nach iener gebauet sind, und einen daraus einzurichtenden casum präsupponiren. Die fürnehmsten hierunter sind die predigten, wel- che man beschreibet als geistliche reden, die an ein gemischtes auditorium gerichtet werden, selbigem den inhalt des göttlichen wortes, betreffend die pflichten des zuhörers, nach den regeln des christenthums, fürzutragen, zu er- klären, und sie zur ewigen seeligkeit daraus zu erbauen.
§. 2. Wo iemand als ein redner mittel in händen hat, nachdrücklich seinen zuhörern an das hertz zu greifen, so hat sie ein prediger; denn er trägt ein wort für, das felsen zerschmeis- set, seel und geist durchschneidet, die verheis- sung hat nicht leer wieder zu kommen, und seine person ist durch privilegia, so ihm GOtt, der Landes-HErr und die opinion der leute beygeleget, in die bequemsten umstände gese- tzet, sein amt recht zu führen, und seinen end- zweck zu erhalten. Es würde also eine schan- de seyn, wann er seines orts nichts hiezu bey- tragen wollte, durch gebet, erkänntniß der h. schrift und ihres verstandes, erkäntniß der glaubens- und lebens-lehren des christenthums, gründliche einsicht in die Logick und Moral, und vollkommene wissenschaft der grund-re- geln einer vernünftigen beredsamkeit.
Jch will ietzo nach meiner wenigen einsicht kurtz meine gedancken nur denen lehrlingen eröf-
nen,
von Theologiſchen
nach iener gebauet ſind, und einen daraus einzurichtenden caſum praͤſupponiren. Die fuͤrnehmſten hierunter ſind die predigten, wel- che man beſchreibet als geiſtliche reden, die an ein gemiſchtes auditorium gerichtet werden, ſelbigem den inhalt des goͤttlichen wortes, betreffend die pflichten des zuhoͤrers, nach den regeln des chriſtenthums, fuͤrzutragen, zu er- klaͤren, und ſie zur ewigen ſeeligkeit daraus zu erbauen.
§. 2. Wo iemand als ein redner mittel in haͤnden hat, nachdruͤcklich ſeinen zuhoͤrern an das hertz zu greifen, ſo hat ſie ein prediger; denn er traͤgt ein wort fuͤr, das felſen zerſchmeiſ- ſet, ſeel und geiſt durchſchneidet, die verheiſ- ſung hat nicht leer wieder zu kommen, und ſeine perſon iſt durch privilegia, ſo ihm GOtt, der Landes-HErr und die opinion der leute beygeleget, in die bequemſten umſtaͤnde geſe- tzet, ſein amt recht zu fuͤhren, und ſeinen end- zweck zu erhalten. Es wuͤrde alſo eine ſchan- de ſeyn, wann er ſeines orts nichts hiezu bey- tragen wollte, durch gebet, erkaͤnntniß der h. ſchrift und ihres verſtandes, erkaͤntniß der glaubens- und lebens-lehren des chꝛiſtenthums, gruͤndliche einſicht in die Logick und Moral, und vollkommene wiſſenſchaft der grund-re- geln einer vernuͤnftigen beredſamkeit.
Jch will ietzo nach meiner wenigen einſicht kurtz meine gedancken nur denen lehrlingen eroͤf-
nen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0510"n="492"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von Theologiſchen</hi></fw><lb/>
nach iener gebauet ſind, und einen daraus<lb/>
einzurichtenden caſum praͤſupponiren. Die<lb/>
fuͤrnehmſten hierunter ſind die predigten, wel-<lb/>
che man beſchreibet als geiſtliche reden, die an<lb/>
ein gemiſchtes auditorium gerichtet werden,<lb/>ſelbigem den inhalt des goͤttlichen wortes,<lb/>
betreffend die pflichten des zuhoͤrers, nach den<lb/>
regeln des chriſtenthums, fuͤrzutragen, zu er-<lb/>
klaͤren, und ſie zur ewigen ſeeligkeit daraus zu<lb/>
erbauen.</p><lb/><p>§. 2. Wo iemand als ein redner mittel in<lb/>
haͤnden hat, nachdruͤcklich ſeinen zuhoͤrern an<lb/>
das hertz zu greifen, ſo hat ſie ein prediger;<lb/>
denn er traͤgt ein wort fuͤr, das felſen zerſchmeiſ-<lb/>ſet, ſeel und geiſt durchſchneidet, die verheiſ-<lb/>ſung hat nicht leer wieder zu kommen, und<lb/>ſeine perſon iſt durch privilegia, ſo ihm GOtt,<lb/>
der Landes-HErr und die opinion der leute<lb/>
beygeleget, in die bequemſten umſtaͤnde geſe-<lb/>
tzet, ſein amt recht zu fuͤhren, und ſeinen end-<lb/>
zweck zu erhalten. Es wuͤrde alſo eine ſchan-<lb/>
de ſeyn, wann er ſeines orts nichts hiezu bey-<lb/>
tragen wollte, durch gebet, erkaͤnntniß der h.<lb/>ſchrift und ihres verſtandes, erkaͤntniß der<lb/>
glaubens- und lebens-lehren des chꝛiſtenthums,<lb/>
gruͤndliche einſicht in die Logick und Moral,<lb/>
und vollkommene wiſſenſchaft der grund-re-<lb/>
geln einer vernuͤnftigen beredſamkeit.</p><lb/><list><item>Jch will ietzo nach meiner wenigen einſicht kurtz<lb/>
meine gedancken nur denen lehrlingen eroͤf-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nen,</fw><lb/></item></list></div></div></body></text></TEI>
[492/0510]
von Theologiſchen
nach iener gebauet ſind, und einen daraus
einzurichtenden caſum praͤſupponiren. Die
fuͤrnehmſten hierunter ſind die predigten, wel-
che man beſchreibet als geiſtliche reden, die an
ein gemiſchtes auditorium gerichtet werden,
ſelbigem den inhalt des goͤttlichen wortes,
betreffend die pflichten des zuhoͤrers, nach den
regeln des chriſtenthums, fuͤrzutragen, zu er-
klaͤren, und ſie zur ewigen ſeeligkeit daraus zu
erbauen.
§. 2. Wo iemand als ein redner mittel in
haͤnden hat, nachdruͤcklich ſeinen zuhoͤrern an
das hertz zu greifen, ſo hat ſie ein prediger;
denn er traͤgt ein wort fuͤr, das felſen zerſchmeiſ-
ſet, ſeel und geiſt durchſchneidet, die verheiſ-
ſung hat nicht leer wieder zu kommen, und
ſeine perſon iſt durch privilegia, ſo ihm GOtt,
der Landes-HErr und die opinion der leute
beygeleget, in die bequemſten umſtaͤnde geſe-
tzet, ſein amt recht zu fuͤhren, und ſeinen end-
zweck zu erhalten. Es wuͤrde alſo eine ſchan-
de ſeyn, wann er ſeines orts nichts hiezu bey-
tragen wollte, durch gebet, erkaͤnntniß der h.
ſchrift und ihres verſtandes, erkaͤntniß der
glaubens- und lebens-lehren des chꝛiſtenthums,
gruͤndliche einſicht in die Logick und Moral,
und vollkommene wiſſenſchaft der grund-re-
geln einer vernuͤnftigen beredſamkeit.
Jch will ietzo nach meiner wenigen einſicht kurtz
meine gedancken nur denen lehrlingen eroͤf-
nen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/510>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.