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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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IV buch, I haubtstück,
Daher hat man das jargeding, das ist ein gericht,
welches järlich gehalten wird. Dasselbe ist entwe-
der gebotten oder ungebotten ding, von der
Lahr
am a. o. s. 12 fgg. unter dem worte: bu-
dink, botting, beding,
und unter ding dingen s.
18 s. 19. Es hiß placitum, man sagete: zu ding,
und ring gehen. Nicht minder ist die teutsche re-
densart: Dingen nicht unbekannt, und bedeutet
sovil: als 1) binnen nicht gebundenen tagen ge-
richt halten. Gebundene tage begreiffen die erndten-
ferien, feiertage, an welchen keine gerichte gehal-
ten werden, von der Lahr s. 32; 2) vorladen zum
gerichte; auch bedeutet es 3) appelliren, 4) ver-
pachten, verleihen etc, 5) pacisci. Das dingniß
heisset appellatio; dinglich, judicialis, die dingbank,
sedes judicii; ins ding stecken, heisset in Oberhessen:
einen ins gefängniß stecken. Der dingbaum ist
der ort des gerichtes, welcher umzäunet ist. Die
dingbuße ist eine strafe von 5 schillingen. Buß-
ding,
strafgericht. Die dingflucht heisset: wenn
einer aus dem gerichte läuft, oder sich dafür ver-
stecket. Den dingfride haben alle gerichte, daß
keiner den andern vor gerichte beleidiget. Der
dinggang ist: wenn einer nohtwendig im gerichte
erscheinen muß; man saget auch: dinggericht.
Der dinggräfe, ist so vil: als der stadtschuldheiß.
Das dinghaus ist: worin das gericht gehalten
wird. Dinghöfe (§ 1929 des 1ten th.). Der
dingkauf bedeutet ein gekaufetes gericht, wie von
Wezlar oben gedacht worden ist (§ 6000 fgg. des
2ten th.). Der dingmann ist ein geschworner
schöppe des gerichtes. Die dingnoten, sind ding-
genossen, oder schöppen. Die dingpflicht ist:
wenn man vor dem richter stehen; mithin recht
nemen, und geben muß; die dingpflicht heisset
auch der schoß, welchen man aufs rahthaus etc. li-

fern

IV buch, I haubtſtuͤck,
Daher hat man das jargeding, das iſt ein gericht,
welches jaͤrlich gehalten wird. Daſſelbe iſt entwe-
der gebotten oder ungebotten ding, von der
Lahr
am a. o. ſ. 12 fgg. unter dem worte: bu-
dink, botting, beding,
und unter ding dingen ſ.
18 ſ. 19. Es hiß placitum, man ſagete: zu ding,
und ring gehen. Nicht minder iſt die teutſche re-
densart: Dingen nicht unbekannt, und bedeutet
ſovil: als 1) binnen nicht gebundenen tagen ge-
richt halten. Gebundene tage begreiffen die erndten-
ferien, feiertage, an welchen keine gerichte gehal-
ten werden, von der Lahr ſ. 32; 2) vorladen zum
gerichte; auch bedeutet es 3) appelliren, 4) ver-
pachten, verleihen ꝛc, 5) paciſci. Das dingniß
heiſſet appellatio; dinglich, judicialis, die dingbank,
ſedes judicii; ins ding ſtecken, heiſſet in Oberheſſen:
einen ins gefaͤngniß ſtecken. Der dingbaum iſt
der ort des gerichtes, welcher umzaͤunet iſt. Die
dingbuße iſt eine ſtrafe von 5 ſchillingen. Buß-
ding,
ſtrafgericht. Die dingflucht heiſſet: wenn
einer aus dem gerichte laͤuft, oder ſich dafuͤr ver-
ſtecket. Den dingfride haben alle gerichte, daß
keiner den andern vor gerichte beleidiget. Der
dinggang iſt: wenn einer nohtwendig im gerichte
erſcheinen muß; man ſaget auch: dinggericht.
Der dinggraͤfe, iſt ſo vil: als der ſtadtſchuldheiß.
Das dinghaus iſt: worin das gericht gehalten
wird. Dinghoͤfe (§ 1929 des 1ten th.). Der
dingkauf bedeutet ein gekaufetes gericht, wie von
Wezlar oben gedacht worden iſt (§ 6000 fgg. des
2ten th.). Der dingmann iſt ein geſchworner
ſchoͤppe des gerichtes. Die dingnoten, ſind ding-
genoſſen, oder ſchoͤppen. Die dingpflicht iſt:
wenn man vor dem richter ſtehen; mithin recht
nemen, und geben muß; die dingpflicht heiſſet
auch der ſchoß, welchen man aufs rahthaus ꝛc. li-

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[1348/1372] IV buch, I haubtſtuͤck, Daher hat man das jargeding, das iſt ein gericht, welches jaͤrlich gehalten wird. Daſſelbe iſt entwe- der gebotten oder ungebotten ding, von der Lahr am a. o. ſ. 12 fgg. unter dem worte: bu- dink, botting, beding, und unter ding dingen ſ. 18 ſ. 19. Es hiß placitum, man ſagete: zu ding, und ring gehen. Nicht minder iſt die teutſche re- densart: Dingen nicht unbekannt, und bedeutet ſovil: als 1) binnen nicht gebundenen tagen ge- richt halten. Gebundene tage begreiffen die erndten- ferien, feiertage, an welchen keine gerichte gehal- ten werden, von der Lahr ſ. 32; 2) vorladen zum gerichte; auch bedeutet es 3) appelliren, 4) ver- pachten, verleihen ꝛc, 5) paciſci. Das dingniß heiſſet appellatio; dinglich, judicialis, die dingbank, ſedes judicii; ins ding ſtecken, heiſſet in Oberheſſen: einen ins gefaͤngniß ſtecken. Der dingbaum iſt der ort des gerichtes, welcher umzaͤunet iſt. Die dingbuße iſt eine ſtrafe von 5 ſchillingen. Buß- ding, ſtrafgericht. Die dingflucht heiſſet: wenn einer aus dem gerichte laͤuft, oder ſich dafuͤr ver- ſtecket. Den dingfride haben alle gerichte, daß keiner den andern vor gerichte beleidiget. Der dinggang iſt: wenn einer nohtwendig im gerichte erſcheinen muß; man ſaget auch: dinggericht. Der dinggraͤfe, iſt ſo vil: als der ſtadtſchuldheiß. Das dinghaus iſt: worin das gericht gehalten wird. Dinghoͤfe (§ 1929 des 1ten th.). Der dingkauf bedeutet ein gekaufetes gericht, wie von Wezlar oben gedacht worden iſt (§ 6000 fgg. des 2ten th.). Der dingmann iſt ein geſchworner ſchoͤppe des gerichtes. Die dingnoten, ſind ding- genoſſen, oder ſchoͤppen. Die dingpflicht iſt: wenn man vor dem richter ſtehen; mithin recht nemen, und geben muß; die dingpflicht heiſſet auch der ſchoß, welchen man aufs rahthaus ꝛc. li- fern

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1372>, abgerufen am 22.11.2024.