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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von dem stilo
Contr. 19. Triarius compositione verborum beile
cadentium, multos scholasticos delectabat, omnes
decipiebat.
Die fundamenta des numeri sind,
die iunctur und ordnung der worte, die masse der
zeit und die harmonische bewegung der luft, wel-
che, nach dem urtheil des in diesem stück sehr zärt-
lichen gehörs, für angenehm gehalten wird, und
um soviel eher das gemüth afficiret. Daß der
numerus gantz zu negligiren, und die deßfalls
von vernunftigen leuten gegebene regeln, für
grillen zu halten, wird niemand mit raison sagen.
Jm gegentheil ist auch nicht zu läugnen, daß von
vielen die sache gar zu hoch getrieben werde/
wenn sie so gar die sylben abzehlen, und die worte
gar zu genau abmessen. Alles kommt dabey dar-
auf an, daß man buchstaben, sylben worte, sätze,
dem obiecto gemäß aussuche und formire, die
theile in einem periodo nicht zu kurtz oder zu lang
oder gar zugleich oder ungleich abfasse, und bey
der aussprache das gehör consulire, auch nicht
immer bey einer leyer bleibe.

§. 11. Endlich ist auch eine hauptsächliche
eigenschaft des stili, daß alle seine theile gegen
einander in denen vorhergehenden und folgen-
den stücken, in einer guten harmonie und ver-
hältniß stehen, und überall sätze mit sätzen, peri-
odi mit periodis auf eine ungezwungene art zu-
sammenhängen. Jenes heist man die egalite
oder gleichheit im stilo, dieses die connexion und
verbindung, und sucht, zumahl in einer gan-
tzen rede, nothwendig beyde, auf alle weise ge-
schickt anzubringen. Die gleichheit richtet
alles in einer rede nach der beschaffenheit des
obiecti, nach denen davon entstandenen ge-

dan-
von dem ſtilo
Contr. 19. Triarius compoſitione verborum beile
cadentium, multos ſcholaſticos delectabat, omnes
decipiebat.
Die fundamenta des numeri ſind,
die iunctur und ordnung der worte, die maſſe der
zeit und die harmoniſche bewegung der luft, wel-
che, nach dem urtheil des in dieſem ſtuͤck ſehr zaͤrt-
lichen gehoͤrs, fuͤr angenehm gehalten wird, und
um ſoviel eher das gemuͤth afficiret. Daß der
numerus gantz zu negligiren, und die deßfalls
von vernunftigen leuten gegebene regeln, fuͤr
grillen zu halten, wird niemand mit raiſon ſagen.
Jm gegentheil iſt auch nicht zu laͤugnen, daß von
vielen die ſache gar zu hoch getrieben werde/
wenn ſie ſo gar die ſylben abzehlen, und die worte
gar zu genau abmeſſen. Alles kommt dabey dar-
auf an, daß man buchſtaben, ſylben worte, ſaͤtze,
dem obiecto gemaͤß ausſuche und formire, die
theile in einem periodo nicht zu kurtz oder zu lang
oder gar zugleich oder ungleich abfaſſe, und bey
der ausſprache das gehoͤr conſulire, auch nicht
immer bey einer leyer bleibe.

§. 11. Endlich iſt auch eine hauptſaͤchliche
eigenſchaft des ſtili, daß alle ſeine theile gegen
einander in denen vorhergehenden und folgen-
den ſtuͤcken, in einer guten harmonie und ver-
haͤltniß ſtehen, und uͤberall ſaͤtze mit ſaͤtzen, peri-
odi mit periodis auf eine ungezwungene art zu-
ſammenhaͤngen. Jenes heiſt man die egalite
oder gleichheit im ſtilo, dieſes die connexion und
verbindung, und ſucht, zumahl in einer gan-
tzen rede, nothwendig beyde, auf alle weiſe ge-
ſchickt anzubringen. Die gleichheit richtet
alles in einer rede nach der beſchaffenheit des
obiecti, nach denen davon entſtandenen ge-

dan-
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[212/0230] von dem ſtilo b⁾ Contr. 19. Triarius compoſitione verborum beile cadentium, multos ſcholaſticos delectabat, omnes decipiebat. Die fundamenta des numeri ſind, die iunctur und ordnung der worte, die maſſe der zeit und die harmoniſche bewegung der luft, wel- che, nach dem urtheil des in dieſem ſtuͤck ſehr zaͤrt- lichen gehoͤrs, fuͤr angenehm gehalten wird, und um ſoviel eher das gemuͤth afficiret. Daß der numerus gantz zu negligiren, und die deßfalls von vernunftigen leuten gegebene regeln, fuͤr grillen zu halten, wird niemand mit raiſon ſagen. Jm gegentheil iſt auch nicht zu laͤugnen, daß von vielen die ſache gar zu hoch getrieben werde/ wenn ſie ſo gar die ſylben abzehlen, und die worte gar zu genau abmeſſen. Alles kommt dabey dar- auf an, daß man buchſtaben, ſylben worte, ſaͤtze, dem obiecto gemaͤß ausſuche und formire, die theile in einem periodo nicht zu kurtz oder zu lang oder gar zugleich oder ungleich abfaſſe, und bey der ausſprache das gehoͤr conſulire, auch nicht immer bey einer leyer bleibe. §. 11. Endlich iſt auch eine hauptſaͤchliche eigenſchaft des ſtili, daß alle ſeine theile gegen einander in denen vorhergehenden und folgen- den ſtuͤcken, in einer guten harmonie und ver- haͤltniß ſtehen, und uͤberall ſaͤtze mit ſaͤtzen, peri- odi mit periodis auf eine ungezwungene art zu- ſammenhaͤngen. Jenes heiſt man die egalite oder gleichheit im ſtilo, dieſes die connexion und verbindung, und ſucht, zumahl in einer gan- tzen rede, nothwendig beyde, auf alle weiſe ge- ſchickt anzubringen. Die gleichheit richtet alles in einer rede nach der beſchaffenheit des obiecti, nach denen davon entſtandenen ge- dan-

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/230>, abgerufen am 21.11.2024.