Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
XXXI haubtstück von der alten
§ 6030
was die herzo-
ge und grafen
für gericht-
barkeit aus-
geübet ha-
ben?

Die übrige gerichtbarkeit übeten die herzoge,
besonders aber die grafen in iren gauen aus, von
Gundling
am a. o. s. 182 abt. X § III. Sie hat-
ten ire comitias, (comecias), ire schöffen und bei-
sizer, auch gerichte, Bernharts antiquit. Wetterau.
s. 128 fg., sie waren mancherlei. Die frei-grafen
hatten ir frei-ding. Man hatte in den grafschaften
das grafen-ding. Dieweil aber die grafen das
urthel nicht sprechen durften, auch die rechte wohl
nicht verstunden, musten sie erfarne und wizige
beisizer nemen, welche schöffen hisen, Grupen
obs. IIII s. 542 fg. und obs. V, s. 1072 fgg., Mura-
torius
T. I antiq. Italic. diss. VI s. 268, Mascov in
notitia iuris et iud. Br. Luneb. s. 220 fg.

§ 6031
was ein her-
zogtum be-
deutet hat?

Die herzoge hatten ire herzogtümer, mithin
auch ire höchsten land-gerichte; gestalt das wort
herzogtum mancherlei bedeutet, z. e. das amt ei-
nes kaiserlichen land-richters. Also wurde der
land-graf zu Leuchtenberg mit dem ducatu belenet.
Henneberger erhilte vom kaiser Heinrich VII, be-
sage des fürsten-brifes, potestatem in iure ciuili et
plebiscito, vulgo
land-recht, von Gundling am
a. o. s. 182 fg. Die herzoge bedineten sich daher
des königs-stules und hilten gericht. Der königs-
stul bedeutete so vil, als publicum placitum, wie
sich solches aus einer urkunde in des bemeldten histo-
rischen berichtes IIten teile s. 1 ergibet, da es vom
herzoge Friderichen, in Schwaben, heisset: nobis
in publico placito, loco, qui dicitur:
kunige-stuhl,
cum uniuersis principibus totius Sueuiae conse-
dentibus
etc.

§ 6032
XXXI haubtſtuͤck von der alten
§ 6030
was die herzo-
ge und grafen
fuͤr gericht-
barkeit aus-
geuͤbet ha-
ben?

Die uͤbrige gerichtbarkeit uͤbeten die herzoge,
beſonders aber die grafen in iren gauen aus, von
Gundling
am a. o. ſ. 182 abt. X § III. Sie hat-
ten ire comitias, (comecias), ire ſchoͤffen und bei-
ſizer, auch gerichte, Bernharts antiquit. Wetterau.
ſ. 128 fg., ſie waren mancherlei. Die frei-grafen
hatten ir frei-ding. Man hatte in den grafſchaften
das grafen-ding. Dieweil aber die grafen das
urthel nicht ſprechen durften, auch die rechte wohl
nicht verſtunden, muſten ſie erfarne und wizige
beiſizer nemen, welche ſchoͤffen hiſen, Grupen
obſ. IIII ſ. 542 fg. und obſ. V, ſ. 1072 fgg., Mura-
torius
T. I antiq. Italic. diſſ. VI ſ. 268, Maſcov in
notitia iuris et iud. Br. Luneb. ſ. 220 fg.

§ 6031
was ein her-
zogtum be-
deutet hat?

Die herzoge hatten ire herzogtuͤmer, mithin
auch ire hoͤchſten land-gerichte; geſtalt das wort
herzogtum mancherlei bedeutet, z. e. das amt ei-
nes kaiſerlichen land-richters. Alſo wurde der
land-graf zu Leuchtenberg mit dem ducatu belenet.
Henneberger erhilte vom kaiſer Heinrich VII, be-
ſage des fuͤrſten-brifes, poteſtatem in iure ciuili et
plebiſcito, vulgo
land-recht, von Gundling am
a. o. ſ. 182 fg. Die herzoge bedineten ſich daher
des koͤnigs-ſtules und hilten gericht. Der koͤnigs-
ſtul bedeutete ſo vil, als publicum placitum, wie
ſich ſolches aus einer urkunde in des bemeldten hiſto-
riſchen berichtes IIten teile ſ. 1 ergibet, da es vom
herzoge Friderichen, in Schwaben, heiſſet: nobis
in publico placito, loco, qui dicitur:
kunige-ſtuhl,
cum uniuerſis principibus totius Sueuiae conſe-
dentibus
ꝛc.

