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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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des stili insonderheit.
b) Siehe Hederich l. c. p. 559. Lami l. c. cap. XV.
Man findet dergleichen stilum schön in Thoma-
sü schriften, im Gracian des Herrn D. August.
Friedr. Müllers, in Schurtzfleischens, Cella-
rii
disputationibus, etc. Er kommt auch meist
mit dem stilo humili und theoretico überein.
c) Siehe Lami l. c. cap. XV. Man rühmt hier Herr
Wolffens Mathematick, welche was die deut-
lichkeit, ordnung und andere gute requisita bey
diesem stilo anbetrift, leicht ein vollkommenes
muster seyn kan. Sonst wäre zu wünschen, daß
dieienigen, welche in der h. schrift die Mathema-
tischen sachen, z. e. den tempelbau, die ausmes-
sung der städte, des tempels, etc. übersetzt, theils
der Mathematick so vollkommen erfahren gewe-
fen, theils auch der Hebräischen sprache, in der
vollkommenheit, als es zu einer tüchtigen überse-
tzung nöthig.

§. 9. Endlich ist der stilus Historicus, we-
gen seines obiecti hieherzuziehen. Ausser de-
nen pflichten, welche einem Historico für an-
dern scribenten und rednern obliegen, daß er
nemlich die wahrheit ohne affecten und par-
theylichkeit schreibe, daß er gnugsame und si-
chere nachrichten habe, daß er die Historische
wahrscheinlichkeit wohl verstehe, so ist es was
seinen stilum anbetrift nöthig, daß er deutlich
und ordentlich die sache fürtrage, ohne grosse
weitläuftigkeit und affectation, daß er sorgfäl-
tig die umstände, welche zu besserer einsicht in
die absichten der agirenden personen dienen,
mit ausdrücke, welches durch scharfsinnige ur-
theile und meditationes geschehen kan, daß er
also lieber im stilo humili oder zum höchsten

im
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des ſtili inſonderheit.
b) Siehe Hederich l. c. p. 559. Lami l. c. cap. XV.
Man findet dergleichen ſtilum ſchoͤn in Thoma-
ſü ſchriften, im Gracian des Herrn D. Auguſt.
Friedr. Muͤllers, in Schurtzfleiſchens, Cella-
rii
diſputationibus, ꝛc. Er kommt auch meiſt
mit dem ſtilo humili und theoretico uͤberein.
c) Siehe Lami l. c. cap. XV. Man ruͤhmt hier Herr
Wolffens Mathematick, welche was die deut-
lichkeit, ordnung und andere gute requiſita bey
dieſem ſtilo anbetrift, leicht ein vollkommenes
muſter ſeyn kan. Sonſt waͤre zu wuͤnſchen, daß
dieienigen, welche in der h. ſchrift die Mathema-
tiſchen ſachen, z. e. den tempelbau, die ausmeſ-
ſung der ſtaͤdte, des tempels, ꝛc. uͤberſetzt, theils
der Mathematick ſo vollkommen erfahren gewe-
fen, theils auch der Hebraͤiſchen ſprache, in der
vollkommenheit, als es zu einer tuͤchtigen uͤberſe-
tzung noͤthig.

§. 9. Endlich iſt der ſtilus Hiſtoricus, we-
gen ſeines obiecti hieherzuziehen. Auſſer de-
nen pflichten, welche einem Hiſtorico fuͤr an-
dern ſcribenten und rednern obliegen, daß er
nemlich die wahrheit ohne affecten und par-
theylichkeit ſchreibe, daß er gnugſame und ſi-
chere nachrichten habe, daß er die Hiſtoriſche
wahrſcheinlichkeit wohl verſtehe, ſo iſt es was
ſeinen ſtilum anbetrift noͤthig, daß er deutlich
und ordentlich die ſache fuͤrtrage, ohne groſſe
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tig die umſtaͤnde, welche zu beſſerer einſicht in
die abſichten der agirenden perſonen dienen,
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[313/0331] des ſtili inſonderheit. b⁾ Siehe Hederich l. c. p. 559. Lami l. c. cap. XV. Man findet dergleichen ſtilum ſchoͤn in Thoma- ſü ſchriften, im Gracian des Herrn D. Auguſt. Friedr. Muͤllers, in Schurtzfleiſchens, Cella- rii diſputationibus, ꝛc. Er kommt auch meiſt mit dem ſtilo humili und theoretico uͤberein. c⁾ Siehe Lami l. c. cap. XV. Man ruͤhmt hier Herr Wolffens Mathematick, welche was die deut- lichkeit, ordnung und andere gute requiſita bey dieſem ſtilo anbetrift, leicht ein vollkommenes muſter ſeyn kan. Sonſt waͤre zu wuͤnſchen, daß dieienigen, welche in der h. ſchrift die Mathema- tiſchen ſachen, z. e. den tempelbau, die ausmeſ- ſung der ſtaͤdte, des tempels, ꝛc. uͤberſetzt, theils der Mathematick ſo vollkommen erfahren gewe- fen, theils auch der Hebraͤiſchen ſprache, in der vollkommenheit, als es zu einer tuͤchtigen uͤberſe- tzung noͤthig. §. 9. Endlich iſt der ſtilus Hiſtoricus, we- gen ſeines obiecti hieherzuziehen. Auſſer de- nen pflichten, welche einem Hiſtorico fuͤr an- dern ſcribenten und rednern obliegen, daß er nemlich die wahrheit ohne affecten und par- theylichkeit ſchreibe, daß er gnugſame und ſi- chere nachrichten habe, daß er die Hiſtoriſche wahrſcheinlichkeit wohl verſtehe, ſo iſt es was ſeinen ſtilum anbetrift noͤthig, daß er deutlich und ordentlich die ſache fuͤrtrage, ohne groſſe weitlaͤuftigkeit und affectation, daß er ſorgfaͤl- tig die umſtaͤnde, welche zu beſſerer einſicht in die abſichten der agirenden perſonen dienen, mit ausdruͤcke, welches durch ſcharfſinnige ur- theile und meditationes geſchehen kan, daß er alſo lieber im ſtilo humili oder zum hoͤchſten im U 5

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/331>, abgerufen am 17.05.2024.