Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

des stili insonderheit.
le etwas ernsthaftiges und ansehnliches an sich
haben, auf der catheder richtet er sich nach
dem gelehrten gebrauch, auf der cantzel ent-
lehnt er seine worte und redens-arten aus der
bibel, nimt auch daher alle seine argumenta,
kan sonst bald theoretisch, bald pathetisch, bald
humilis, bald mediocris, bald sublimis seyn.

§. 7. Jn so fern er auf Juristische materien
appliciret wird, ist er entweder im iure privato
oder publico gebräuchlich, und also entweder
bloß unter rechtsgelehrten, oder unter fürsten
und rechtsgelehrten, oder unter fürsten oder
sonverains allein, in dem ersten fall heist er ein
Juristischer stilus, der im foro recipiret, in dem
andern fällen aber der stilus curiä, cantzley-sti-
lus, cammerstilus, stilus Juris publici. Er
druckt sein obiectum durch viele kunst-wörter,
nachdrückliche beywörter und besondere for-
muln aus, construiret auf eine von den ordent-
lichen constructionibus abgehende art, conne-
ctiret durch ausgedruckte connexiones mit be-
sondern particuln und wird am besten aus dem
gebrauch selbst gelernet.

S. Kemmerich l. c. p. 1049. 1058. Hiezu dienen
Barthii Hodegeta forensis, Strykii vsus moder-
nus,
Rohrs haußhaltungs recht, Volckmanns
notatiät-kunst
ed. Beyeri; Menantes briefe
da er hinten aus des seel. D. Rivini collegio
MSS. die contracte etc. angehenget. Herr D.
Eckhardts Actiones forenses, alle die collegia
practica geschrieben, vielleicht haben wir hier
von Herr D. Rothern noch etwas gutes zu hof-
fen, zumahl was die neue Sächsische proceß-ord-
nung
U 4

des ſtili inſonderheit.
le etwas ernſthaftiges und anſehnliches an ſich
haben, auf der catheder richtet er ſich nach
dem gelehrten gebrauch, auf der cantzel ent-
lehnt er ſeine worte und redens-arten aus der
bibel, nimt auch daher alle ſeine argumenta,
kan ſonſt bald theoretiſch, bald pathetiſch, bald
humilis, bald mediocris, bald ſublimis ſeyn.

§. 7. Jn ſo fern er auf Juriſtiſche materien
appliciret wird, iſt er entweder im iure privato
oder publico gebraͤuchlich, und alſo entweder
bloß unter rechtsgelehrten, oder unter fuͤrſten
und rechtsgelehrten, oder unter fuͤrſten oder
ſonverains allein, in dem erſten fall heiſt er ein
Juriſtiſcher ſtilus, der im foro recipiret, in dem
andern faͤllen aber der ſtilus curiaͤ, cantzley-ſti-
lus, cammerſtilus, ſtilus Juris publici. Er
druckt ſein obiectum durch viele kunſt-woͤrter,
nachdruͤckliche beywoͤrter und beſondere for-
muln aus, conſtruiret auf eine von den ordent-
lichen conſtructionibus abgehende art, conne-
ctiret durch ausgedruckte connexiones mit be-
ſondern particuln und wird am beſten aus dem
gebrauch ſelbſt gelernet.

