Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].Er ist beruffen / nicht zur Arbeit / wie im Leben / sondern zur Ruhe. Er gehöret zu den seligen Todten / die in dem HErrn gestorben / von welchen der Geist spricht / daß sie ruhen von ihrer Arbeit. (Apoc. 14, 13.) Das ist eine herrliche Ruhe an Seiten des wolseligen Herrn Consistorial-Raths / aber nicht an Seiten der schmertzlich betrübten Frau Witwe / der hinterblieben Wäysen / und übrigen wehrten Anverwandten / als welche durch diesen Todes-Fall insgesamt in eine grosse Unruhe gerathen sind. Kein Wunder / wenn ein jeglicher unter ihnen mit seufftzenden Munde anjetzo die Worte Hiobs wiederhohlete: War ich nicht glückselig? War ich nicht fein stille? Hatte ich nicht gute Ruhe? Und kommet solche Unruhe. (Job. 3, 26.) Denn wenn Sie an den Verlust des wolseligen Herrn Consistorial-Raths gedencken / so kan Ihre Gemüths-Ruhe wol nicht ungestöret bleiben. Aber es ist noch etwas / so diese beunruhigte Hertzen beruhigen kan. Der GOtt / welcher den wolseligen Herrn Consistorial-Rath zu der allerseligsten Himmels-Ruhe beruffen hat / wird auch Ihre Seelen nicht ewiglich in Unruhe lassen. CHristi Lehre und Wort verspricht allen Mühsäligen und Beladenen Seelen-Ruhe / (Matth. 11, 28.) und wo die ist / da muß auch alle äußerliche Unruhe weichen. Deswegen wollen wir zu dieser Quelle eilen / und daraus Trost schöpfen für unsere bekümmerte Hertzen. Darzu wird insonderheit dienlich seyn / wenn wir von dem letzten und besten Ruff treuer Diener JEsu Christi nach Veranlassung des beliebten Leichen-Textes ein mehrers handeln. Dir aber / mein GOtt / ist wol wissend / daß ich nicht reden kan / wenn du mir nicht selbst das Wort in den Mund legest / und Ihr / in Christo geliebte Zuhörer / könnet nichts erbauliches hören / wenn nicht der Geist GOttes eure Ohren und Hertzen öfnet / darum wollen wir / GOttes Beystand zu unserm Vorhaben zu erlangen / im Geist und in der Warheit beten: ein andächtiges Vater Unser. Er ist beruffen / nicht zur Arbeit / wie im Leben / sondern zur Ruhe. Er gehöret zu den seligen Todten / die in dem HErrn gestorben / von welchen der Geist spricht / daß sie ruhen von ihrer Arbeit. (Apoc. 14, 13.) Das ist eine herrliche Ruhe an Seiten des wolseligen Herrn Consistorial-Raths / aber nicht an Seiten der schmertzlich betrübten Frau Witwe / der hinterblieben Wäysen / und übrigen wehrten Anverwandten / als welche durch diesen Todes-Fall insgesamt in eine grosse Unruhe gerathen sind. Kein Wunder / wenn ein jeglicher unter ihnen mit seufftzenden Munde anjetzo die Worte Hiobs wiederhohlete: War ich nicht glückselig? War ich nicht fein stille? Hatte ich nicht gute Ruhe? Und kommet solche Unruhe. (Job. 3, 26.) Denn wenn Sie an den Verlust des wolseligen Herrn Consistorial-Raths gedencken / so kan Ihre Gemüths-Ruhe wol nicht ungestöret bleiben. Aber es ist noch etwas / so diese beunruhigte Hertzen beruhigen kan. Der GOtt / welcher den wolseligen Herrn Consistorial-Rath zu der allerseligsten Himmels-Ruhe beruffen hat / wird auch Ihre Seelen nicht ewiglich in Unruhe lassen. CHristi Lehre und Wort verspricht allen Mühsäligen und Beladenen Seelen-Ruhe / (Matth. 11, 28.) und wo die ist / da muß auch alle äußerliche Unruhe weichen. Deswegen wollen wir zu dieser Quelle eilen / und daraus Trost schöpfen für unsere bekümmerte Hertzen. Darzu wird insonderheit dienlich seyn / wenn wir von dem letzten und besten Ruff treuer Diener JEsu Christi nach Veranlassung des beliebten Leichen-Textes ein mehrers handeln. Dir aber / mein GOtt / ist wol wissend / daß ich nicht reden kan / wenn du mir nicht selbst das Wort in den Mund legest / und Ihr / in Christo geliebte Zuhörer / könnet nichts erbauliches hören / wenn nicht der Geist GOttes eure Ohren und Hertzen öfnet / darum wollen wir / GOttes Beystand zu unserm Vorhaben zu erlangen / im Geist und in der Warheit beten: ein andächtiges Vater Unser. