Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
von denen unterschiedenen arten
lohnungen, und zu denen gesuchten beförderun-
gen verschliesse, wann sie auch schon ihren ver-
stand durch scharf-sinniges nachdencken ge-
schärffet, durch artige erfindungen gezieret, und
durch viele wissenschaften bereichert. Denn
nachdem man güldene, silberne, eherne, eiserne,
höltzerne, irrdene und endlich gar wässerige zei-
ten, sint erschaffung der gantzen welt erfahren,
so scheinet es, als ob uns das schicksaal, in dem
ietzigen säculo, die luftigen zeiten hätte erleben
lassen, da sich die aufblasenden und in die zeit,
in den geschmack und unwissenheit der beför-
derer, (die ohne dem allzeit grössere leute zu ge-
ringern diensten und wenigern besoldungen for-
dern) durch eine schwunlstige fürstellung schicken-
den prahler am allerleichtesten in den hafen der
ruhe und an denen glückseeligen insuln der befö-
derung sehen: Ob wohl die folgende feurige
zeit ihre gemachten dünste zerstreuen, den wind
verdünnen, und ihre stoppeln verbrennen
möchte.

§. 21. Der rotundus, concinnus, Atticus
stilus mäßiget den Asiaticum, und gehet zwi-
schen diesen, und den folgenden Laconicum,
die mittel-strasse, fasset also seine periodos et-
was kürtzer ab, setzet nicht eben lange worte
und redens-arten, auch keine häuffige propo-
sitiones incidentes, und giebt denen tropis und
figuren eine gleiche proportion, kan sich zu-
gleich bey dem humili, mediocri, sublimi, theo-
retico, pathetico, erudito, historico, und andern
arten des stili finden, bleibt doch meistentheils
Oratorius.

Siehe Hederich, Heineccium l. c. &c. Obiges
thema würde vielleicht nach dem stilo Attico
also zu setzen seyn:

Furcht-
von denen unterſchiedenen arten
lohnungen, und zu denen geſuchten befoͤrderun-
gen verſchlieſſe, wann ſie auch ſchon ihren ver-
ſtand durch ſcharf-ſinniges nachdencken ge-
ſchaͤrffet, durch artige erfindungen gezieret, und
durch viele wiſſenſchaften bereichert. Denn
nachdem man guͤldene, ſilberne, eherne, eiſerne,
hoͤltzerne, irrdene und endlich gar waͤſſerige zei-
ten, ſint erſchaffung der gantzen welt erfahren,
ſo ſcheinet es, als ob uns das ſchickſaal, in dem
ietzigen ſaͤculo, die luftigen zeiten haͤtte erleben
laſſen, da ſich die aufblaſenden und in die zeit,
in den geſchmack und unwiſſenheit der befoͤr-
derer, (die ohne dem allzeit groͤſſere leute zu ge-
ringern dienſten und wenigern beſoldungen for-
dern) durch eine ſchwũlſtige fuͤrſtellung ſchicken-
den prahler am allerleichteſten in den hafen der
ruhe und an denen gluͤckſeeligen inſuln der befoͤ-
derung ſehen: Ob wohl die folgende feurige
zeit ihre gemachten duͤnſte zerſtreuen, den wind
verduͤnnen, und ihre ſtoppeln verbrennen
moͤchte.

§. 21. Der rotundus, concinnus, Atticus
ſtilus maͤßiget den Aſiaticum, und gehet zwi-
ſchen dieſen, und den folgenden Laconicum,
die mittel-ſtraſſe, faſſet alſo ſeine periodos et-
was kuͤrtzer ab, ſetzet nicht eben lange worte
und redens-arten, auch keine haͤuffige propo-
ſitiones incidentes, und giebt denen tropis und
figuren eine gleiche proportion, kan ſich zu-
gleich bey dem humili, mediocri, ſublimi, theo-
retico, pathetico, erudito, hiſtorico, und andern
arten des ſtili finden, bleibt doch meiſtentheils
Oratorius.

Siehe Hederich, Heineccium l. c. &c. Obiges
thema wuͤrde vielleicht nach dem ſtilo Attico
alſo zu ſetzen ſeyn:

