Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].dem Allerhöchsten und unserm gnädigsten Landes-Vater beruffen war / an diesem Orte aller armen Seelen Befriedigung zu suchen / damit sie zum Leben erhalten würden. Es ist der weiland Hochwürdige / in GOtt Andächtige und Hochgelahrte Herr / Johann Bernhard Luhn / S. S. Theologiae Doctor, vom Hoffprediger-Amt zu Wolffenbüttel beruffener Consistorial-Rath / auch General-Superintendens im Hartz- und Leine-district. Ach! was vor ein hertzliches Verlangen hatte der wolselige Herr Consistorial-Rath einmal diese heilige Stätte zu betreten / und seinem Beruff gemäß / aus GOttes Brünnlein / (Psalm. 65, 15.) so Wassers die Fülle hat / die müden Seelen zu erquicken; Allein / GOTT wolte Ihn mit einer bessern Vocation ansehen. In der Walfahrt seines Lebens hat Er / wie die Personalien mit mehrem besagen / zu unterschiedlichen malen / auf des Allerhöchsten Winck / von einer station zur andern wandern müssen; Nun aber solte Er eine beständige Stelle im Himmel betreten. Dazu ward Er durch einen seligen Tod beruffen. Eins bedaure ich von meiner Seiten dabey / daß Er mir hierinnen zuvorkommen / und daß ich in meinem 70jährigen Alter dem die Leichen-Predigt zu halten genöthiget / welcher mir die letzte Rede hätte halten sollen. In einem war ich Ihm zuvorkommen / indem ich in eben dem Jahre / worinn der wolselige Herr Consistorial-Rath das Licht dieser Welt zum ersten erblicket / die academischen studia angefangen. Jetzo aber ist Er mir zuvorkommen / da Er durch den seligen Hintrit eher als ich absolviret / und zu der höchsten Ehren-Stelle / worinn Er / wie des Himmels Glantz / und wie die Sterne immer und ewiglich leuchten wird / (Dan. 12, 3.) beruffen worden. Die allerbeste Vocation / welche jemals ein Lebendiger wünschen oder erlangen können / ist Ihm bereits insinuiret worden. Darnach verlangte Ihn / wie die gantze Lebens-Zeit / so auch sonderlich auf seinem Krancken-Lager. Sein äußerstes bemühen war / sich sorgfältig dazu anzuschicken / und als ein würdiger Candidatus mit dem weissen Kleide der Unschuld und Gerechtigkeit Christi vor GOtt zu erscheinen. Nun ist sein Wunsch erfüllet. dem Allerhöchsten und unserm gnädigsten Landes-Vater beruffen war / an diesem Orte aller armen Seelen Befriedigung zu suchen / damit sie zum Leben erhalten würden. Es ist der weiland Hochwürdige / in GOtt Andächtige und Hochgelahrte Herr / Johann Bernhard Luhn / S. S. Theologiae Doctor, vom Hoffprediger-Amt zu Wolffenbüttel beruffener Consistorial-Rath / auch General-Superintendens im Hartz- und Leine-district. Ach! was vor ein hertzliches Verlangen hatte der wolselige Herr Consistorial-Rath einmal diese heilige Stätte zu betreten / und seinem Beruff gemäß / aus GOttes Brünnlein / (Psalm. 65, 15.) so Wassers die Fülle hat / die müden Seelen zu erquicken; Allein / GOTT wolte Ihn mit einer bessern Vocation ansehen. In der Walfahrt seines Lebens hat Er / wie die Personalien mit mehrem besagen / zu unterschiedlichen malen / auf des Allerhöchsten Winck / von einer station zur andern wandern müssen; Nun aber solte Er eine beständige Stelle im Himmel betreten. Dazu ward Er durch einen seligen Tod beruffen. Eins bedaure ich von meiner Seiten dabey / daß Er mir hierinnen zuvorkommen / und daß ich in meinem 70jährigen Alter dem die Leichen-Predigt zu halten genöthiget / welcher mir die letzte Rede hätte halten sollen. In einem war ich Ihm zuvorkommen / indem ich in eben dem Jahre / worinn der wolselige Herr Consistorial-Rath das Licht dieser Welt zum ersten erblicket / die academischen studia angefangen. Jetzo aber ist Er mir zuvorkommen / da Er durch den seligen Hintrit eher als ich absolviret / und zu der höchsten Ehren-Stelle / worinn Er / wie des Himmels Glantz / und wie die Sterne immer und ewiglich leuchten wird / (Dan. 12, 3.) beruffen worden. Die allerbeste Vocation / welche jemals ein Lebendiger wünschen oder erlangen können / ist Ihm bereits insinuiret worden. Darnach verlangte Ihn / wie die gantze Lebens-Zeit / so auch sonderlich auf seinem Krancken-Lager. Sein äußerstes bemühen war / sich sorgfältig dazu anzuschicken / und als ein würdiger Candidatus mit dem weissen Kleide der Unschuld und Gerechtigkeit Christi vor GOtt zu erscheinen. Nun ist sein Wunsch erfüllet. