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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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des teutsch. rechtes, dessen nohtwend. etc.
hand gelassen werden muß, Kopps Lehnproben
th. I, Struben in nebenstunden th. V s. 39, die
erbverträge, s. 50 fg. § 21; das näher- und ein-
stands-recht, s. 57 fg. § 23 fgg. dessen gewon-
heit und gebrauch in Teutschlande vermuhtet wird;
die wandelung der grundstücke, als der wisen,
gärten etc; die gerichtliche auflassung, und daraus
flüssende bestätigung der gebürenden gerichte, auch
zu beobachtende feierlichkeiten, bei derselben ver-
äusserung; die trauung zur linken hand; die ver-
schidenen gattungen der teutschen verpachtungen;
des einstandsrechtes; weiter, die teutsche gerichts-
verfassung, die schöppen, urteiler; den landfri-
den, achtsproceß; die austräge; pfändungen; den
streitigen besiz etc. etc. Alle dise, und noch vile an-
dere materien, lassen sich in irem wahren verhal-
te nicht gründlich fassen, wo man nicht die alte
teutsche Reichsverfassung, und gewonheiten dabei
zu rate ziehet, und solche daraus erläutert. Wor-
aus sich dann der nuz der alten teutschen gesäze,
und gewonheiten bei erklärung der heutigen teut-
schen rechte leicht abnehmen lässet. Welchem noch
beitritt: daß dises alles nicht aus den gemeinen
kaiserlichen, sondern aus den teutschen rechten, und
gewonheiten entschiden werden müsse; wohl
folglich muß es ein teutsches privatrecht geben.
Zu geschweigen: daß im ersten teile diser teut-
schen rechtsgelahrheit fürkommen: 65 materien;
das 2te buch enthält 117 dergleichen; das 3te
buch 89 stücke, und im 4ten buche stellen sich 85
abhandelungen dar, welche in den pandecten nicht
stehen; gleichwohl entschiden werden müssen.
Nicht zu gedenken: daß es eine grosse begünsti-
gung seyn würde: wenn man unsere alten vorfah-
ren, und die Teutschen überhaubt für so tumm,
und einfältig halten wollte, daß sie keine gesäze

hätten
A 3

des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.
hand gelaſſen werden muß, Kopps Lehnproben
th. I, Struben in nebenſtunden th. V ſ. 39, die
erbvertraͤge, ſ. 50 fg. § 21; das naͤher- und ein-
ſtands-recht, ſ. 57 fg. § 23 fgg. deſſen gewon-
heit und gebrauch in Teutſchlande vermuhtet wird;
die wandelung der grundſtuͤcke, als der wiſen,
gaͤrten ꝛc; die gerichtliche auflaſſung, und daraus
fluͤſſende beſtaͤtigung der gebuͤrenden gerichte, auch
zu beobachtende feierlichkeiten, bei derſelben ver-
aͤuſſerung; die trauung zur linken hand; die ver-
ſchidenen gattungen der teutſchen verpachtungen;
des einſtandsrechtes; weiter, die teutſche gerichts-
verfaſſung, die ſchoͤppen, urteiler; den landfri-
den, achtsproceß; die austraͤge; pfaͤndungen; den
ſtreitigen beſiz ꝛc. ꝛc. Alle diſe, und noch vile an-
dere materien, laſſen ſich in irem wahren verhal-
te nicht gruͤndlich faſſen, wo man nicht die alte
teutſche Reichsverfaſſung, und gewonheiten dabei
zu rate ziehet, und ſolche daraus erlaͤutert. Wor-
aus ſich dann der nuz der alten teutſchen geſaͤze,
und gewonheiten bei erklaͤrung der heutigen teut-
ſchen rechte leicht abnehmen laͤſſet. Welchem noch
beitritt: daß diſes alles nicht aus den gemeinen
kaiſerlichen, ſondern aus den teutſchen rechten, und
gewonheiten entſchiden werden muͤſſe; wohl
folglich muß es ein teutſches privatrecht geben.
Zu geſchweigen: daß im erſten teile diſer teut-
ſchen rechtsgelahrheit fuͤrkommen: 65 materien;
das 2te buch enthaͤlt 117 dergleichen; das 3te
buch 89 ſtuͤcke, und im 4ten buche ſtellen ſich 85
abhandelungen dar, welche in den pandecten nicht
ſtehen; gleichwohl entſchiden werden muͤſſen.
Nicht zu gedenken: daß es eine groſſe beguͤnſti-
gung ſeyn wuͤrde: wenn man unſere alten vorfah-
ren, und die Teutſchen uͤberhaubt fuͤr ſo tumm,
und einfaͤltig halten wollte, daß ſie keine geſaͤze

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/29>, abgerufen am 28.04.2024.