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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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oder geistlichen reden.
nen, und zwar mit meinen eignen worten,
sonst könte ich leicht Chrysostomum, Augu-
stinum, Ambrosium, Petrum Chrysologum,
Maximos, Leonem M. Bernbardum, Calo-
vium, Löschern, Calixtum, Hornium, Carp-
zovios, Olearium, Zeidlerum, Göbelium,
Bäyerum, Götzen, Rivinum, Schmidios,
Hyperium, Gausenium, Perizonium, Secken-
dorffen, Grabium, Berneckern, Breckelsen,
Günthern, Mäyern, Crocium, Dannhauern,
Hülsemannen, Königen, Pfeiffern,
und un-
zehlige andere anführen. Ja was würd ich
nicht für einen apparatum von homilien, ho-
miletischen büchern, postillen und dergleichen
beybringen können?

§. 3. Hieraus siehet man leicht wie übel es
mit denienigen beschaffen, welche sich zu früh
aufs predigen legen, und dieses ihr hauptwerck
seyn lassen; welche weder natur und gnade,
nach die pflichten eines menschen, bürgers und
Christen aus einander zusetzen wissen; welche
nur ihre memorie füllen, unnöthige schätze von
dispositionibus, concordantzen, collegiis, und
predigen samlen und postillen-reuter werden;
welche es nur aufs spielende ingenium ankom-
men lassen; welche bloß theoretisch predigen
und nur erklärungen für den verstand, keine
bewegungen für den willen anbringen; wrlche
nur den willen hingegen bessern wollen ohne
den verstand zu unterrichten; welche gar zu
wenig affect zeigen und mit grosser kaltsinnig-
keit alles obenhin tractiren; welche gar zu hef-

tige
oder geiſtlichen reden.
nen, und zwar mit meinen eignen worten,
ſonſt koͤnte ich leicht Chryſoſtomum, Augu-
ſtinum, Ambroſium, Petrum Chryſologum,
Maximos, Leonem M. Bernbardum, Calo-
vium, Loͤſchern, Calixtum, Hornium, Carp-
zovios, Olearium, Zeidlerum, Goͤbelium,
Baͤyerum, Goͤtzen, Rivinum, Schmidios,
Hyperium, Gauſenium, Perizonium, Secken-
dorffen, Grabium, Berneckern, Breckelſen,
Guͤnthern, Maͤyern, Crocium, Dannhauern,
Huͤlſemannen, Koͤnigen, Pfeiffern,
und un-
zehlige andere anfuͤhren. Ja was wuͤrd ich
nicht fuͤr einen apparatum von homilien, ho-
miletiſchen buͤchern, poſtillen und dergleichen
beybringen koͤnnen?

§. 3. Hieraus ſiehet man leicht wie uͤbel es
mit denienigen beſchaffen, welche ſich zu fruͤh
aufs predigen legen, und dieſes ihr hauptwerck
ſeyn laſſen; welche weder natur und gnade,
nach die pflichten eines menſchen, buͤrgers und
Chriſten aus einander zuſetzen wiſſen; welche
nur ihre memorie fuͤllen, unnoͤthige ſchaͤtze von
diſpoſitionibus, concordantzen, collegiis, und
predigen ſamlen und poſtillen-reuter werden;
welche es nur aufs ſpielende ingenium ankom-
men laſſen; welche bloß theoretiſch predigen
und nur erklaͤrungen fuͤr den verſtand, keine
bewegungen fuͤr den willen anbringen; wꝛlche
nur den willen hingegen beſſern wollen ohne
den verſtand zu unterrichten; welche gar zu
wenig affect zeigen und mit groſſer kaltſinnig-
keit alles obenhin tractiren; welche gar zu hef-

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[493/0511] oder geiſtlichen reden. nen, und zwar mit meinen eignen worten, ſonſt koͤnte ich leicht Chryſoſtomum, Augu- ſtinum, Ambroſium, Petrum Chryſologum, Maximos, Leonem M. Bernbardum, Calo- vium, Loͤſchern, Calixtum, Hornium, Carp- zovios, Olearium, Zeidlerum, Goͤbelium, Baͤyerum, Goͤtzen, Rivinum, Schmidios, Hyperium, Gauſenium, Perizonium, Secken- dorffen, Grabium, Berneckern, Breckelſen, Guͤnthern, Maͤyern, Crocium, Dannhauern, Huͤlſemannen, Koͤnigen, Pfeiffern, und un- zehlige andere anfuͤhren. Ja was wuͤrd ich nicht fuͤr einen apparatum von homilien, ho- miletiſchen buͤchern, poſtillen und dergleichen beybringen koͤnnen? §. 3. Hieraus ſiehet man leicht wie uͤbel es mit denienigen beſchaffen, welche ſich zu fruͤh aufs predigen legen, und dieſes ihr hauptwerck ſeyn laſſen; welche weder natur und gnade, nach die pflichten eines menſchen, buͤrgers und Chriſten aus einander zuſetzen wiſſen; welche nur ihre memorie fuͤllen, unnoͤthige ſchaͤtze von diſpoſitionibus, concordantzen, collegiis, und predigen ſamlen und poſtillen-reuter werden; welche es nur aufs ſpielende ingenium ankom- men laſſen; welche bloß theoretiſch predigen und nur erklaͤrungen fuͤr den verſtand, keine bewegungen fuͤr den willen anbringen; wꝛlche nur den willen hingegen beſſern wollen ohne den verſtand zu unterrichten; welche gar zu wenig affect zeigen und mit groſſer kaltſinnig- keit alles obenhin tractiren; welche gar zu hef- tige

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/511>, abgerufen am 21.11.2024.