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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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I haubtstück von der gerichtbarkeit
gerichte; ist es höher, müssen sie die hand davon
lassen.

§ 4959
die universi-
täts-gericht-
barkeit,

Jn rücksicht auf die universitäts-gerichtbar-
keit, gibet der vergleich zwischen der universität
Leipzig und dem stadt-rate daselbst vom jare 1466
beim Thomasius in den jar-büchern bei des Mel-
chiors
von Ossa testamente s. 5, folgende nachricht:
"Sollen und wollen wir bürger und raht und stadt
"obgenandt, einen ieglichen studenten, welches we-
"sens und standes er sey, von stund am tage, und
"in der nacht, zu hand frühe, wo er von uns, oder
"den unsern begriffen würde, in grosen, oder gerin-
"gen sachen, das wir dann in solcher zeit dem Re-
"ctori, der zu der zeit wird seyn, verkündigen, und
"von stund, so er den famulum universitatis dar-
"nach schicket, ihme one alle widerrede denselben
"antworten, doch mit versicherung, die der begriffe-
"ne tun soll, als von alters gewesen ist, und so dann
"der Rector oder universität einen solchen übertre-
"ter wollen V. G. H. von Merseburg, nach iren
"genandten statuten ausweisung, antworten, soll
"der Rector dem bürgermeister und raht oftgemeldt,
"solches wissen lassen, und wo er alsdann geant-
"wortet wird, oder soll werden, sollen die bürger,
"raht und stadt vor keinem gericht einen solchen
"fort anlangen."

§ 4960
wiefern die
schwänge-
rungs-sachen
für die erb-
gerichte ge-
hören?

Die schwängerungs- und unzuchts-brüche, so
fern sie mit gefängnisse oder gelte bestrafet werden,
gehören den erb-gerichten. Jn Sachsen, im Lüne-
burgischen, und andern orten, auch in Hessen, wird
den adelichen erb-gerichten dise strafe nicht zuge-
standen, wenn sie die peinliche gerichte nicht besi-
zen, oder sotane bestrafung von undenklichen jaren

herge-

I haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit
gerichte; iſt es hoͤher, muͤſſen ſie die hand davon
laſſen.

§ 4959
die univerſi-
taͤts-gericht-
barkeit,

Jn ruͤckſicht auf die univerſitaͤts-gerichtbar-
keit, gibet der vergleich zwiſchen der univerſitaͤt
Leipzig und dem ſtadt-rate daſelbſt vom jare 1466
beim Thomaſius in den jar-buͤchern bei des Mel-
chiors
von Oſſa teſtamente ſ. 5, folgende nachricht:
„Sollen und wollen wir buͤrger und raht und ſtadt
„obgenandt, einen ieglichen ſtudenten, welches we-
„ſens und ſtandes er ſey, von ſtund am tage, und
„in der nacht, zu hand fruͤhe, wo er von uns, oder
„den unſern begriffen wuͤrde, in groſen, oder gerin-
„gen ſachen, das wir dann in ſolcher zeit dem Re-
„ctori, der zu der zeit wird ſeyn, verkuͤndigen, und
„von ſtund, ſo er den famulum univerſitatis dar-
„nach ſchicket, ihme one alle widerrede denſelben
„antworten, doch mit verſicherung, die der begriffe-
„ne tun ſoll, als von alters geweſen iſt, und ſo dann
„der Rector oder univerſitaͤt einen ſolchen uͤbertre-
„ter wollen V. G. H. von Merſeburg, nach iren
„genandten ſtatuten ausweiſung, antworten, ſoll
„der Rector dem buͤrgermeiſter und raht oftgemeldt,
„ſolches wiſſen laſſen, und wo er alsdann geant-
„wortet wird, oder ſoll werden, ſollen die buͤrger,
„raht und ſtadt vor keinem gericht einen ſolchen
„fort anlangen.„

§ 4960
wiefern die
ſchwaͤnge-
rungs-ſachen
fuͤr die erb-
gerichte ge-
hoͤren?

Die ſchwaͤngerungs- und unzuchts-bruͤche, ſo
fern ſie mit gefaͤngniſſe oder gelte beſtrafet werden,
gehoͤren den erb-gerichten. Jn Sachſen, im Luͤne-
burgiſchen, und andern orten, auch in Heſſen, wird
den adelichen erb-gerichten diſe ſtrafe nicht zuge-
ſtanden, wenn ſie die peinliche gerichte nicht beſi-
zen, oder ſotane beſtrafung von undenklichen jaren

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[828/0876] I haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit gerichte; iſt es hoͤher, muͤſſen ſie die hand davon laſſen. § 4959 Jn ruͤckſicht auf die univerſitaͤts-gerichtbar- keit, gibet der vergleich zwiſchen der univerſitaͤt Leipzig und dem ſtadt-rate daſelbſt vom jare 1466 beim Thomaſius in den jar-buͤchern bei des Mel- chiors von Oſſa teſtamente ſ. 5, folgende nachricht: „Sollen und wollen wir buͤrger und raht und ſtadt „obgenandt, einen ieglichen ſtudenten, welches we- „ſens und ſtandes er ſey, von ſtund am tage, und „in der nacht, zu hand fruͤhe, wo er von uns, oder „den unſern begriffen wuͤrde, in groſen, oder gerin- „gen ſachen, das wir dann in ſolcher zeit dem Re- „ctori, der zu der zeit wird ſeyn, verkuͤndigen, und „von ſtund, ſo er den famulum univerſitatis dar- „nach ſchicket, ihme one alle widerrede denſelben „antworten, doch mit verſicherung, die der begriffe- „ne tun ſoll, als von alters geweſen iſt, und ſo dann „der Rector oder univerſitaͤt einen ſolchen uͤbertre- „ter wollen V. G. H. von Merſeburg, nach iren „genandten ſtatuten ausweiſung, antworten, ſoll „der Rector dem buͤrgermeiſter und raht oftgemeldt, „ſolches wiſſen laſſen, und wo er alsdann geant- „wortet wird, oder ſoll werden, ſollen die buͤrger, „raht und ſtadt vor keinem gericht einen ſolchen „fort anlangen.„ § 4960 Die ſchwaͤngerungs- und unzuchts-bruͤche, ſo fern ſie mit gefaͤngniſſe oder gelte beſtrafet werden, gehoͤren den erb-gerichten. Jn Sachſen, im Luͤne- burgiſchen, und andern orten, auch in Heſſen, wird den adelichen erb-gerichten diſe ſtrafe nicht zuge- ſtanden, wenn ſie die peinliche gerichte nicht beſi- zen, oder ſotane beſtrafung von undenklichen jaren herge-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/876>, abgerufen am 22.11.2024.