den sollte; zumal wenn sie zur ehe sich begaben (§ 793), wie noch merenteils geschihet; wiwohl die germanisten dafür halten: wasmassen eine weibes- person keine verzicht zu leisten habe; so lange sie zum stammgute durch den mannsstamm nicht ge- lassen; sondern davon ausgeschlossen werde; mit- hin nicht erbe (§ 3179 § 3181 des 2ten th.); son- dern zurücktrete; Freiherr von Cramer in wezl. nebenstunden th. XVIIII abh. V s. 63 fgg., th. XX abh. V s. 62 fgg., th. XXV s. 58 § 1 s. 60 § 6, und in opusc. T. I num. 3, 4 fgg. s. 22-335, wie solches noch in Baiern beobachtet wird, Joh. Jos. Barth. Pruggerad ius et consuetud. Bauariae de iure femin. illustr. sing. Jngolst. s. 24, allwo die töch- ter auf väterliche, mütterliche und brüderliche erb- schaften für verzihen geachtet werden; dafern sie irem stande gemäß ausgestattet worden sind. Der ledige anfall ist inen, bei abgang des mannsstam- mes, vermittels der rechte, vorbehalten, Prugger s. 26 s. 28 fgg. Jnzwischen, wenn eine weibes- person verzicht leistet; so geschihet dises entweder überhaubt auf das väterliche, oder insbesondere auch auf das mütterliche, brüderliche, und anfal- lende, väterliche (§ 3193 fgg. des 2ten th.). Die verzicht überhaubt auf das väterliche begreifet, nach der meinung der practicker, nicht das mütter- liche, noch brüderliche; weil die verzichte im engen verstande zu nemen wären (§ 3011 des 3ten th.). Die verzicht geschihet entweder mit einem vorbehal- te (§ 3210 fgg. des 2ten th.), oder mit keinem. Der vorbehalt wird allso ausgedrucket: bis auf den leidigen anfall etc. Dise formel enthält die ge- nerale reservation. Bei diser ist streitig: ob die tochter des leztverstorbenen, womit der manns- stamm erloschen ist, folge? Es kömmt dißfalls auf die worte der verzicht, und des vorbehaltes an (§
3228
II buch, XCIII haubtſtuͤck,
den ſollte; zumal wenn ſie zur ehe ſich begaben (§ 793), wie noch merenteils geſchihet; wiwohl die germaniſten dafuͤr halten: wasmaſſen eine weibes- perſon keine verzicht zu leiſten habe; ſo lange ſie zum ſtammgute durch den mannsſtamm nicht ge- laſſen; ſondern davon ausgeſchloſſen werde; mit- hin nicht erbe (§ 3179 § 3181 des 2ten th.); ſon- dern zuruͤcktrete; Freiherr von Cramer in wezl. nebenſtunden th. XVIIII abh. V ſ. 63 fgg., th. XX abh. V ſ. 62 fgg., th. XXV ſ. 58 § 1 ſ. 60 § 6, und in opuſc. T. I num. 3, 4 fgg. ſ. 22-335, wie ſolches noch in Baiern beobachtet wird, Joh. Joſ. Barth. Pruggerad ius et conſuetud. Bauariae de iure femin. illuſtr. ſing. Jngolſt. ſ. 24, allwo die toͤch- ter auf vaͤterliche, muͤtterliche und bruͤderliche erb- ſchaften fuͤr verzihen geachtet werden; dafern ſie irem ſtande gemaͤß ausgeſtattet worden ſind. Der ledige anfall iſt inen, bei abgang des mannsſtam- mes, vermittels der rechte, vorbehalten, Prugger ſ. 26 ſ. 28 fgg. Jnzwiſchen, wenn eine weibes- perſon verzicht leiſtet; ſo geſchihet diſes entweder uͤberhaubt auf das vaͤterliche, oder insbeſondere auch auf das muͤtterliche, bruͤderliche, und anfal- lende, vaͤterliche (§ 3193 fgg. des 2ten th.). Die verzicht uͤberhaubt auf das vaͤterliche begreifet, nach der meinung der practicker, nicht das muͤtter- liche, noch bruͤderliche; weil die verzichte im engen verſtande zu nemen waͤren (§ 3011 des 3ten th.). Die verzicht geſchihet entweder mit einem vorbehal- te (§ 3210 fgg. des 2ten th.), oder mit keinem. Der vorbehalt wird allſo ausgedrucket: bis auf den leidigen anfall ꝛc. Diſe formel enthaͤlt die ge- nerale reſervation. Bei diſer iſt ſtreitig: ob die tochter des leztverſtorbenen, womit der manns- ſtamm erloſchen iſt, folge? Es koͤmmt dißfalls auf die worte der verzicht, und des vorbehaltes an (§
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II buch, XCIII haubtſtuͤck,
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germaniſten dafuͤr halten: wasmaſſen eine weibes-
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laſſen; ſondern davon ausgeſchloſſen werde; mit-
hin nicht erbe (§ 3179 § 3181 des 2ten th.); ſon-
dern zuruͤcktrete; Freiherr von Cramer in wezl.
nebenſtunden th. XVIIII abh. V ſ. 63 fgg., th. XX
abh. V ſ. 62 fgg., th. XXV ſ. 58 § 1 ſ. 60 § 6,
und in opuſc. T. I num. 3, 4 fgg. ſ. 22-335, wie
ſolches noch in Baiern beobachtet wird, Joh. Joſ.
Barth. Prugger ad ius et conſuetud. Bauariae de
iure femin. illuſtr. ſing. Jngolſt. ſ. 24, allwo die toͤch-
ter auf vaͤterliche, muͤtterliche und bruͤderliche erb-
ſchaften fuͤr verzihen geachtet werden; dafern ſie
irem ſtande gemaͤß ausgeſtattet worden ſind. Der
ledige anfall iſt inen, bei abgang des mannsſtam-
mes, vermittels der rechte, vorbehalten, Prugger
ſ. 26 ſ. 28 fgg. Jnzwiſchen, wenn eine weibes-
perſon verzicht leiſtet; ſo geſchihet diſes entweder
uͤberhaubt auf das vaͤterliche, oder insbeſondere
auch auf das muͤtterliche, bruͤderliche, und anfal-
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verzicht uͤberhaubt auf das vaͤterliche begreifet,
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liche, noch bruͤderliche; weil die verzichte im engen
verſtande zu nemen waͤren (§ 3011 des 3ten th.).
Die verzicht geſchihet entweder mit einem vorbehal-
te (§ 3210 fgg. des 2ten th.), oder mit keinem.
Der vorbehalt wird allſo ausgedrucket: bis auf
den leidigen anfall ꝛc. Diſe formel enthaͤlt die ge-
nerale reſervation. Bei diſer iſt ſtreitig: ob die
tochter des leztverſtorbenen, womit der manns-
ſtamm erloſchen iſt, folge? Es koͤmmt dißfalls auf
die worte der verzicht, und des vorbehaltes an (§
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1138>, abgerufen am 22.11.2024.
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