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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von der erfindung
bey denen anverwandten wird auch der trost
nicht nöthig seyn. etc. Oder ich gratulire iemand
zu seinem erlebten geburts-tage, und wolte doch
gerne etwas mehr sagen als andere etc. Bey
diesen fällen sinne ich auf ein thema artificiale.

§. 8. Solches nun zu finden, resolvirt man
den casum in seine umstände, bey iedem um-
stande suchet man allerhand mögliche einfälle,
muthmassungen, ursachen, und andere gedan-
cken zu fassen, diese schliesset man in kurtze pro-
positiones ein, so hat man viel themata artifi-
cialia.a) Die umstände sind entweder ge-
nerales, oder speciales oder specialissimae,b) bey deren aussuchung und ausführung wie bey
allen thematibus artificialibus das thema na-
turale zum grunde muß geleget werden.

a) Z. e. bey oben angeführten exempel eines kin-
des habe ich folgende umstände: Es war immer
kranck, es war gebrechlich, es hat Wenig gu-
te tage gehabt, der todt hat ein ende gemacht
seiner kranckbeiten etc.
Dabey könte ich folgen-
de gedancken haben: 1.) Die menschen sind, von
ihrer geburt an, so lange sie in der welt sind,
vielen und vielerley kranckheiten unterworf-
fen 2.) Jch erinnere mich dabey des blindge-
bohrnen, da die Jünger beym Joh. am 8. sa-
gen: Meister wer hat gesündiget? Dieser
oder seine eltern, so antwortet Christus: We-
der er noch seine eltern, sondern daß die wercke
Gottes an ihm offenbahr würden: 3.) Wir
haben wohl wenig gute tage, so lange wir in
der welt leben: 4.) Wenn man sich für den
todt fürchtet, muß man wohl nicht bedencken,
daß der todt die beste artzney, der eingang
zum leben, der weg zur vollkommenheit und

von der erfindung
bey denen anverwandten wird auch der troſt
nicht noͤthig ſeyn. ꝛc. Oder ich gratulire iemand
zu ſeinem erlebten geburts-tage, und wolte doch
gerne etwas mehr ſagen als andere ꝛc. Bey
dieſen faͤllen ſinne ich auf ein thema artificiale.

§. 8. Solches nun zu finden, reſolvirt man
den caſum in ſeine umſtaͤnde, bey iedem um-
ſtande ſuchet man allerhand moͤgliche einfaͤlle,
muthmaſſungen, urſachen, und andere gedan-
cken zu faſſen, dieſe ſchlieſſet man in kurtze pro-
poſitiones ein, ſo hat man viel themata artifi-
cialia.a) Die umſtaͤnde ſind entweder ge-
nerales, oder ſpeciales oder ſpecialiſſimae,b) bey deren auſſuchung und ausfuͤhrung wie bey
allen thematibus artificialibus das thema na-
turale zum grunde muß geleget werden.

a) Z. e. bey oben angefuͤhrten exempel eines kin-
des habe ich folgende umſtaͤnde: Es war immer
kranck, es war gebrechlich, es hat Wenig gu-
te tage gehabt, der todt hat ein ende gemacht
ſeiner kranckbeiten ꝛc.
Dabey koͤnte ich folgen-
de gedancken haben: 1.) Die menſchen ſind, von
ihrer geburt an, ſo lange ſie in der welt ſind,
vielen und vielerley kranckheiten unterworf-
fen 2.) Jch erinnere mich dabey des blindge-
bohrnen, da die Juͤnger beym Joh. am 8. ſa-
gen: Meiſter wer hat geſuͤndiget? Dieſer
oder ſeine eltern, ſo antwortet Chriſtus: We-
der er noch ſeine eltern, ſondern daß die wercke
Gottes an ihm offenbahr wuͤrden: 3.) Wir
haben wohl wenig gute tage, ſo lange wir in
der welt leben: 4.) Wenn man ſich fuͤr den
todt fuͤrchtet, muß man wohl nicht bedencken,
daß der todt die beſte artzney, der eingang
zum leben, der weg zur vollkommenheit und

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[36/0054] von der erfindung bey denen anverwandten wird auch der troſt nicht noͤthig ſeyn. ꝛc. Oder ich gratulire iemand zu ſeinem erlebten geburts-tage, und wolte doch gerne etwas mehr ſagen als andere ꝛc. Bey dieſen faͤllen ſinne ich auf ein thema artificiale. §. 8. Solches nun zu finden, reſolvirt man den caſum in ſeine umſtaͤnde, bey iedem um- ſtande ſuchet man allerhand moͤgliche einfaͤlle, muthmaſſungen, urſachen, und andere gedan- cken zu faſſen, dieſe ſchlieſſet man in kurtze pro- poſitiones ein, ſo hat man viel themata artifi- cialia. a⁾ Die umſtaͤnde ſind entweder ge- nerales, oder ſpeciales oder ſpecialiſſimae, b⁾ bey deren auſſuchung und ausfuͤhrung wie bey allen thematibus artificialibus das thema na- turale zum grunde muß geleget werden. a⁾ Z. e. bey oben angefuͤhrten exempel eines kin- des habe ich folgende umſtaͤnde: Es war immer kranck, es war gebrechlich, es hat Wenig gu- te tage gehabt, der todt hat ein ende gemacht ſeiner kranckbeiten ꝛc. Dabey koͤnte ich folgen- de gedancken haben: 1.) Die menſchen ſind, von ihrer geburt an, ſo lange ſie in der welt ſind, vielen und vielerley kranckheiten unterworf- fen 2.) Jch erinnere mich dabey des blindge- bohrnen, da die Juͤnger beym Joh. am 8. ſa- gen: Meiſter wer hat geſuͤndiget? Dieſer oder ſeine eltern, ſo antwortet Chriſtus: We- der er noch ſeine eltern, ſondern daß die wercke Gottes an ihm offenbahr wuͤrden: 3.) Wir haben wohl wenig gute tage, ſo lange wir in der welt leben: 4.) Wenn man ſich fuͤr den todt fuͤrchtet, muß man wohl nicht bedencken, daß der todt die beſte artzney, der eingang zum leben, der weg zur vollkommenheit und ein

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/54>, abgerufen am 23.11.2024.