Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von dem ausdruck denn die sterblichkeit erstrecket sich über allemenschen: Oder: Kein richter soll geschencke nehmen, denn alle richter sollen gerechtigkeit handhaben und alle geschencke suchen hingegen das recht zu beugen. Hingegen sagte ich nicht recht: Alle gelehrte sind glücklich, denn das glück ist kein essentielles stück eines gelehrten, auch kein allgemeiner concept von ihm, sonst würde Spitzelius nicht haben seinen Litteratum inselicem schreiben können. Wann ich wolte setzen: Alle reiche sind raisonnable, so würde man mir viele instantzen geben können, also mü- ste ich meinen satz limitiren und ihn also ausspre- chen: Alle reiche, welche durch die Moral oder die regeln des Christenthums gebessert, sind raisonnable leute. f) Z. e. Die duelle sind unstreitig mit recht ver- boten: David ist wahrscheinlich ein sangui- neus gewesen: David entbrannte, da sich Bathseba im wasser abkühlete, und Joseph wurde zu eiß, da Sephira in der grösten glut entzündet war. g) Z. e. Alle menschen sind lügner, ist in der The- ologie unstreitig, in der Moral wahrscheinlich, aber in der Jurisprudentz würde man mich in- iuriarum belangen, wann ich es nur von einem eintzigen sagte. h) Bey theoretischen, sehe ich bloß auf den aus- druck der gedancken, bey pathetischen, zugleich auf den ausdruck des affects, siehe §. 18. Da- her entstehen auch gewisse nebenideen der re- dens-arten. §. 10. Alle diese eigenschaften der sätze, in- nichts
von dem ausdruck denn die ſterblichkeit erſtrecket ſich uͤber allemenſchen: Oder: Kein richter ſoll geſchencke nehmen, denn alle richter ſollen gerechtigkeit handhaben und alle geſchencke ſuchen hingegen das recht zu beugen. Hingegen ſagte ich nicht recht: Alle gelehrte ſind gluͤcklich, denn das gluͤck iſt kein eſſentielles ſtuͤck eines gelehrten, auch kein allgemeiner concept von ihm, ſonſt wuͤrde Spitzelius nicht haben ſeinen Litteratum inſelicem ſchreiben koͤnnen. Wann ich wolte ſetzen: Alle reiche ſind raiſonnable, ſo wuͤrde man mir viele inſtantzen geben koͤnnen, alſo muͤ- ſte ich meinen ſatz limitiren und ihn alſo ausſpre- chen: Alle reiche, welche durch die Moral oder die regeln des Chriſtenthums gebeſſert, ſind raiſonnable leute. f) Z. e. Die duelle ſind unſtreitig mit recht ver- boten: David iſt wahrſcheinlich ein ſangui- neus geweſen: David entbrannte, da ſich Bathſeba im waſſer abkuͤhlete, und Joſeph wurde zu eiß, da Sephira in der groͤſten glut entzuͤndet war. g) Z. e. Alle menſchen ſind luͤgner, iſt in der The- ologie unſtreitig, in der Moral wahrſcheinlich, aber in der Jurisprudentz wuͤrde man mich in- iuriarum belangen, wann ich es nur von einem eintzigen ſagte. h) Bey theoretiſchen, ſehe ich bloß auf den aus- druck der gedancken, bey pathetiſchen, zugleich auf den ausdruck des affects, ſiehe §. 18. Da- her entſtehen auch gewiſſe nebenideen der re- dens-arten. §. 10. Alle dieſe eigenſchaften der ſaͤtze, in- nichts
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von dem ausdruck
e⁾
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menſchen: Oder: Kein richter ſoll geſchencke
nehmen, denn alle richter ſollen gerechtigkeit
handhaben und alle geſchencke ſuchen hingegen
das recht zu beugen. Hingegen ſagte ich nicht
recht: Alle gelehrte ſind gluͤcklich, denn das
gluͤck iſt kein eſſentielles ſtuͤck eines gelehrten,
auch kein allgemeiner concept von ihm, ſonſt
wuͤrde Spitzelius nicht haben ſeinen Litteratum
inſelicem ſchreiben koͤnnen. Wann ich wolte
ſetzen: Alle reiche ſind raiſonnable, ſo wuͤrde
man mir viele inſtantzen geben koͤnnen, alſo muͤ-
ſte ich meinen ſatz limitiren und ihn alſo ausſpre-
chen: Alle reiche, welche durch die Moral
oder die regeln des Chriſtenthums gebeſſert,
ſind raiſonnable leute.
f⁾ Z. e. Die duelle ſind unſtreitig mit recht ver-
boten: David iſt wahrſcheinlich ein ſangui-
neus geweſen: David entbrannte, da ſich
Bathſeba im waſſer abkuͤhlete, und Joſeph
wurde zu eiß, da Sephira in der groͤſten glut
entzuͤndet war.
g⁾ Z. e. Alle menſchen ſind luͤgner, iſt in der The-
ologie unſtreitig, in der Moral wahrſcheinlich,
aber in der Jurisprudentz wuͤrde man mich in-
iuriarum belangen, wann ich es nur von einem
eintzigen ſagte.
h⁾ Bey theoretiſchen, ſehe ich bloß auf den aus-
druck der gedancken, bey pathetiſchen, zugleich
auf den ausdruck des affects, ſiehe §. 18. Da-
her entſtehen auch gewiſſe nebenideen der re-
dens-arten.
§. 10. Alle dieſe eigenſchaften der ſaͤtze, in-
gleichen die zuſammenſetzung verſchiedener ſaͤ-
tze, geben von ſelbſten, ohne muͤhe, anlaß,
gantze periodos zu machen. Ein periodus iſt
nichts
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Zitationshilfe: | Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/180>, abgerufen am 16.02.2025. |