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0008"/> Er ist beruffen / nicht zur Arbeit / wie im Leben / sondern zur Ruhe. Er gehöret zu den seligen Todten / die in dem HErrn gestorben / von welchen der Geist spricht / daß sie ruhen von ihrer Arbeit. (Apoc. 14, 13.)</p> <p>Das ist eine herrliche Ruhe an Seiten des wolseligen Herrn Consistorial-Raths / aber nicht an Seiten der schmertzlich betrübten Frau Witwe / der hinterblieben Wäysen / und übrigen wehrten Anverwandten / als welche durch diesen Todes-Fall insgesamt in eine grosse Unruhe gerathen sind. Kein Wunder / wenn ein jeglicher unter ihnen mit seufftzenden Munde anjetzo die Worte Hiobs wiederhohlete: War ich nicht glückselig? War ich nicht fein stille? Hatte ich nicht gute Ruhe? Und kommet solche Unruhe. (Job. 3, 26.) Denn wenn Sie an den Verlust des wolseligen Herrn Consistorial-Raths gedencken / so kan Ihre Gemüths-Ruhe wol nicht ungestöret bleiben. Aber es ist noch etwas / so diese beunruhigte Hertzen beruhigen kan. Der GOtt / welcher den wolseligen Herrn Consistorial-Rath zu der allerseligsten Himmels-Ruhe beruffen hat / wird auch Ihre Seelen nicht ewiglich in Unruhe lassen. CHristi Lehre und Wort verspricht allen Mühsäligen und Beladenen Seelen-Ruhe / (Matth. 11, 28.) und wo die ist / da muß auch alle äußerliche Unruhe weichen. Deswegen wollen wir zu dieser Quelle eilen / und daraus Trost schöpfen für unsere bekümmerte Hertzen. Darzu wird insonderheit dienlich seyn / wenn wir von dem letzten und besten Ruff treuer Diener JEsu Christi nach Veranlassung des beliebten Leichen-Textes ein mehrers handeln. Dir aber / mein GOtt / ist wol wissend / daß ich nicht reden kan / wenn du mir nicht selbst das Wort in den Mund legest / und Ihr / in Christo geliebte Zuhörer / könnet nichts erbauliches hören / wenn nicht der Geist GOttes eure Ohren und Hertzen öfnet / darum wollen wir / GOttes Beystand zu unserm Vorhaben zu erlangen / im Geist und in der Warheit beten: ein andächtiges</p> <p>Vater Unser.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0008]
Er ist beruffen / nicht zur Arbeit / wie im Leben / sondern zur Ruhe. Er gehöret zu den seligen Todten / die in dem HErrn gestorben / von welchen der Geist spricht / daß sie ruhen von ihrer Arbeit. (Apoc. 14, 13.)
Das ist eine herrliche Ruhe an Seiten des wolseligen Herrn Consistorial-Raths / aber nicht an Seiten der schmertzlich betrübten Frau Witwe / der hinterblieben Wäysen / und übrigen wehrten Anverwandten / als welche durch diesen Todes-Fall insgesamt in eine grosse Unruhe gerathen sind. Kein Wunder / wenn ein jeglicher unter ihnen mit seufftzenden Munde anjetzo die Worte Hiobs wiederhohlete: War ich nicht glückselig? War ich nicht fein stille? Hatte ich nicht gute Ruhe? Und kommet solche Unruhe. (Job. 3, 26.) Denn wenn Sie an den Verlust des wolseligen Herrn Consistorial-Raths gedencken / so kan Ihre Gemüths-Ruhe wol nicht ungestöret bleiben. Aber es ist noch etwas / so diese beunruhigte Hertzen beruhigen kan. Der GOtt / welcher den wolseligen Herrn Consistorial-Rath zu der allerseligsten Himmels-Ruhe beruffen hat / wird auch Ihre Seelen nicht ewiglich in Unruhe lassen. CHristi Lehre und Wort verspricht allen Mühsäligen und Beladenen Seelen-Ruhe / (Matth. 11, 28.) und wo die ist / da muß auch alle äußerliche Unruhe weichen. Deswegen wollen wir zu dieser Quelle eilen / und daraus Trost schöpfen für unsere bekümmerte Hertzen. Darzu wird insonderheit dienlich seyn / wenn wir von dem letzten und besten Ruff treuer Diener JEsu Christi nach Veranlassung des beliebten Leichen-Textes ein mehrers handeln. Dir aber / mein GOtt / ist wol wissend / daß ich nicht reden kan / wenn du mir nicht selbst das Wort in den Mund legest / und Ihr / in Christo geliebte Zuhörer / könnet nichts erbauliches hören / wenn nicht der Geist GOttes eure Ohren und Hertzen öfnet / darum wollen wir / GOttes Beystand zu unserm Vorhaben zu erlangen / im Geist und in der Warheit beten: ein andächtiges
Vater Unser.
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