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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von alten und neuen stammgütern.
werde? so ist in der tat eine bedingung hirunter
anzutreffen. Es wollen aber die kaiserliche rech-
te: daß dijenige fideicommisse, und vermächtnisse,
welchen eine bedingung anklebet, keine wirkung
haben sollen; dafern der fideicommissarius eher
von hinnen scheidet, bevor die bedingung ihr da-
seyn erlanget; mithin kan er auf seine kinder
nichts bringen, wenn er vorher stirbet, da der ster-
befall des erblassers erst geschihet, Sam. Stryks
cons. 56 n. 12, 13, sp. 140 T. I P. I cons. Hal.,
von Lynker im cons. 118, n. 15 fg. s. 616 T. II,
Vultejus im cons. 29 n. 132, s. 463 T. I. Dero-
wegen wird, dafern ein anfall aus einem pacto
successorio herrüret, solches in disem stücke nach den
lezten willen beurteilet. Daher schlüsset die nicht
erlebung des anfalles von der mutter den son aus,
und weisset ihn ab, Harpprecht de fideicomm.
conuent.
§ 69 n. 547 fg. s. 243 vol. II diss. acad.
Die teutsche stammgüter einer famili stehen als
allgemeine fideicomisse anzusehen, Boehmer de
fundam. pactor. fam. &c. cap.
2 § 29, 11; von den
besonderen römischen fideicommißen weiß das teut-
sche recht nichts; folglich sind dise nach den kaiser-
lichen rechten zu beurteilen, Kopp de testam.
Germ.
§ 14 s. 180 fg. Dahingegen findet bey den
teutschen fideicommissen, welche zur erhaltung des
geschlechtes errichtet worden sind, eine transmißion
auf die männlichen personen des ersten erwerbers
statt, Knipschild am a. o. cap. VIIII n. 26 s. 341
die stammsverträge sind einer engeren auslegung
wider die töchter etc. unterworfen, als die durch
ein testament gestiftete römische fideicommisse,
Knipschild am a. o. cap. VI, n. 11 s. 103. Denn
es stehet bei jenen zu glauben: daß der pacisciren-
de mannsstamm dasjenige gesuchet haben werde,
was ihm am nüzlichsten fallen könnte, Kemme-

rich

von alten und neuen ſtammguͤtern.
werde? ſo iſt in der tat eine bedingung hirunter
anzutreffen. Es wollen aber die kaiſerliche rech-
te: daß dijenige fideicommiſſe, und vermaͤchtniſſe,
welchen eine bedingung anklebet, keine wirkung
haben ſollen; dafern der fideicommiſſarius eher
von hinnen ſcheidet, bevor die bedingung ihr da-
ſeyn erlanget; mithin kan er auf ſeine kinder
nichts bringen, wenn er vorher ſtirbet, da der ſter-
befall des erblaſſers erſt geſchihet, Sam. Stryks
conſ. 56 n. 12, 13, ſp. 140 T. I P. I conſ. Hal.,
von Lynker im conſ. 118, n. 15 fg. ſ. 616 T. II,
Vultejus im conſ. 29 n. 132, ſ. 463 T. I. Dero-
wegen wird, dafern ein anfall aus einem pacto
ſucceſſorio herruͤret, ſolches in diſem ſtuͤcke nach den
lezten willen beurteilet. Daher ſchluͤſſet die nicht
erlebung des anfalles von der mutter den ſon aus,
und weiſſet ihn ab, Harpprecht de fideicomm.
conuent.
§ 69 n. 547 fg. ſ. 243 vol. II diſſ. acad.
Die teutſche ſtammguͤter einer famili ſtehen als
allgemeine fideicomiſſe anzuſehen, Boehmer de
fundam. pactor. fam. &c. cap.
2 § 29, 11; von den
beſonderen roͤmiſchen fideicommißen weiß das teut-
ſche recht nichts; folglich ſind diſe nach den kaiſer-
lichen rechten zu beurteilen, Kopp de teſtam.
Germ.
§ 14 ſ. 180 fg. Dahingegen findet bey den
teutſchen fideicommiſſen, welche zur erhaltung des
geſchlechtes errichtet worden ſind, eine transmißion
auf die maͤnnlichen perſonen des erſten erwerbers
ſtatt, Knipſchild am a. o. cap. VIIII n. 26 ſ. 341
die ſtammsvertraͤge ſind einer engeren auslegung
wider die toͤchter ꝛc. unterworfen, als die durch
ein teſtament geſtiftete roͤmiſche fideicommiſſe,
Knipſchild am a. o. cap. VI, n. 11 ſ. 103. Denn
es ſtehet bei jenen zu glauben: daß der pacisciren-
de mannsſtamm dasjenige geſuchet haben werde,
was ihm am nuͤzlichſten fallen koͤnnte, Kemme-

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[1151/1175] von alten und neuen ſtammguͤtern. werde? ſo iſt in der tat eine bedingung hirunter anzutreffen. Es wollen aber die kaiſerliche rech- te: daß dijenige fideicommiſſe, und vermaͤchtniſſe, welchen eine bedingung anklebet, keine wirkung haben ſollen; dafern der fideicommiſſarius eher von hinnen ſcheidet, bevor die bedingung ihr da- ſeyn erlanget; mithin kan er auf ſeine kinder nichts bringen, wenn er vorher ſtirbet, da der ſter- befall des erblaſſers erſt geſchihet, Sam. Stryks conſ. 56 n. 12, 13, ſp. 140 T. I P. I conſ. Hal., von Lynker im conſ. 118, n. 15 fg. ſ. 616 T. II, Vultejus im conſ. 29 n. 132, ſ. 463 T. I. Dero- wegen wird, dafern ein anfall aus einem pacto ſucceſſorio herruͤret, ſolches in diſem ſtuͤcke nach den lezten willen beurteilet. Daher ſchluͤſſet die nicht erlebung des anfalles von der mutter den ſon aus, und weiſſet ihn ab, Harpprecht de fideicomm. conuent. § 69 n. 547 fg. ſ. 243 vol. II diſſ. acad. Die teutſche ſtammguͤter einer famili ſtehen als allgemeine fideicomiſſe anzuſehen, Boehmer de fundam. pactor. fam. &c. cap. 2 § 29, 11; von den beſonderen roͤmiſchen fideicommißen weiß das teut- ſche recht nichts; folglich ſind diſe nach den kaiſer- lichen rechten zu beurteilen, Kopp de teſtam. Germ. § 14 ſ. 180 fg. Dahingegen findet bey den teutſchen fideicommiſſen, welche zur erhaltung des geſchlechtes errichtet worden ſind, eine transmißion auf die maͤnnlichen perſonen des erſten erwerbers ſtatt, Knipſchild am a. o. cap. VIIII n. 26 ſ. 341 die ſtammsvertraͤge ſind einer engeren auslegung wider die toͤchter ꝛc. unterworfen, als die durch ein teſtament geſtiftete roͤmiſche fideicommiſſe, Knipſchild am a. o. cap. VI, n. 11 ſ. 103. Denn es ſtehet bei jenen zu glauben: daß der pacisciren- de mannsſtamm dasjenige geſuchet haben werde, was ihm am nuͤzlichſten fallen koͤnnte, Kemme- rich

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1175>, abgerufen am 17.06.2024.