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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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der gedancken.
Da nun dergleichen billich zu bestrafen: So
wird auch mit gröstem recht diese begierde
blut zuvergiessen, mit strafen gedämpfet: Es
müste dann seyn, daß eine hobe Landes-O-
brigkeit die idee des verbrechens davon weg-
nähme und der republick ein menschliches op-
fer zu schencken für nöthig erachtete.

e) Z. e. Periodus probans führet einen beweiß-
grund ein: Z. e. Fürsten müssen sterben:
Periodus probans: Da das unerbitliche ver-
hängniß und die allgemeine ordnung der na-
tur, allen menschen schlechterdings die noth-
wendigkeit zu sterben auferleget: So haben
auch printzen, wenn sie schon kron und scepter
führen, so lange sie mit der menschheit um-
geben, ihnen die sichere rechnung zu machen,
daß endlich der todt ihre fürstlichen stühle
umstürtzen, und ihren purpur der verwe-
sung überantworten werde.
Jllustrans führt
ein argumentum illustrans ein, Z. e: Lohenstein
exprimiret obigen not. a. befindlichen periodum
im Arminto l. I. p. 15. also: Der koth bleibt
heßlich und so viel mehr kenntbar in chrystal-
linen gefässen, und die laster garstig, wann sie
schon in sammet und goldstücke eingehüllet,
oder auf elfenbeinerne stühle gesetzet werden.

Pathetica sucht den affect zu rühren, Z. e. Maza-
rin sagt: ein kerl ohne geld, lebt in der welt
recht schändlich:
Periodus mouens: Jhr ar-
men leute, die ihr euch mit eurer gelehrsam-
keit und tugend viel einbildet, und doch kein
geld habt! Jhr kommt mir für wie der schä-
cher der sich auf das paradieß freuete und
doch am creutze schmählich crepiren muste,
bedenckts doch nur selber ob ich nicht recht
habe?
(Mazarin sagt es zum wenigsten.)
f. g. h.) Siehe folgendes cap.

i) Die-
L 3
der gedancken.
Da nun dergleichen billich zu beſtrafen: So
wird auch mit groͤſtem recht dieſe begierde
blut zuvergieſſen, mit ſtrafen gedaͤmpfet: Es
muͤſte dann ſeyn, daß eine hobe Landes-O-
brigkeit die idee des verbrechens davon weg-
naͤhme und der republick ein menſchliches op-
fer zu ſchencken fuͤr noͤthig erachtete.

e) Z. e. Periodus probans fuͤhret einen beweiß-
grund ein: Z. e. Fuͤrſten muͤſſen ſterben:
Periodus probans: Da das unerbitliche ver-
haͤngniß und die allgemeine ordnung der na-
tur, allen menſchen ſchlechterdings die noth-
wendigkeit zu ſterben auferleget: So haben
auch printzen, wenn ſie ſchon kron und ſcepter
fuͤhren, ſo lange ſie mit der menſchheit um-
geben, ihnen die ſichere rechnung zu machen,
daß endlich der todt ihre fuͤrſtlichen ſtuͤhle
umſtuͤrtzen, und ihren purpur der verwe-
ſung uͤberantworten werde.
Jlluſtrans fuͤhrt
ein argumentum illuſtrans ein, Z. e: Lohenſtein
exprimiret obigen not. a. befindlichen periodum
im Arminto l. I. p. 15. alſo: Der koth bleibt
heßlich und ſo viel mehr kenntbar in chryſtal-
linen gefaͤſſen, und die laſter garſtig, wann ſie
ſchon in ſammet und goldſtuͤcke eingehuͤllet,
oder auf elfenbeinerne ſtuͤhle geſetzet werden.

Pathetica ſucht den affect zu ruͤhren, Z. e. Maza-
rin ſagt: ein kerl ohne geld, lebt in der welt
recht ſchaͤndlich:
Periodus mouens: Jhr ar-
men leute, die ihr euch mit eurer gelehrſam-
keit und tugend viel einbildet, und doch kein
geld habt! Jhr kommt mir fuͤr wie der ſchaͤ-
cher der ſich auf das paradieß freuete und
doch am creutze ſchmaͤhlich crepiren muſte,
bedenckts doch nur ſelber ob ich nicht recht
habe?
(Mazarin ſagt es zum wenigſten.)
f. g. h.) Siehe folgendes cap.

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[165/0183] der gedancken. d⁾ Da nun dergleichen billich zu beſtrafen: So wird auch mit groͤſtem recht dieſe begierde blut zuvergieſſen, mit ſtrafen gedaͤmpfet: Es muͤſte dann ſeyn, daß eine hobe Landes-O- brigkeit die idee des verbrechens davon weg- naͤhme und der republick ein menſchliches op- fer zu ſchencken fuͤr noͤthig erachtete. e⁾ Z. e. Periodus probans fuͤhret einen beweiß- grund ein: Z. e. Fuͤrſten muͤſſen ſterben: Periodus probans: Da das unerbitliche ver- haͤngniß und die allgemeine ordnung der na- tur, allen menſchen ſchlechterdings die noth- wendigkeit zu ſterben auferleget: So haben auch printzen, wenn ſie ſchon kron und ſcepter fuͤhren, ſo lange ſie mit der menſchheit um- geben, ihnen die ſichere rechnung zu machen, daß endlich der todt ihre fuͤrſtlichen ſtuͤhle umſtuͤrtzen, und ihren purpur der verwe- ſung uͤberantworten werde. Jlluſtrans fuͤhrt ein argumentum illuſtrans ein, Z. e: Lohenſtein exprimiret obigen not. a. befindlichen periodum im Arminto l. I. p. 15. alſo: Der koth bleibt heßlich und ſo viel mehr kenntbar in chryſtal- linen gefaͤſſen, und die laſter garſtig, wann ſie ſchon in ſammet und goldſtuͤcke eingehuͤllet, oder auf elfenbeinerne ſtuͤhle geſetzet werden. Pathetica ſucht den affect zu ruͤhren, Z. e. Maza- rin ſagt: ein kerl ohne geld, lebt in der welt recht ſchaͤndlich: Periodus mouens: Jhr ar- men leute, die ihr euch mit eurer gelehrſam- keit und tugend viel einbildet, und doch kein geld habt! Jhr kommt mir fuͤr wie der ſchaͤ- cher der ſich auf das paradieß freuete und doch am creutze ſchmaͤhlich crepiren muſte, bedenckts doch nur ſelber ob ich nicht recht habe? (Mazarin ſagt es zum wenigſten.) f. g. h.⁾ Siehe folgendes cap. i) Die- L 3

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/183>, abgerufen am 24.11.2024.