nit.,Dreyer am a. o. th. II, s. 626, s. 702, s. 711, s. 719 fg., n. 7, s. 731 fg., s. 865 fg. Alle or- te, wo öffentliche geschäfte verhandelt wurden, waren befridet. Dise sind nicht allein die öffent- liche gebäude, welche dem regenten, oder dem lan- desherrn gehören; sondern auch dijenige, welche der obrigkeit zustehen; nicht minder die öffentliche wagen, fleischschirnen, kaufhäuser, gerichtspläze, rahthäuser, rennpläze, tanzhäuser, öffentliche wasserleitungen, brunnen; imgleichen die kirchen, kirchhöfe, die collegia, das ist, die hörsäle der öffentlichen lehrer; und deshalber wird derjenige, welcher sich darin vergehet, härter gestrafet, als sonst. Ehedem rechnete man auch die öffentlichen gasthöfe dahin (§ 504). Disem nach hat man in Teutschlande eine besondere unverlezlichkeit beige- leget: sowohl gewisser personen, als auch sachen, und orten, welchen eine vorzügliche vererung zu erweisen war; darnebst dem state grossen nuz ver- schaffen, auch nicht zu entberen stehen; als öf- fentliche grenzsteine, mühlen, pflüge etc, wildba- nen etc; wozu noch jeweilen dinge zum vergnügen grosser herren kommen, z. e. die nachtigallen, pha- sanen etc (§ 2515, § 2516 des Iten th.), Stissers forst- und jagthistori der Teutschen, 1654, 8v, s. 220, § 58.
§ 1047
Der fride bedeutet überhaubt die sicherheit,von den befri- deten sachen, und burg- auch haus-friden. und ruhe, auch den schuz, welche einer genüsset, um von andern nicht vergewaltiget, noch mit tät- lichkeiten überfallen zu werden. Dises wort hat mancherlei bedeutungen, als 1) sicherheit, schuz, 2) die freiheit (privilegium), freiheitsfride, 3) ere, und ruhe. Er war bald ein gottesfride (treuga domini), kirchenfride, bald königsfride, landfri-
de,
S s 2
von den einteilungen der ſachen.
nit.,Dreyer am a. o. th. II, ſ. 626, ſ. 702, ſ. 711, ſ. 719 fg., n. 7, ſ. 731 fg., ſ. 865 fg. Alle or- te, wo oͤffentliche geſchaͤfte verhandelt wurden, waren befridet. Diſe ſind nicht allein die oͤffent- liche gebaͤude, welche dem regenten, oder dem lan- desherrn gehoͤren; ſondern auch dijenige, welche der obrigkeit zuſtehen; nicht minder die oͤffentliche wagen, fleiſchſchirnen, kaufhaͤuſer, gerichtsplaͤze, rahthaͤuſer, rennplaͤze, tanzhaͤuſer, oͤffentliche waſſerleitungen, brunnen; imgleichen die kirchen, kirchhoͤfe, die collegia, das iſt, die hoͤrſaͤle der oͤffentlichen lehrer; und deshalber wird derjenige, welcher ſich darin vergehet, haͤrter geſtrafet, als ſonſt. Ehedem rechnete man auch die oͤffentlichen gaſthoͤfe dahin (§ 504). Diſem nach hat man in Teutſchlande eine beſondere unverlezlichkeit beige- leget: ſowohl gewiſſer perſonen, als auch ſachen, und orten, welchen eine vorzuͤgliche vererung zu erweiſen war; darnebſt dem ſtate groſſen nuz ver- ſchaffen, auch nicht zu entberen ſtehen; als oͤf- fentliche grenzſteine, muͤhlen, pfluͤge ꝛc, wildba- nen ꝛc; wozu noch jeweilen dinge zum vergnuͤgen groſſer herren kommen, z. e. die nachtigallen, pha- ſanen ꝛc (§ 2515, § 2516 des Iten th.), Stiſſers forſt- und jagthiſtori der Teutſchen, 1654, 8v, ſ. 220, § 58.
§ 1047
Der fride bedeutet uͤberhaubt die ſicherheit,von den befri- deten ſachen, und burg- auch haus-friden. und ruhe, auch den ſchuz, welche einer genuͤſſet, um von andern nicht vergewaltiget, noch mit taͤt- lichkeiten uͤberfallen zu werden. Diſes wort hat mancherlei bedeutungen, als 1) ſicherheit, ſchuz, 2) die freiheit (privilegium), freiheitsfride, 3) ere, und ruhe. Er war bald ein gottesfride (treuga domini), kirchenfride, bald koͤnigsfride, landfri-
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von den einteilungen der ſachen.
nit., Dreyer am a. o. th. II, ſ. 626, ſ. 702, ſ. 711,
ſ. 719 fg., n. 7, ſ. 731 fg., ſ. 865 fg. Alle or-
te, wo oͤffentliche geſchaͤfte verhandelt wurden,
waren befridet. Diſe ſind nicht allein die oͤffent-
liche gebaͤude, welche dem regenten, oder dem lan-
desherrn gehoͤren; ſondern auch dijenige, welche
der obrigkeit zuſtehen; nicht minder die oͤffentliche
wagen, fleiſchſchirnen, kaufhaͤuſer, gerichtsplaͤze,
rahthaͤuſer, rennplaͤze, tanzhaͤuſer, oͤffentliche
waſſerleitungen, brunnen; imgleichen die kirchen,
kirchhoͤfe, die collegia, das iſt, die hoͤrſaͤle der
oͤffentlichen lehrer; und deshalber wird derjenige,
welcher ſich darin vergehet, haͤrter geſtrafet, als
ſonſt. Ehedem rechnete man auch die oͤffentlichen
gaſthoͤfe dahin (§ 504). Diſem nach hat man in
Teutſchlande eine beſondere unverlezlichkeit beige-
leget: ſowohl gewiſſer perſonen, als auch ſachen,
und orten, welchen eine vorzuͤgliche vererung zu
erweiſen war; darnebſt dem ſtate groſſen nuz ver-
ſchaffen, auch nicht zu entberen ſtehen; als oͤf-
fentliche grenzſteine, muͤhlen, pfluͤge ꝛc, wildba-
nen ꝛc; wozu noch jeweilen dinge zum vergnuͤgen
groſſer herren kommen, z. e. die nachtigallen, pha-
ſanen ꝛc (§ 2515, § 2516 des Iten th.), Stiſſers
forſt- und jagthiſtori der Teutſchen, 1654, 8v,
ſ. 220, § 58.
§ 1047
Der fride bedeutet uͤberhaubt die ſicherheit,
und ruhe, auch den ſchuz, welche einer genuͤſſet,
um von andern nicht vergewaltiget, noch mit taͤt-
lichkeiten uͤberfallen zu werden. Diſes wort hat
mancherlei bedeutungen, als 1) ſicherheit, ſchuz,
2) die freiheit (privilegium), freiheitsfride, 3) ere,
und ruhe. Er war bald ein gottesfride (treuga
domini), kirchenfride, bald koͤnigsfride, landfri-
de,
von den befri-
deten ſachen,
und burg- auch
haus-friden.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/667>, abgerufen am 22.11.2024.
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