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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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LV haubtstück,
sen ist, kan der herr ihn weiter, nach der regel,
nicht vindiciren. Jm falle aber der Kaiser einen
leibeigenen adelt, kan ihn dennoch der leibherr zu-
rück fodern. Denn er hat ein begründetes recht
am leibeigenen, welches der Kaiser ihm nicht ein-
mal entzihen kan. Ein anderer gemeiner saz wird
von den practikern behaubtet: daß dijenige, wel-
che den freien künsten sich widmeten, von der zu-
rückfoderung frei würden, Gebh. Christ. Basti-
neller
de tacitae manumiss. priuilegio hominis
proprii liberis sciente domino opificium quoddam
eligentibus, aut artes liberales discent. competente,

Witt. 1739; welcher aber allgemein nicht ist, wie
die fälle im gegenteile am tage ligen.

§ 376
von der genug-
tuung wegen
der geschwän-
gerten und den
ehen der leibei-
genen.

Der leibherr kan wegen seiner geschwächeten
leibeigenen die genugtuung fodern. Jn westpha-
len heisset dise befugniß: das bettemunds-recht,
Joh. Christoph Strodtmanns
edict. Osn. s. 21.
Allso klagete im jare 1760 Hartwig Diet. von
Bülow, auf Scharbow, und Zapel, im Sueri-
nischen, in leibherrlicher gewalt seiner eigenbehö-
rigen geschwächeten: Annen Dorotheen Hagin,
wider den Otten Thied. Grellen, zu Toddin, we-
gen der von disem geschehenen schwängerung, und
bestand darauf: daß 1) der schwächere dem un-
ehelichen kinde seinen unterhalt järlich an 16 thlr.
reiche; 2) der dirne für das taufgelt 2 thlr. 24
schl.; 3) an essen für die taufzeugen 32 schl.; 4)
zur weichen kleidung des kindes 40 schl.; 5) der
bade-mutter 16 schl.; 6) zum kirchgange 16 schl.
vergnügen solle etc. etc. Der leibherr hat sich hir-
bei zur sache nicht zu legitimiren. Denn die kla-
gen kan man nach art der Römer passiren lassen;
sintemal dise wegen einer geschwächeten leibeigenen

ent-

LV haubtſtuͤck,
ſen iſt, kan der herr ihn weiter, nach der regel,
nicht vindiciren. Jm falle aber der Kaiſer einen
leibeigenen adelt, kan ihn dennoch der leibherr zu-
ruͤck fodern. Denn er hat ein begruͤndetes recht
am leibeigenen, welches der Kaiſer ihm nicht ein-
mal entzihen kan. Ein anderer gemeiner ſaz wird
von den practikern behaubtet: daß dijenige, wel-
che den freien kuͤnſten ſich widmeten, von der zu-
ruͤckfoderung frei wuͤrden, Gebh. Chriſt. Baſti-
neller
de tacitae manumiſſ. priuilegio hominis
proprii liberis ſciente domino opificium quoddam
eligentibus, aut artes liberales diſcent. competente,

Witt. 1739; welcher aber allgemein nicht iſt, wie
die faͤlle im gegenteile am tage ligen.

§ 376
von der genug-
tuung wegen
der geſchwaͤn-
gerten und den
ehen der leibei-
genen.

Der leibherr kan wegen ſeiner geſchwaͤcheten
leibeigenen die genugtuung fodern. Jn weſtpha-
len heiſſet diſe befugniß: das bettemunds-recht,
Joh. Chriſtoph Strodtmanns
edict. Osn. ſ. 21.
Allſo klagete im jare 1760 Hartwig Diet. von
Buͤlow, auf Scharbow, und Zapel, im Sueri-
niſchen, in leibherrlicher gewalt ſeiner eigenbehoͤ-
rigen geſchwaͤcheten: Annen Dorotheen Hagin,
wider den Otten Thied. Grellen, zu Toddin, we-
gen der von diſem geſchehenen ſchwaͤngerung, und
beſtand darauf: daß 1) der ſchwaͤchere dem un-
ehelichen kinde ſeinen unterhalt jaͤrlich an 16 thlr.
reiche; 2) der dirne fuͤr das taufgelt 2 thlr. 24
ſchl.; 3) an eſſen fuͤr die taufzeugen 32 ſchl.; 4)
zur weichen kleidung des kindes 40 ſchl.; 5) der
bade-mutter 16 ſchl.; 6) zum kirchgange 16 ſchl.
vergnuͤgen ſolle ꝛc. ꝛc. Der leibherr hat ſich hir-
bei zur ſache nicht zu legitimiren. Denn die kla-
gen kan man nach art der Roͤmer paſſiren laſſen;
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[316/0340] LV haubtſtuͤck, ſen iſt, kan der herr ihn weiter, nach der regel, nicht vindiciren. Jm falle aber der Kaiſer einen leibeigenen adelt, kan ihn dennoch der leibherr zu- ruͤck fodern. Denn er hat ein begruͤndetes recht am leibeigenen, welches der Kaiſer ihm nicht ein- mal entzihen kan. Ein anderer gemeiner ſaz wird von den practikern behaubtet: daß dijenige, wel- che den freien kuͤnſten ſich widmeten, von der zu- ruͤckfoderung frei wuͤrden, Gebh. Chriſt. Baſti- neller de tacitae manumiſſ. priuilegio hominis proprii liberis ſciente domino opificium quoddam eligentibus, aut artes liberales diſcent. competente, Witt. 1739; welcher aber allgemein nicht iſt, wie die faͤlle im gegenteile am tage ligen. § 376 Der leibherr kan wegen ſeiner geſchwaͤcheten leibeigenen die genugtuung fodern. Jn weſtpha- len heiſſet diſe befugniß: das bettemunds-recht, Joh. Chriſtoph Strodtmanns edict. Osn. ſ. 21. Allſo klagete im jare 1760 Hartwig Diet. von Buͤlow, auf Scharbow, und Zapel, im Sueri- niſchen, in leibherrlicher gewalt ſeiner eigenbehoͤ- rigen geſchwaͤcheten: Annen Dorotheen Hagin, wider den Otten Thied. Grellen, zu Toddin, we- gen der von diſem geſchehenen ſchwaͤngerung, und beſtand darauf: daß 1) der ſchwaͤchere dem un- ehelichen kinde ſeinen unterhalt jaͤrlich an 16 thlr. reiche; 2) der dirne fuͤr das taufgelt 2 thlr. 24 ſchl.; 3) an eſſen fuͤr die taufzeugen 32 ſchl.; 4) zur weichen kleidung des kindes 40 ſchl.; 5) der bade-mutter 16 ſchl.; 6) zum kirchgange 16 ſchl. vergnuͤgen ſolle ꝛc. ꝛc. Der leibherr hat ſich hir- bei zur ſache nicht zu legitimiren. Denn die kla- gen kan man nach art der Roͤmer paſſiren laſſen; ſintemal diſe wegen einer geſchwaͤcheten leibeigenen ent-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/340>, abgerufen am 22.11.2024.