§ 6032
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0948" n="900"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXI</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck von der alten</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6030</head><lb/>
            <note place="left">was die herzo-<lb/>
ge und grafen<lb/>
fu&#x0364;r gericht-<lb/>
barkeit aus-<lb/>
geu&#x0364;bet ha-<lb/>
ben?</note>
            <p>Die u&#x0364;brige gerichtbarkeit u&#x0364;beten die herzoge,<lb/>
be&#x017F;onders aber die grafen in iren gauen aus, <hi rendition="#fr">von<lb/>
Gundling</hi> am a. o. &#x017F;. 182 abt. <hi rendition="#aq">X § III.</hi> Sie hat-<lb/>
ten ire comitias, (comecias), ire &#x017F;cho&#x0364;ffen und bei-<lb/>
&#x017F;izer, auch gerichte, <hi rendition="#fr">Bernharts</hi> <hi rendition="#aq">antiquit. Wetterau.</hi><lb/>
&#x017F;. 128 fg., &#x017F;ie waren mancherlei. Die frei-grafen<lb/>
hatten ir frei-ding. Man hatte in den graf&#x017F;chaften<lb/>
das grafen-ding. Dieweil aber die grafen das<lb/>
urthel nicht &#x017F;prechen durften, auch die rechte wohl<lb/>
nicht ver&#x017F;tunden, mu&#x017F;ten &#x017F;ie erfarne und wizige<lb/>
bei&#x017F;izer nemen, welche &#x017F;cho&#x0364;ffen hi&#x017F;en, <hi rendition="#fr">Grupen</hi><lb/><hi rendition="#aq">ob&#x017F;. IIII</hi> &#x017F;. 542 fg. und <hi rendition="#aq">ob&#x017F;. V,</hi> &#x017F;. 1072 fgg., <hi rendition="#fr">Mura-<lb/>
torius</hi> <hi rendition="#aq">T. I antiq. Italic. di&#x017F;&#x017F;. VI</hi> &#x017F;. 268, <hi rendition="#fr">Ma&#x017F;cov</hi> in<lb/><hi rendition="#aq">notitia iuris et iud. Br. Luneb.</hi> &#x017F;. 220 fg.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6031</head><lb/>
            <note place="left">was ein her-<lb/>
zogtum be-<lb/>
deutet hat?</note>
            <p>Die herzoge hatten ire herzogtu&#x0364;mer, mithin<lb/>
auch ire ho&#x0364;ch&#x017F;ten land-gerichte; ge&#x017F;talt das wort<lb/><hi rendition="#fr">herzogtum</hi> mancherlei bedeutet, z. e. das amt ei-<lb/>
nes kai&#x017F;erlichen land-richters. Al&#x017F;o wurde der<lb/>
land-graf zu Leuchtenberg mit dem ducatu belenet.<lb/>
Henneberger erhilte vom kai&#x017F;er Heinrich <hi rendition="#aq">VII,</hi> be-<lb/>
&#x017F;age des fu&#x0364;r&#x017F;ten-brifes, <hi rendition="#aq">pote&#x017F;tatem in iure ciuili et<lb/>
plebi&#x017F;cito, vulgo</hi> land-recht, <hi rendition="#fr">von Gundling</hi> am<lb/>
a. o. &#x017F;. 182 fg. Die herzoge bedineten &#x017F;ich daher<lb/>
des ko&#x0364;nigs-&#x017F;tules und hilten gericht. Der ko&#x0364;nigs-<lb/>
&#x017F;tul bedeutete &#x017F;o vil, als publicum placitum, wie<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;olches aus einer urkunde in des bemeldten hi&#x017F;to-<lb/>
ri&#x017F;chen berichtes <hi rendition="#aq">II</hi>ten teile &#x017F;. 1 ergibet, da es vom<lb/>
herzoge Friderichen, in Schwaben, hei&#x017F;&#x017F;et: <hi rendition="#aq">nobis<lb/>
in publico placito, loco, qui dicitur:</hi> <hi rendition="#fr">kunige-&#x017F;tuhl,</hi><lb/><hi rendition="#aq">cum uniuer&#x017F;is principibus totius Sueuiae con&#x017F;e-<lb/>
dentibus</hi> &#xA75B;c.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§ 6032</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[900/0948] XXXI haubtſtuͤck von der alten § 6030 Die uͤbrige gerichtbarkeit uͤbeten die herzoge, beſonders aber die grafen in iren gauen aus, von Gundling am a. o. ſ. 182 abt. X § III. Sie hat- ten ire comitias, (comecias), ire ſchoͤffen und bei- ſizer, auch gerichte, Bernharts antiquit. Wetterau. ſ. 128 fg., ſie waren mancherlei. Die frei-grafen hatten ir frei-ding. Man hatte in den grafſchaften das grafen-ding. Dieweil aber die grafen das urthel nicht ſprechen durften, auch die rechte wohl nicht verſtunden, muſten ſie erfarne und wizige beiſizer nemen, welche ſchoͤffen hiſen, Grupen obſ. IIII ſ. 542 fg. und obſ. V, ſ. 1072 fgg., Mura- torius T. I antiq. Italic. diſſ. VI ſ. 268, Maſcov in notitia iuris et iud. Br. Luneb. ſ. 220 fg. § 6031 Die herzoge hatten ire herzogtuͤmer, mithin auch ire hoͤchſten land-gerichte; geſtalt das wort herzogtum mancherlei bedeutet, z. e. das amt ei- nes kaiſerlichen land-richters. Alſo wurde der land-graf zu Leuchtenberg mit dem ducatu belenet. Henneberger erhilte vom kaiſer Heinrich VII, be- ſage des fuͤrſten-brifes, poteſtatem in iure ciuili et plebiſcito, vulgo land-recht, von Gundling am a. o. ſ. 182 fg. Die herzoge bedineten ſich daher des koͤnigs-ſtules und hilten gericht. Der koͤnigs- ſtul bedeutete ſo vil, als publicum placitum, wie ſich ſolches aus einer urkunde in des bemeldten hiſto- riſchen berichtes IIten teile ſ. 1 ergibet, da es vom herzoge Friderichen, in Schwaben, heiſſet: nobis in publico placito, loco, qui dicitur: kunige-ſtuhl, cum uniuerſis principibus totius Sueuiae conſe- dentibus ꝛc. § 6032

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/948
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 900. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/948>, abgerufen am 23.06.2024.