Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

III h. von den Reichs-kreiß-abschiden, etc.
Kaiser der Reichsstände privilegien für sich nicht
aufzuheben; vilmehr hat er sie inhalts der wahl-
capitulation, zu bestätigen. Daß aber die privi-
legien in den krigesläuften ire völlige kraft haben
sollen, wird in meinen neuen kleinen schriften, IIten
bande, Iten abh. erweißlich gemachet. Der Lu-
dovici
in der abh. de priuilegiis tempore necessit.
cessant.
meinet zwar, daß zur zeit der noht die pri-
vilegien zurück stehen müssten; allein dise regel ist
nicht begründet. Denn was helfen mich diselbe,
wenn ich bei fürkommenden fällen derselben mich
nicht bedinen soll; dises gehet auch besonders auf
der adelichen quartirfreiheit; welche aber ire hin-
tersassen nicht haben; sondern müssen auch service
geben.

Vierdtes haubtstück
vom
zustande der menschen in Teutschlande.

§ 52
woher der
mensch seinen
ursprung hat.

Unter den gegenständen der rechte kommen die
menschen, und personen vor (§ 33 § 36).
Der mensch hat seinen zustand, welchen ihm ent-
weder die natur, oder das bürgerliche recht beile-
get; wozu noch der gemeine (vulgaris) kömmt.
Woraus der natürliche, und bürgerliche zustand
ersprosset. Jm natürlichen stande wird der mensch
angesehen 1) nach der geburt, 2) dem geschlechte,
3) alter, 4) körper, und gemüte; und zwar ent-
weder als eine einzele person, oder als ein mit-
glid einer gesellschaft betrachtet. Die gesellschaft,
worin er sich befindet, ist bald eine gleiche, bald
ungleiche, teils einfache, teils grosse, und aus
vilen menschen bestehende. Es vermag allso ein

mensch

III h. von den Reichs-kreiß-abſchiden, ꝛc.
Kaiſer der Reichsſtaͤnde privilegien fuͤr ſich nicht
aufzuheben; vilmehr hat er ſie inhalts der wahl-
capitulation, zu beſtaͤtigen. Daß aber die privi-
legien in den krigeslaͤuften ire voͤllige kraft haben
ſollen, wird in meinen neuen kleinen ſchriften, IIten
bande, Iten abh. erweißlich gemachet. Der Lu-
dovici
in der abh. de priuilegiis tempore neceſſit.
ceſſant.
meinet zwar, daß zur zeit der noht die pri-
vilegien zuruͤck ſtehen muͤſſten; allein diſe regel iſt
nicht begruͤndet. Denn was helfen mich diſelbe,
wenn ich bei fuͤrkommenden faͤllen derſelben mich
nicht bedinen ſoll; diſes gehet auch beſonders auf
der adelichen quartirfreiheit; welche aber ire hin-
terſaſſen nicht haben; ſondern muͤſſen auch ſervice
geben.

Vierdtes haubtſtuͤck
vom
zuſtande der menſchen in Teutſchlande.

§ 52
woher der
menſch ſeinen
urſprung hat.

Unter den gegenſtaͤnden der rechte kommen die
menſchen, und perſonen vor (§ 33 § 36).
Der menſch hat ſeinen zuſtand, welchen ihm ent-
weder die natur, oder das buͤrgerliche recht beile-
get; wozu noch der gemeine (vulgaris) koͤmmt.
Woraus der natuͤrliche, und buͤrgerliche zuſtand
erſproſſet. Jm natuͤrlichen ſtande wird der menſch
angeſehen 1) nach der geburt, 2) dem geſchlechte,
3) alter, 4) koͤrper, und gemuͤte; und zwar ent-
weder als eine einzele perſon, oder als ein mit-
glid einer geſellſchaft betrachtet. Die geſellſchaft,
worin er ſich befindet, iſt bald eine gleiche, bald
ungleiche, teils einfache, teils groſſe, und aus
vilen menſchen beſtehende. Es vermag allſo ein

