Die kleinen verbrechen, frevel, (begünstigun- gen), wo auf haut und haar es nur ankömmt, und keine gewalt dabei untergelaufen ist, richtet der erb- gerichts-herr, z. e. schläge, ohrfeigen, braun und blau-schlagen, nasen-bluten, zähn-bluten, haar-rau- fen, blutrizig, mit nägeln gekrazt, und verlezungen, daraus keine läme, oder wunden erfolgen, schelt- worte gehören für die erb-gerichte, auch strafen sie mit gefängnisse. Bei der frage: ob die adelichen die strafe in eine gelt-buse verwandeln können? sihe den Wernherde iure poenas in mulctam con- uertendi nobilibus, dominisque iurisdictionalibus competente,Hildebrand am a. o. cap. VII pos. VI s. 39, Beckde iurisd. Vogt. s. 400-412 fg.
§ 4953
wie hoch die gelt-buse hir- bei ist?
Die gelt-buse bei den erb-gerichten darf im Braunschweig-Lüneburgischen über 5 ducaten sich nicht erstrecken. Jn einigen ländern wird von den adelichen gerichten höher gestrafet. Jedoch darf keine strafsucht sich veroffenbaren. Ein bauer zu N. hat ein paar leinene bein-kleider angezogen, ein andrer greifet darnach, und kömmt iedoch one beschädigung an den unrechten ort. Stracks sind wegen des greifens 2 kammer-fl. strafe angesezet. Der kammer-fl. tut 26 Casselische albus, ieden zu 3 kreuzern.
§ 4954
die gelt-stra- fen mögen geändert werden,
Wie aber, wenn die strafen bisher nach pfun- den, hällern, oder schillingen, oder stadt-wärung, den fl. zu 26 alb. ieden an 2 kreuzern, bisher angesezet worden sind; nunmehr aber der adeliche beamte mit kammer-fl. zu strafen anfängt? Auf gefürete beschwerde der hintersassen, ist es beim strafen mit kammer-gulden belassen worden.
§ 4955
I haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit
§ 4952
von verbre- chen, freveln,
Die kleinen verbrechen, frevel, (beguͤnſtigun- gen), wo auf haut und haar es nur ankoͤmmt, und keine gewalt dabei untergelaufen iſt, richtet der erb- gerichts-herr, z. e. ſchlaͤge, ohrfeigen, braun und blau-ſchlagen, naſen-bluten, zaͤhn-bluten, haar-rau- fen, blutrizig, mit naͤgeln gekrazt, und verlezungen, daraus keine laͤme, oder wunden erfolgen, ſchelt- worte gehoͤren fuͤr die erb-gerichte, auch ſtrafen ſie mit gefaͤngniſſe. Bei der frage: ob die adelichen die ſtrafe in eine gelt-buſe verwandeln koͤnnen? ſihe den Wernherde iure poenas in mulctam con- uertendi nobilibus, dominisque iurisdictionalibus competente,Hildebrand am a. o. cap. VII poſ. VI ſ. 39, Beckde iurisd. Vogt. ſ. 400-412 fg.
§ 4953
wie hoch die gelt-buſe hir- bei iſt?
Die gelt-buſe bei den erb-gerichten darf im Braunſchweig-Luͤneburgiſchen uͤber 5 ducaten ſich nicht erſtrecken. Jn einigen laͤndern wird von den adelichen gerichten hoͤher geſtrafet. Jedoch darf keine ſtrafſucht ſich veroffenbaren. Ein bauer zu N. hat ein paar leinene bein-kleider angezogen, ein andrer greifet darnach, und koͤmmt iedoch one beſchaͤdigung an den unrechten ort. Stracks ſind wegen des greifens 2 kammer-fl. ſtrafe angeſezet. Der kammer-fl. tut 26 Caſſeliſche albus, ieden zu 3 kreuzern.
§ 4954
die gelt-ſtra- fen moͤgen geaͤndert werden,
Wie aber, wenn die ſtrafen bisher nach pfun- den, haͤllern, oder ſchillingen, oder ſtadt-waͤrung, den fl. zu 26 alb. ieden an 2 kreuzern, bisher angeſezet worden ſind; nunmehr aber der adeliche beamte mit kammer-fl. zu ſtrafen anfaͤngt? Auf gefuͤrete beſchwerde der hinterſaſſen, iſt es beim ſtrafen mit kammer-gulden belaſſen worden.
§ 4955
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I haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit
§ 4952
Die kleinen verbrechen, frevel, (beguͤnſtigun-
gen), wo auf haut und haar es nur ankoͤmmt, und
keine gewalt dabei untergelaufen iſt, richtet der erb-
gerichts-herr, z. e. ſchlaͤge, ohrfeigen, braun und
blau-ſchlagen, naſen-bluten, zaͤhn-bluten, haar-rau-
fen, blutrizig, mit naͤgeln gekrazt, und verlezungen,
daraus keine laͤme, oder wunden erfolgen, ſchelt-
worte gehoͤren fuͤr die erb-gerichte, auch ſtrafen ſie
mit gefaͤngniſſe. Bei der frage: ob die adelichen
die ſtrafe in eine gelt-buſe verwandeln koͤnnen?
ſihe den Wernher de iure poenas in mulctam con-
uertendi nobilibus, dominisque iurisdictionalibus
competente, Hildebrand am a. o. cap. VII poſ.
VI ſ. 39, Beck de iurisd. Vogt. ſ. 400-412 fg.
§ 4953
Die gelt-buſe bei den erb-gerichten darf im
Braunſchweig-Luͤneburgiſchen uͤber 5 ducaten ſich
nicht erſtrecken. Jn einigen laͤndern wird von den
adelichen gerichten hoͤher geſtrafet. Jedoch darf
keine ſtrafſucht ſich veroffenbaren. Ein bauer zu
N. hat ein paar leinene bein-kleider angezogen,
ein andrer greifet darnach, und koͤmmt iedoch one
beſchaͤdigung an den unrechten ort. Stracks ſind
wegen des greifens 2 kammer-fl. ſtrafe angeſezet.
Der kammer-fl. tut 26 Caſſeliſche albus, ieden zu
3 kreuzern.
§ 4954
Wie aber, wenn die ſtrafen bisher nach pfun-
den, haͤllern, oder ſchillingen, oder ſtadt-waͤrung, den
fl. zu 26 alb. ieden an 2 kreuzern, bisher angeſezet
worden ſind; nunmehr aber der adeliche beamte
mit kammer-fl. zu ſtrafen anfaͤngt? Auf gefuͤrete
beſchwerde der hinterſaſſen, iſt es beim ſtrafen mit
kammer-gulden belaſſen worden.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/874>, abgerufen am 22.11.2024.
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