelii an den leiblich hungrigen
erwieſen, erinnert auch meine hungrige ſeele
des brods des lebens, welches mir mein hey-
land im abendmahl fuͤrgeſetzet, und ich wer-
de begierig zuſehen und zu ſchmecken, wie
freundlich der HErr ſey. Zwar komme ich
gleich ienem verlohrnen ſohn, welcher ſeine
geiſtlichen guͤter in Adam verlohren, ſich her-
nach mit den traͤbern dieſer welt gefaͤttiget,
und ſein Laͤtare in den irrdiſchen luͤſten geſu-
chet, auch nunmehro aller kleider ſeine ſuͤnd-
liche bloͤſſe zu decken ſich beraubet ſiehet. Al-
lein ich ſeufze auch mit ienem verlohrnen ſohn:
Vater, ich habe geſuͤndiget im himmel und fuͤr
dir, ich bin fort nicht werth, daß ich dein kind
heiſſe: Jedoch ſiehe an das blut und verdienſt
deines gehorſamſten ſohnes, deſſen gehorſam
biß zum todt am creutz uns die ietzige zeit fuͤr-
haͤlt, ſiehe, wie auch ich mit ſeinem blute be-
ſprenget und abgewaſchen, und mit ſeiner ge-
rechtigkeit, die ich glaubens-voll ergreife, be-

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[522/0540] von Theologiſchen b⁾ formul, als: GOtt ſey mir armen ſuͤnder gnaͤdig, fertig werden koͤnnen, aber denen es doch nicht verboten, auch in etwas laͤnger zu reden. Z. e. Wann einer am ſonntag Laͤtare zur beichte gienge, wuͤſte ich nicht, ob man ihm verargen koͤnte, wann er ſich alſo beich- tend hoͤren lieſſe: P. P. Die wunderbare freygebigkeit und mil- digkeit des allerliebſten Heylandes JEſu Chriſti, welche er nach dem inhalt des mor- genden Evangelii an den leiblich hungrigen erwieſen, erinnert auch meine hungrige ſeele des brods des lebens, welches mir mein hey- land im abendmahl fuͤrgeſetzet, und ich wer- de begierig zuſehen und zu ſchmecken, wie freundlich der HErr ſey. Zwar komme ich gleich ienem verlohrnen ſohn, welcher ſeine geiſtlichen guͤter in Adam verlohren, ſich her- nach mit den traͤbern dieſer welt gefaͤttiget, und ſein Laͤtare in den irrdiſchen luͤſten geſu- chet, auch nunmehro aller kleider ſeine ſuͤnd- liche bloͤſſe zu decken ſich beraubet ſiehet. Al- lein ich ſeufze auch mit ienem verlohrnen ſohn: Vater, ich habe geſuͤndiget im himmel und fuͤr dir, ich bin fort nicht werth, daß ich dein kind heiſſe: Jedoch ſiehe an das blut und verdienſt deines gehorſamſten ſohnes, deſſen gehorſam biß zum todt am creutz uns die ietzige zeit fuͤr- haͤlt, ſiehe, wie auch ich mit ſeinem blute be- ſprenget und abgewaſchen, und mit ſeiner ge- rechtigkeit, die ich glaubens-voll ergreife, be- klei-

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/540>, abgerufen am 22.11.2024.