Furcht-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0364" n="346"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von denen                                             unter&#x017F;chiedenen arten</hi></fw><lb/>
lohnungen,                                     und zu denen ge&#x017F;uchten befo&#x0364;rderun-<lb/>
gen                                     ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e, wann &#x017F;ie auch                                     &#x017F;chon ihren ver-<lb/>
&#x017F;tand durch                                     &#x017F;charf-&#x017F;inniges nachdencken ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rffet, durch artige erfindungen gezieret,                                     und<lb/>
durch viele wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften                                     bereichert. Denn<lb/>
nachdem man gu&#x0364;ldene,                                     &#x017F;ilberne, eherne, ei&#x017F;erne,<lb/>
ho&#x0364;ltzerne,                                     irrdene und endlich gar wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erige                                     zei-<lb/>
ten, &#x017F;int er&#x017F;chaffung der gantzen welt                                     erfahren,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;cheinet es, als ob uns das                                     &#x017F;chick&#x017F;aal, in dem<lb/>
ietzigen                                     &#x017F;a&#x0364;culo, die luftigen zeiten ha&#x0364;tte                                     erleben<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, da &#x017F;ich die                                     aufbla&#x017F;enden und in die zeit,<lb/>
in den                                     ge&#x017F;chmack und unwi&#x017F;&#x017F;enheit der                                     befo&#x0364;r-<lb/>
derer, (die ohne dem allzeit                                     gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere leute zu ge-<lb/>
ringern                                     dien&#x017F;ten und wenigern be&#x017F;oldungen for-<lb/>
dern)                                     durch eine &#x017F;chwu&#x0303;l&#x017F;tige                                     fu&#x0364;r&#x017F;tellung &#x017F;chicken-<lb/>
den prahler am                                     allerleichte&#x017F;ten in den hafen der<lb/>
ruhe und an denen                                     glu&#x0364;ck&#x017F;eeligen in&#x017F;uln der                                     befo&#x0364;-<lb/>
derung &#x017F;ehen: Ob wohl die folgende                                     feurige<lb/>
zeit ihre gemachten du&#x0364;n&#x017F;te                                     zer&#x017F;treuen, den wind<lb/>
verdu&#x0364;nnen, und ihre                                     &#x017F;toppeln verbrennen<lb/>
mo&#x0364;chte.</item>
              </list><lb/>
              <p>§. 21. Der rotundus, concinnus, Atticus<lb/>
&#x017F;tilus                                 ma&#x0364;ßiget den A&#x017F;iaticum, und gehet zwi-<lb/>
&#x017F;chen die&#x017F;en, und den folgenden Laconicum,<lb/>
die                                 mittel-&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e, fa&#x017F;&#x017F;et                                 al&#x017F;o &#x017F;eine periodos et-<lb/>
was ku&#x0364;rtzer ab,                                 &#x017F;etzet nicht eben lange worte<lb/>
und redens-arten, auch                                 keine ha&#x0364;uffige propo-<lb/>
&#x017F;itiones incidentes, und                                 giebt denen tropis und<lb/>
figuren eine gleiche proportion, kan                                 &#x017F;ich zu-<lb/>
gleich bey dem humili, mediocri,                                 &#x017F;ublimi, theo-<lb/>
retico, pathetico, erudito,                                 hi&#x017F;torico, und andern<lb/>
arten des &#x017F;tili finden,                                 bleibt doch mei&#x017F;tentheils<lb/>
Oratorius.</p><lb/>
              <list>
                <item>Siehe <hi rendition="#fr">Hederich, Heineccium</hi> <hi rendition="#aq">l. c. &amp;c.</hi> <hi rendition="#fr">Obiges<lb/>
thema wu&#x0364;rde vielleicht                                         nach dem &#x017F;tilo Attico<lb/>
al&#x017F;o zu                                         &#x017F;etzen &#x017F;eyn:</hi></item>
              </list>
              <fw place="bottom" type="catch">Furcht-</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0364] von denen unterſchiedenen arten lohnungen, und zu denen geſuchten befoͤrderun- gen verſchlieſſe, wann ſie auch ſchon ihren ver- ſtand durch ſcharf-ſinniges nachdencken ge- ſchaͤrffet, durch artige erfindungen gezieret, und durch viele wiſſenſchaften bereichert. Denn nachdem man guͤldene, ſilberne, eherne, eiſerne, hoͤltzerne, irrdene und endlich gar waͤſſerige zei- ten, ſint erſchaffung der gantzen welt erfahren, ſo ſcheinet es, als ob uns das ſchickſaal, in dem ietzigen ſaͤculo, die luftigen zeiten haͤtte erleben laſſen, da ſich die aufblaſenden und in die zeit, in den geſchmack und unwiſſenheit der befoͤr- derer, (die ohne dem allzeit groͤſſere leute zu ge- ringern dienſten und wenigern beſoldungen for- dern) durch eine ſchwũlſtige fuͤrſtellung ſchicken- den prahler am allerleichteſten in den hafen der ruhe und an denen gluͤckſeeligen inſuln der befoͤ- derung ſehen: Ob wohl die folgende feurige zeit ihre gemachten duͤnſte zerſtreuen, den wind verduͤnnen, und ihre ſtoppeln verbrennen moͤchte. §. 21. Der rotundus, concinnus, Atticus ſtilus maͤßiget den Aſiaticum, und gehet zwi- ſchen dieſen, und den folgenden Laconicum, die mittel-ſtraſſe, faſſet alſo ſeine periodos et- was kuͤrtzer ab, ſetzet nicht eben lange worte und redens-arten, auch keine haͤuffige propo- ſitiones incidentes, und giebt denen tropis und figuren eine gleiche proportion, kan ſich zu- gleich bey dem humili, mediocri, ſublimi, theo- retico, pathetico, erudito, hiſtorico, und andern arten des ſtili finden, bleibt doch meiſtentheils Oratorius. Siehe Hederich, Heineccium l. c. &c. Obiges thema wuͤrde vielleicht nach dem ſtilo Attico alſo zu ſetzen ſeyn: Furcht-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/364
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/364>, abgerufen am 17.05.2024.