S. Kemmerich l. c. p. 1049. 1058. Hiezu dienen
Barthii Hodegeta forenſis, Strykii vſus moder-
nus,
Rohrs haußhaltungs recht, Volckmanns
notatiaͤt-kunſt
ed. Beyeri; Menantes briefe
da er hinten aus des ſeel. D. Rivini collegio
MSS. die contracte ꝛc. angehenget. Herr D.
Eckhardts Actiones forenſes, alle die collegia
practica geſchrieben, vielleicht haben wir hier
von Herr D. Rothern noch etwas gutes zu hof-
fen, zumahl was die neue Saͤchſiſche proceß-ord-
nung
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0329" n="311"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des &#x017F;tili                                     in&#x017F;onderheit.</hi></fw><lb/>
le etwas                             ern&#x017F;thaftiges und an&#x017F;ehnliches an &#x017F;ich<lb/>
haben,                             auf der catheder richtet er &#x017F;ich nach<lb/>
dem gelehrten                             gebrauch, auf der cantzel ent-<lb/>
lehnt er &#x017F;eine worte und                             redens-arten aus der<lb/>
bibel, nimt auch daher alle &#x017F;eine                             argumenta,<lb/>
kan &#x017F;on&#x017F;t bald theoreti&#x017F;ch, bald                             patheti&#x017F;ch, bald<lb/>
humilis, bald mediocris, bald                             &#x017F;ublimis &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>§. 7. Jn &#x017F;o fern er auf Juri&#x017F;ti&#x017F;che materien<lb/>
appliciret wird, i&#x017F;t er entweder im iure privato<lb/>
oder                             publico gebra&#x0364;uchlich, und al&#x017F;o entweder<lb/>
bloß unter                             rechtsgelehrten, oder unter fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
und                             rechtsgelehrten, oder unter fu&#x0364;r&#x017F;ten oder<lb/>
&#x017F;onverains allein, in dem er&#x017F;ten fall hei&#x017F;t er                             ein<lb/>
Juri&#x017F;ti&#x017F;cher &#x017F;tilus, der im foro                             recipiret, in dem<lb/>
andern fa&#x0364;llen aber der &#x017F;tilus                             curia&#x0364;, cantzley-&#x017F;ti-<lb/>
lus, cammer&#x017F;tilus,                             &#x017F;tilus Juris publici. Er<lb/>
druckt &#x017F;ein obiectum durch                             viele kun&#x017F;t-wo&#x0364;rter,<lb/>
nachdru&#x0364;ckliche                             beywo&#x0364;rter und be&#x017F;ondere for-<lb/>
muln aus,                             con&#x017F;truiret auf eine von den ordent-<lb/>
lichen                             con&#x017F;tructionibus abgehende art, conne-<lb/>
ctiret durch                             ausgedruckte connexiones mit be-<lb/>
&#x017F;ondern particuln und wird                             am be&#x017F;ten aus dem<lb/>
gebrauch &#x017F;elb&#x017F;t                             gelernet.</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#fr">S. Kemmerich</hi><hi rendition="#aq">l. c. p.</hi> 1049. 1058. Hiezu dienen<lb/><hi rendition="#fr">Barthii</hi> <hi rendition="#aq">Hodegeta foren&#x017F;is, <hi rendition="#i">Strykii</hi> v&#x017F;us moder-<lb/>
nus,</hi> <hi rendition="#fr">Rohrs haußhaltungs recht, Volckmanns<lb/>
notatia&#x0364;t-kun&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq">ed. Beyeri;</hi> <hi rendition="#fr">Menantes briefe</hi><lb/>
da er hinten aus des                                 &#x017F;eel. <hi rendition="#aq">D.</hi> Rivini collegio<lb/><hi rendition="#aq">MSS.</hi> die contracte &#xA75B;c. angehenget.                                 Herr <hi rendition="#aq">D.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Eckhardts</hi> <hi rendition="#aq">Actiones foren&#x017F;es,</hi> alle die                                 collegia<lb/>
practica ge&#x017F;chrieben, vielleicht haben wir                                 hier<lb/>
von Herr <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#fr">Rothern</hi> noch etwas gutes zu hof-<lb/>
fen,                                 zumahl was die neue Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che proceß-ord-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 4</fw><fw place="bottom" type="catch">nung</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0329] des ſtili inſonderheit. le etwas ernſthaftiges und anſehnliches an ſich haben, auf der catheder richtet er ſich nach dem gelehrten gebrauch, auf der cantzel ent- lehnt er ſeine worte und redens-arten aus der bibel, nimt auch daher alle ſeine argumenta, kan ſonſt bald theoretiſch, bald pathetiſch, bald humilis, bald mediocris, bald ſublimis ſeyn. §. 7. Jn ſo fern er auf Juriſtiſche materien appliciret wird, iſt er entweder im iure privato oder publico gebraͤuchlich, und alſo entweder bloß unter rechtsgelehrten, oder unter fuͤrſten und rechtsgelehrten, oder unter fuͤrſten oder ſonverains allein, in dem erſten fall heiſt er ein Juriſtiſcher ſtilus, der im foro recipiret, in dem andern faͤllen aber der ſtilus curiaͤ, cantzley-ſti- lus, cammerſtilus, ſtilus Juris publici. Er druckt ſein obiectum durch viele kunſt-woͤrter, nachdruͤckliche beywoͤrter und beſondere for- muln aus, conſtruiret auf eine von den ordent- lichen conſtructionibus abgehende art, conne- ctiret durch ausgedruckte connexiones mit be- ſondern particuln und wird am beſten aus dem gebrauch ſelbſt gelernet. S. Kemmerich l. c. p. 1049. 1058. Hiezu dienen Barthii Hodegeta forenſis, Strykii vſus moder- nus, Rohrs haußhaltungs recht, Volckmanns notatiaͤt-kunſt ed. Beyeri; Menantes briefe da er hinten aus des ſeel. D. Rivini collegio MSS. die contracte ꝛc. angehenget. Herr D. Eckhardts Actiones forenſes, alle die collegia practica geſchrieben, vielleicht haben wir hier von Herr D. Rothern noch etwas gutes zu hof- fen, zumahl was die neue Saͤchſiſche proceß-ord- nung U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/329
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/329>, abgerufen am 17.05.2024.