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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von den beweiß-gründen
tica & Rhetorica sacra oder auch wohl gar den
h. Augustinum de doctrina Christ. L. II. C. 10. da
er sagt: Latinae homines & duabus aliis ad scri-
pturarum diuinarum cognitionem habent opus,
Hebraea scilicet & Graeca, vt ad exemplaria proce-
dentia recurratur, si quam dubitationem attulerit
Latinorum interpretum infinita varietas.
S. He-
derich
l. c. p. 360. und Hln. Langens Oratorie
p. 91. Sonst findet man gantze collectiones
von testimoniis. Am besten ist es, man sucht
sie selbst aus probaten auctoribus zusammen, da
man sich denn der auctorum claßicorum für an-
dern bedienen kan. Denn man darf nicht den-
cken daß diese letztern deßwegen hierzu nichts
taugen weil man gemeiniglich nur Lateinisch
und Griechisch daraus lernet und sie den schul-
knaben in die hände giebt. Wann ich hier au-
ctores allegiren wolte, würde ich vielleicht ein
exempel einer unendlichen zahl geben müssen.
b) Siehe hievon Lilienthalii Machiauellismum Lit-
terarium p.
85. Da er sehr artig von denen al-
legatis raisonniret, und noch andere, die eben
davon gehandelt, anführet. Herrn Hoffrath
Mencken von der charlatanerie der gelebrten
in dem angefügten sendschreiben
p. 261. edi-
tionis Germ.
1716.

§. 27. Apohthegmata oder aussprü-
che angesehener leute, symbola, senten-
tzen, und sprüchwörter (adagia, prouer-
bia) oder sätze welche durch viele erfahrung
bestärcket und bey dem gemeinen volck für
wahrheiten gehalten werden, ohngeachtet sie
halb wahr und halb falsch sind, können eben-
falls wie testimonia angebracht werden, und
werden zur noth für beweiß-gründe passiren.

bey
von den beweiß-gruͤnden
tica & Rhetorica ſacra oder auch wohl gar den
h. Auguſtinum de doctrina Chriſt. L. II. C. 10. da
er ſagt: Latinae homines & duabus aliis ad ſcri-
pturarum diuinarum cognitionem habent opus,
Hebraea ſcilicet & Graeca, vt ad exemplaria proce-
dentia recurratur, ſi quam dubitationem attulerit
Latinorum interpretum infinita varietas.
S. He-
derich
l. c. p. 360. und Hln. Langens Oratorie
p. 91. Sonſt findet man gantze collectiones
von teſtimoniis. Am beſten iſt es, man ſucht
ſie ſelbſt aus probaten auctoribus zuſammen, da
man ſich denn der auctorum claßicorum fuͤr an-
dern bedienen kan. Denn man darf nicht den-
cken daß dieſe letztern deßwegen hierzu nichts
taugen weil man gemeiniglich nur Lateiniſch
und Griechiſch daraus lernet und ſie den ſchul-
knaben in die haͤnde giebt. Wann ich hier au-
ctores allegiren wolte, wuͤrde ich vielleicht ein
exempel einer unendlichen zahl geben muͤſſen.
b) Siehe hievon Lilienthalii Machiauelliſmum Lit-
terarium p.
85. Da er ſehr artig von denen al-
legatis raiſonniret, und noch andere, die eben
davon gehandelt, anfuͤhret. Herrn Hoffrath
Mencken von der charlatanerie der gelebrten
in dem angefuͤgten ſendſchreiben
p. 261. edi-
tionis Germ.
1716.

§. 27. Apohthegmata oder ausſpruͤ-
che angeſehener leute, ſymbola, ſenten-
tzen, und ſpruͤchwoͤrter (adagia, prouer-
bia) oder ſaͤtze welche durch viele erfahrung
beſtaͤrcket und bey dem gemeinen volck fuͤr
wahrheiten gehalten werden, ohngeachtet ſie
halb wahr und halb falſch ſind, koͤnnen eben-
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[82/0100] von den beweiß-gruͤnden a⁾ tica & Rhetorica ſacra oder auch wohl gar den h. Auguſtinum de doctrina Chriſt. L. II. C. 10. da er ſagt: Latinae homines & duabus aliis ad ſcri- pturarum diuinarum cognitionem habent opus, Hebraea ſcilicet & Graeca, vt ad exemplaria proce- dentia recurratur, ſi quam dubitationem attulerit Latinorum interpretum infinita varietas. S. He- derich l. c. p. 360. und Hln. Langens Oratorie p. 91. Sonſt findet man gantze collectiones von teſtimoniis. Am beſten iſt es, man ſucht ſie ſelbſt aus probaten auctoribus zuſammen, da man ſich denn der auctorum claßicorum fuͤr an- dern bedienen kan. Denn man darf nicht den- cken daß dieſe letztern deßwegen hierzu nichts taugen weil man gemeiniglich nur Lateiniſch und Griechiſch daraus lernet und ſie den ſchul- knaben in die haͤnde giebt. Wann ich hier au- ctores allegiren wolte, wuͤrde ich vielleicht ein exempel einer unendlichen zahl geben muͤſſen. b⁾ Siehe hievon Lilienthalii Machiauelliſmum Lit- terarium p. 85. Da er ſehr artig von denen al- legatis raiſonniret, und noch andere, die eben davon gehandelt, anfuͤhret. Herrn Hoffrath Mencken von der charlatanerie der gelebrten in dem angefuͤgten ſendſchreiben p. 261. edi- tionis Germ. 1716. §. 27. Apohthegmata oder ausſpruͤ- che angeſehener leute, ſymbola, ſenten- tzen, und ſpruͤchwoͤrter (adagia, prouer- bia) oder ſaͤtze welche durch viele erfahrung beſtaͤrcket und bey dem gemeinen volck fuͤr wahrheiten gehalten werden, ohngeachtet ſie halb wahr und halb falſch ſind, koͤnnen eben- falls wie teſtimonia angebracht werden, und werden zur noth fuͤr beweiß-gruͤnde paſſiren. bey

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/100>, abgerufen am 04.05.2024.