digkeit auf sich hat, die wahrheit zu bekennen, durch einen schwur bey seinem GOTT (also auch Juden, bey dem GOtt Abrahams, Jsa- acs und Jacobs etc.) bekräftigen soll, daß er die wahrheit sage, also müssen sie deutlich seyn, den statum controuersiae recht bemercken, in civil-sachen aus der partheyen eignen worten, ihre dismembration aus der litis-contestation, in criminal-sachen aus dem eingeholten urtheil genommen werden.
§. 10. Zeugen und inquisitional-artickel werden ebenfalls, abgefasset, die dem richter so nöthige wahrheit zu verschaffen, denn wann sie kurtz, deutlich, zur sache gehörig, ordentlich da immer einer aus den andern fliesset, damit man dem pruritui negandi fürbeuge, so kan der rich- ter wann er nur die lehre von der wahrschein- lichkeit inne hat, und die historie des menschen überhaupt und insonderheit, aus einer guten Moral und erfahrung gelernet, leicht hinter die wahrheit kommen, es mag der befragte ant- worten wie er will.
§. 11. Die zeugen-rotuli entstehen aus die- sem zum theil, müssen den nahmen des gerichts, der zeugen, daß sie richtig geschworen, die zeit, den ort, ihre antwort bey iedem artickel, die un- terschrifft und besiegelung, nach iedwedes iu- dicii stilo und observantz in sich fassen.
§. 12. Bey der confrontation, müssen in einem inquisitional proceß, die zeugen oder complices ihre aussagen, dem inquisiten ins
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und ſchriften.
digkeit auf ſich hat, die wahrheit zu bekennen, durch einen ſchwur bey ſeinem GOTT (alſo auch Juden, bey dem GOtt Abrahams, Jſa- acs und Jacobs ꝛc.) bekraͤftigen ſoll, daß er die wahrheit ſage, alſo muͤſſen ſie deutlich ſeyn, den ſtatum controuerſiae recht bemercken, in civil-ſachen aus der partheyen eignen worten, ihre dismembration aus der litis-conteſtation, in criminal-ſachen aus dem eingeholten urtheil genommen werden.
§. 10. Zeugen und inquiſitional-artickel werden ebenfalls, abgefaſſet, die dem richter ſo noͤthige wahrheit zu verſchaffen, denn wann ſie kurtz, deutlich, zur ſache gehoͤrig, ordentlich da im̃er einer aus den andern flieſſet, damit man dem pruritui negandi fuͤrbeuge, ſo kan der rich- ter wann er nur die lehre von der wahrſchein- lichkeit inne hat, und die hiſtorie des menſchen uͤberhaupt und inſonderheit, aus einer guten Moral und erfahrung gelernet, leicht hinter die wahrheit kommen, es mag der befragte ant- worten wie er will.
§. 11. Die zeugen-rotuli entſtehen aus die- ſem zum theil, muͤſſen den nahmen des gerichts, der zeugen, daß ſie richtig geſchworen, die zeit, den ort, ihre antwort bey iedem artickel, die un- terſchrifft und beſiegelung, nach iedwedes iu- dicii ſtilo und obſervantz in ſich faſſen.
§. 12. Bey der confrontation, muͤſſen in einem inquiſitional proceß, die zeugen oder complices ihre auſſagen, dem inquiſiten ins
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und ſchriften.
digkeit auf ſich hat, die wahrheit zu bekennen,
durch einen ſchwur bey ſeinem GOTT (alſo
auch Juden, bey dem GOtt Abrahams, Jſa-
acs und Jacobs ꝛc.) bekraͤftigen ſoll, daß er
die wahrheit ſage, alſo muͤſſen ſie deutlich ſeyn,
den ſtatum controuerſiae recht bemercken, in
civil-ſachen aus der partheyen eignen worten,
ihre dismembration aus der litis-conteſtation,
in criminal-ſachen aus dem eingeholten urtheil
genommen werden.
§. 10. Zeugen und inquiſitional-artickel
werden ebenfalls, abgefaſſet, die dem richter
ſo noͤthige wahrheit zu verſchaffen, denn wann
ſie kurtz, deutlich, zur ſache gehoͤrig, ordentlich da
im̃er einer aus den andern flieſſet, damit man
dem pruritui negandi fuͤrbeuge, ſo kan der rich-
ter wann er nur die lehre von der wahrſchein-
lichkeit inne hat, und die hiſtorie des menſchen
uͤberhaupt und inſonderheit, aus einer guten
Moral und erfahrung gelernet, leicht hinter die
wahrheit kommen, es mag der befragte ant-
worten wie er will.
§. 11. Die zeugen-rotuli entſtehen aus die-
ſem zum theil, muͤſſen den nahmen des gerichts,
der zeugen, daß ſie richtig geſchworen, die zeit,
den ort, ihre antwort bey iedem artickel, die un-
terſchrifft und beſiegelung, nach iedwedes iu-
dicii ſtilo und obſervantz in ſich faſſen.
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/501>, abgerufen am 22.11.2024.
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