entweder eine injurien-klage, oder eine aus dem aquilianischen gesäze, oder de servo corrupto anzu- stellen vermochten, Corn. van Eckin princip. iur. ciu. p. lib. 48, tit. 5, s 966, Joh. Brun- nemann imcomm. ad cod. lib. VIIII, tit. 9, l. 25, n. s. 1097. Wenn allso ein kläger das klare recht: etwas zu foderen hat; so träget auch der beklagte vergedlich auf den eid für gefärde an. Der herr mußte die leibeigenen ernären (§ 358), weil sie im eigentume desselben waren; hiraus flüs- set: daß derjenige, welcher in meinem eigentume ist, one mein wissen, und wider meinen willen sich nicht verändern, folglich auch nicht heiraten dür- fe; mithin ist die erlaubniß des herrn zum heira- ten vom leibeigenen aus disem grunde zu erlangen, auch wohl dafür etwas, nach dem herkommen, abzugeben, welches mit mancherlei, und gar na- türlichen namen ausgedrücket wird, als klauen taler (§ 767 des Iten th.), reitschoß, schurzen-zinß, frauen-gelt; wiwohl lezteres eine järliche abgabe der leibeigenen an einigen orten der Elbe etc ist, Haltaus sp. 484. Die leibeigene, welche sich mit bewilligung irer herrschaft verheiraten wollten, mußten bei den eigenbehörigen dirnen irer herren verbleiben, worauf auch noch in Hessen gesehen wird (§ 385 des Iten th.). Besage meiner abh. in annal. Hass. des Kuchenbeckers coll. III, s. 90 fg., Dreyers sammlung etc im 3ten stücke s. 1286 fg., s. 1314, s. 1322. Jm grunde Seelbach sollen die Saynische leibesgehörige bei der gräfli- chen kanzellei, die fürstlich Nassauische aber bei der fürstlichen landesregirung; bei vermischeten ehen aber an beiden orten die erlaubniß zur ehe erhalten. Sihe im übrigen den Boehmer im iure eccles. prot. lib. IIII, tit. 9, § 6 fgg., den Manzel in pand. Mecklenb. s. 9, den Heinr. Ernst
Kestner
von den leibeigenen bauern.
entweder eine injurien-klage, oder eine aus dem aquilianiſchen geſaͤze, oder de ſervo corrupto anzu- ſtellen vermochten, Corn. van Eckin princip. iur. ciu. π. lib. 48, tit. 5, ſ 966, Joh. Brun- nemann imcomm. ad cod. lib. VIIII, tit. 9, l. 25, n. ſ. 1097. Wenn allſo ein klaͤger das klare recht: etwas zu foderen hat; ſo traͤget auch der beklagte vergedlich auf den eid fuͤr gefaͤrde an. Der herr mußte die leibeigenen ernaͤren (§ 358), weil ſie im eigentume deſſelben waren; hiraus fluͤſ- ſet: daß derjenige, welcher in meinem eigentume iſt, one mein wiſſen, und wider meinen willen ſich nicht veraͤndern, folglich auch nicht heiraten duͤr- fe; mithin iſt die erlaubniß des herrn zum heira- ten vom leibeigenen aus diſem grunde zu erlangen, auch wohl dafuͤr etwas, nach dem herkommen, abzugeben, welches mit mancherlei, und gar na- tuͤrlichen namen ausgedruͤcket wird, als klauen taler (§ 767 des Iten th.), reitſchoß, ſchurzen-zinß, frauen-gelt; wiwohl lezteres eine jaͤrliche abgabe der leibeigenen an einigen orten der Elbe ꝛc iſt, Haltaus ſp. 484. Die leibeigene, welche ſich mit bewilligung irer herrſchaft verheiraten wollten, mußten bei den eigenbehoͤrigen dirnen irer herren verbleiben, worauf auch noch in Heſſen geſehen wird (§ 385 des Iten th.). Beſage meiner abh. in annal. Haſſ. des Kuchenbeckers coll. III, ſ. 90 fg., Dreyers ſammlung ꝛc im 3ten ſtuͤcke ſ. 1286 fg., ſ. 1314, ſ. 1322. Jm grunde Seelbach ſollen die Sayniſche leibesgehoͤrige bei der graͤfli- chen kanzellei, die fuͤrſtlich Naſſauiſche aber bei der fuͤrſtlichen landesregirung; bei vermiſcheten ehen aber an beiden orten die erlaubniß zur ehe erhalten. Sihe im uͤbrigen den Boehmer im iure eccleſ. prot. lib. IIII, tit. 9, § 6 fgg., den Manzel in pand. Mecklenb. ſ. 9, den Heinr. Ernſt
Keſtner
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von den leibeigenen bauern.
entweder eine injurien-klage, oder eine aus dem
aquilianiſchen geſaͤze, oder de ſervo corrupto anzu-
ſtellen vermochten, Corn. van Eck in princip.
iur. ciu. π. lib. 48, tit. 5, ſ 966, Joh. Brun-
nemann im comm. ad cod. lib. VIIII, tit. 9, l. 25,
n. ſ. 1097. Wenn allſo ein klaͤger das klare
recht: etwas zu foderen hat; ſo traͤget auch der
beklagte vergedlich auf den eid fuͤr gefaͤrde an.
Der herr mußte die leibeigenen ernaͤren (§ 358),
weil ſie im eigentume deſſelben waren; hiraus fluͤſ-
ſet: daß derjenige, welcher in meinem eigentume
iſt, one mein wiſſen, und wider meinen willen ſich
nicht veraͤndern, folglich auch nicht heiraten duͤr-
fe; mithin iſt die erlaubniß des herrn zum heira-
ten vom leibeigenen aus diſem grunde zu erlangen,
auch wohl dafuͤr etwas, nach dem herkommen,
abzugeben, welches mit mancherlei, und gar na-
tuͤrlichen namen ausgedruͤcket wird, als klauen
taler (§ 767 des Iten th.), reitſchoß, ſchurzen-zinß,
frauen-gelt; wiwohl lezteres eine jaͤrliche abgabe
der leibeigenen an einigen orten der Elbe ꝛc iſt,
Haltaus ſp. 484. Die leibeigene, welche ſich
mit bewilligung irer herrſchaft verheiraten wollten,
mußten bei den eigenbehoͤrigen dirnen irer herren
verbleiben, worauf auch noch in Heſſen geſehen
wird (§ 385 des Iten th.). Beſage meiner abh.
in annal. Haſſ. des Kuchenbeckers coll. III, ſ. 90
fg., Dreyers ſammlung ꝛc im 3ten ſtuͤcke ſ. 1286
fg., ſ. 1314, ſ. 1322. Jm grunde Seelbach
ſollen die Sayniſche leibesgehoͤrige bei der graͤfli-
chen kanzellei, die fuͤrſtlich Naſſauiſche aber bei
der fuͤrſtlichen landesregirung; bei vermiſcheten
ehen aber an beiden orten die erlaubniß zur ehe
erhalten. Sihe im uͤbrigen den Boehmer im
iure eccleſ. prot. lib. IIII, tit. 9, § 6 fgg., den
Manzel in pand. Mecklenb. ſ. 9, den Heinr. Ernſt
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/341>, abgerufen am 21.11.2024.
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