menſch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0092" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> h. von den Reichs-kreiß-ab&#x017F;chiden, &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
Kai&#x017F;er der Reichs&#x017F;ta&#x0364;nde privilegien fu&#x0364;r &#x017F;ich nicht<lb/>
aufzuheben; vilmehr hat er &#x017F;ie inhalts der wahl-<lb/>
capitulation, zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen. Daß aber die privi-<lb/>
legien in den krigesla&#x0364;uften ire vo&#x0364;llige kraft haben<lb/>
&#x017F;ollen, wird in meinen neuen kleinen &#x017F;chriften, <hi rendition="#aq">II</hi>ten<lb/>
bande, <hi rendition="#aq">I</hi>ten abh. erweißlich gemachet. Der <hi rendition="#fr">Lu-<lb/>
dovici</hi> in der abh. <hi rendition="#aq">de priuilegiis tempore nece&#x017F;&#x017F;it.<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;ant.</hi> meinet zwar, daß zur zeit der noht die pri-<lb/>
vilegien zuru&#x0364;ck &#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ten; allein di&#x017F;e regel i&#x017F;t<lb/>
nicht begru&#x0364;ndet. Denn was helfen mich di&#x017F;elbe,<lb/>
wenn ich bei fu&#x0364;rkommenden fa&#x0364;llen der&#x017F;elben mich<lb/>
nicht bedinen &#x017F;oll; di&#x017F;es gehet auch be&#x017F;onders auf<lb/>
der adelichen quartirfreiheit; welche aber ire hin-<lb/>
ter&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en nicht haben; &#x017F;ondern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch &#x017F;ervice<lb/>
geben.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Vierdtes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
vom<lb/>
zu&#x017F;tande der men&#x017F;chen in Teut&#x017F;chlande.</hi><lb/>
§ 52</head><lb/>
        <note place="left">woher der<lb/>
men&#x017F;ch &#x017F;einen<lb/>
ur&#x017F;prung hat.</note>
        <p><hi rendition="#in">U</hi>nter den gegen&#x017F;ta&#x0364;nden der rechte kommen die<lb/>
men&#x017F;chen, und per&#x017F;onen vor (§ 33 § 36).<lb/>
Der men&#x017F;ch hat &#x017F;einen zu&#x017F;tand, welchen ihm ent-<lb/>
weder die natur, oder das bu&#x0364;rgerliche recht beile-<lb/>
get; wozu noch der gemeine (vulgaris) ko&#x0364;mmt.<lb/>
Woraus der natu&#x0364;rliche, und bu&#x0364;rgerliche zu&#x017F;tand<lb/>
er&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;et. Jm natu&#x0364;rlichen &#x017F;tande wird der men&#x017F;ch<lb/>
ange&#x017F;ehen 1) nach der geburt, 2) dem ge&#x017F;chlechte,<lb/>
3) alter, 4) ko&#x0364;rper, und gemu&#x0364;te; und zwar ent-<lb/>
weder als eine einzele per&#x017F;on, oder als ein mit-<lb/>
glid einer ge&#x017F;ell&#x017F;chaft betrachtet. Die ge&#x017F;ell&#x017F;chaft,<lb/>
worin er &#x017F;ich befindet, i&#x017F;t bald eine gleiche, bald<lb/>
ungleiche, teils einfache, teils gro&#x017F;&#x017F;e, und aus<lb/>
vilen men&#x017F;chen be&#x017F;tehende. Es vermag all&#x017F;o ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men&#x017F;ch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0092] III h. von den Reichs-kreiß-abſchiden, ꝛc. Kaiſer der Reichsſtaͤnde privilegien fuͤr ſich nicht aufzuheben; vilmehr hat er ſie inhalts der wahl- capitulation, zu beſtaͤtigen. Daß aber die privi- legien in den krigeslaͤuften ire voͤllige kraft haben ſollen, wird in meinen neuen kleinen ſchriften, IIten bande, Iten abh. erweißlich gemachet. Der Lu- dovici in der abh. de priuilegiis tempore neceſſit. ceſſant. meinet zwar, daß zur zeit der noht die pri- vilegien zuruͤck ſtehen muͤſſten; allein diſe regel iſt nicht begruͤndet. Denn was helfen mich diſelbe, wenn ich bei fuͤrkommenden faͤllen derſelben mich nicht bedinen ſoll; diſes gehet auch beſonders auf der adelichen quartirfreiheit; welche aber ire hin- terſaſſen nicht haben; ſondern muͤſſen auch ſervice geben. Vierdtes haubtſtuͤck vom zuſtande der menſchen in Teutſchlande. § 52 Unter den gegenſtaͤnden der rechte kommen die menſchen, und perſonen vor (§ 33 § 36). Der menſch hat ſeinen zuſtand, welchen ihm ent- weder die natur, oder das buͤrgerliche recht beile- get; wozu noch der gemeine (vulgaris) koͤmmt. Woraus der natuͤrliche, und buͤrgerliche zuſtand erſproſſet. Jm natuͤrlichen ſtande wird der menſch angeſehen 1) nach der geburt, 2) dem geſchlechte, 3) alter, 4) koͤrper, und gemuͤte; und zwar ent- weder als eine einzele perſon, oder als ein mit- glid einer geſellſchaft betrachtet. Die geſellſchaft, worin er ſich befindet, iſt bald eine gleiche, bald ungleiche, teils einfache, teils groſſe, und aus vilen menſchen beſtehende. Es vermag allſo ein menſch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/92
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/92>, abgerufen am 21.11.2024.