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0007"/> dem Allerhöchsten und unserm gnädigsten Landes-Vater beruffen war / an diesem Orte aller armen Seelen Befriedigung zu suchen / damit sie zum Leben erhalten würden. Es ist der weiland Hochwürdige / in GOtt Andächtige und Hochgelahrte Herr / Johann Bernhard Luhn / S. S. Theologiae Doctor, vom Hoffprediger-Amt zu Wolffenbüttel beruffener Consistorial-Rath / auch General-Superintendens im Hartz- und Leine-district. Ach! was vor ein hertzliches Verlangen hatte der wolselige Herr Consistorial-Rath einmal diese heilige Stätte zu betreten / und seinem Beruff gemäß / aus GOttes Brünnlein / (Psalm. 65, 15.) so Wassers die Fülle hat / die müden Seelen zu erquicken; Allein / GOTT wolte Ihn mit einer bessern Vocation ansehen. In der Walfahrt seines Lebens hat Er / wie die Personalien mit mehrem besagen / zu unterschiedlichen malen / auf des Allerhöchsten Winck / von einer station zur andern wandern müssen; Nun aber solte Er eine beständige Stelle im Himmel betreten. Dazu ward Er durch einen seligen Tod beruffen. Eins bedaure ich von meiner Seiten dabey / daß Er mir hierinnen zuvorkommen / und daß ich in meinem 70jährigen Alter dem die Leichen-Predigt zu halten genöthiget / welcher mir die letzte Rede hätte halten sollen. In einem war ich Ihm zuvorkommen / indem ich in eben dem Jahre / worinn der wolselige Herr Consistorial-Rath das Licht dieser Welt zum ersten erblicket / die academischen studia angefangen. Jetzo aber ist Er mir zuvorkommen / da Er durch den seligen Hintrit eher als ich absolviret / und zu der höchsten Ehren-Stelle / worinn Er / wie des Himmels Glantz / und wie die Sterne immer und ewiglich leuchten wird / (Dan. 12, 3.) beruffen worden. Die allerbeste Vocation / welche jemals ein Lebendiger wünschen oder erlangen können / ist Ihm bereits insinuiret worden. Darnach verlangte Ihn / wie die gantze Lebens-Zeit / so auch sonderlich auf seinem Krancken-Lager. Sein äußerstes bemühen war / sich sorgfältig dazu anzuschicken / und als ein würdiger Candidatus mit dem weissen Kleide der Unschuld und Gerechtigkeit Christi vor GOtt zu erscheinen. Nun ist sein Wunsch erfüllet. </p> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
dem Allerhöchsten und unserm gnädigsten Landes-Vater beruffen war / an diesem Orte aller armen Seelen Befriedigung zu suchen / damit sie zum Leben erhalten würden. Es ist der weiland Hochwürdige / in GOtt Andächtige und Hochgelahrte Herr / Johann Bernhard Luhn / S. S. Theologiae Doctor, vom Hoffprediger-Amt zu Wolffenbüttel beruffener Consistorial-Rath / auch General-Superintendens im Hartz- und Leine-district. Ach! was vor ein hertzliches Verlangen hatte der wolselige Herr Consistorial-Rath einmal diese heilige Stätte zu betreten / und seinem Beruff gemäß / aus GOttes Brünnlein / (Psalm. 65, 15.) so Wassers die Fülle hat / die müden Seelen zu erquicken; Allein / GOTT wolte Ihn mit einer bessern Vocation ansehen. In der Walfahrt seines Lebens hat Er / wie die Personalien mit mehrem besagen / zu unterschiedlichen malen / auf des Allerhöchsten Winck / von einer station zur andern wandern müssen; Nun aber solte Er eine beständige Stelle im Himmel betreten. Dazu ward Er durch einen seligen Tod beruffen. Eins bedaure ich von meiner Seiten dabey / daß Er mir hierinnen zuvorkommen / und daß ich in meinem 70jährigen Alter dem die Leichen-Predigt zu halten genöthiget / welcher mir die letzte Rede hätte halten sollen. In einem war ich Ihm zuvorkommen / indem ich in eben dem Jahre / worinn der wolselige Herr Consistorial-Rath das Licht dieser Welt zum ersten erblicket / die academischen studia angefangen. Jetzo aber ist Er mir zuvorkommen / da Er durch den seligen Hintrit eher als ich absolviret / und zu der höchsten Ehren-Stelle / worinn Er / wie des Himmels Glantz / und wie die Sterne immer und ewiglich leuchten wird / (Dan. 12, 3.) beruffen worden. Die allerbeste Vocation / welche jemals ein Lebendiger wünschen oder erlangen können / ist Ihm bereits insinuiret worden. Darnach verlangte Ihn / wie die gantze Lebens-Zeit / so auch sonderlich auf seinem Krancken-Lager. Sein äußerstes bemühen war / sich sorgfältig dazu anzuschicken / und als ein würdiger Candidatus mit dem weissen Kleide der Unschuld und Gerechtigkeit Christi vor GOtt zu erscheinen. Nun ist sein Wunsch erfüllet.
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Zitationshilfe: | Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/7>, abgerufen am 22.07.2024. |