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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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von dem auftrage und der vollmacht.
§ 4811

Jm weitläuftigen verstande ist ein factor einwas ein
factor ist?

handels-bedinter, welcher einem gewissen handels-
geschäfte fürgesezet ist, Hulderich von Eyben
diss. I de factoribus cap. II § 7 s. 264 opusculor.
Bald ist der factor ein kaufmanns-bedinter, wel-
chem der principal bei seiner abwesenheit die hand-
lung aufträget. Bald ist der factor ein solcher,
der einem andern gegen die gebür (provision)
waaren einkaufet, verkaufet, spediret und fort-
schaffet. Der handel, da dergleichen beschihet,
heisset factorie. Bald bedeutet der factor einen
solchen gesellen, dem die anordnung und aufsicht
einer buchdruckerei übertragen worden ist, Beiers
handlungs-lexicon s. 115. Jn disem verstande ge-
höret der factor nach den Römischen rechten unter
die gewalt-träger nicht, sondern er ist eine ums lon
gedungene person, wie dises der von Eyben cap. III
am a. o. zeiget. Gleichwol lehret der Teutsche
ein anders davon. Denn ein factor empfänget ei-
ne vollmacht, von Eyben cap. IIII s. 267 und
darum gehöret er hirher. Denn der Teutsche ge-
walt-geber verlanget nicht, daß ihm sein gewalt-
träger umsonst arbeite. Dargegen muß er seine
vollmacht genau befolgern, auch rechnung ablegen,
von Eyben cap. X s. 279. Er leistet nur das
mittelmäsige versehen (culpam levem), Pufendorf
de culpa s. 248 § 7.

§ 4812

Bei der kaufmannschaft gibet es auch mittels-was com-
missionären
sind? wie
die mäckeler
davon unter-
schiden sind?

personen, oder freunde, deren man sich beim han-
del und wandel zu bedinen pfleget. Findet sich
diser gewalthaber an eben dem orte; so nennet
man ihn commissionär, Beier am a. o. s. 80. Jst
aber eine solche mittels-person von der oberkeit be-

stellet;
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von dem auftrage und der vollmacht.
§ 4811

Jm weitlaͤuftigen verſtande iſt ein factor einwas ein
factor iſt?

handels-bedinter, welcher einem gewiſſen handels-
geſchaͤfte fuͤrgeſezet iſt, Hulderich von Eyben
diſſ. I de factoribus cap. II § 7 ſ. 264 opuſculor.
Bald iſt der factor ein kaufmanns-bedinter, wel-
chem der principal bei ſeiner abweſenheit die hand-
lung auftraͤget. Bald iſt der factor ein ſolcher,
der einem andern gegen die gebuͤr (proviſion)
waaren einkaufet, verkaufet, ſpediret und fort-
ſchaffet. Der handel, da dergleichen beſchihet,
heiſſet factorie. Bald bedeutet der factor einen
ſolchen geſellen, dem die anordnung und aufſicht
einer buchdruckerei uͤbertragen worden iſt, Beiers
handlungs-lexicon ſ. 115. Jn diſem verſtande ge-
hoͤret der factor nach den Roͤmiſchen rechten unter
die gewalt-traͤger nicht, ſondern er iſt eine ums lon
gedungene perſon, wie diſes der von Eyben cap. III
am a. o. zeiget. Gleichwol lehret der Teutſche
ein anders davon. Denn ein factor empfaͤnget ei-
ne vollmacht, von Eyben cap. IIII ſ. 267 und
darum gehoͤret er hirher. Denn der Teutſche ge-
walt-geber verlanget nicht, daß ihm ſein gewalt-
traͤger umſonſt arbeite. Dargegen muß er ſeine
vollmacht genau befolgern, auch rechnung ablegen,
von Eyben cap. X ſ. 279. Er leiſtet nur das
mittelmaͤſige verſehen (culpam levem), Pufendorf
de culpa ſ. 248 § 7.

§ 4812

Bei der kaufmannſchaft gibet es auch mittels-was com-
miſſionaͤren
ſind? wie
die maͤckeler
davon unter-
ſchiden ſind?

perſonen, oder freunde, deren man ſich beim han-
del und wandel zu bedinen pfleget. Findet ſich
diſer gewalthaber an eben dem orte; ſo nennet
man ihn commiſſionaͤr, Beier am a. o. ſ. 80. Jſt
aber eine ſolche mittels-perſon von der oberkeit be-

ſtellet;
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[777/0825] von dem auftrage und der vollmacht. § 4811 Jm weitlaͤuftigen verſtande iſt ein factor ein handels-bedinter, welcher einem gewiſſen handels- geſchaͤfte fuͤrgeſezet iſt, Hulderich von Eyben diſſ. I de factoribus cap. II § 7 ſ. 264 opuſculor. Bald iſt der factor ein kaufmanns-bedinter, wel- chem der principal bei ſeiner abweſenheit die hand- lung auftraͤget. Bald iſt der factor ein ſolcher, der einem andern gegen die gebuͤr (proviſion) waaren einkaufet, verkaufet, ſpediret und fort- ſchaffet. Der handel, da dergleichen beſchihet, heiſſet factorie. Bald bedeutet der factor einen ſolchen geſellen, dem die anordnung und aufſicht einer buchdruckerei uͤbertragen worden iſt, Beiers handlungs-lexicon ſ. 115. Jn diſem verſtande ge- hoͤret der factor nach den Roͤmiſchen rechten unter die gewalt-traͤger nicht, ſondern er iſt eine ums lon gedungene perſon, wie diſes der von Eyben cap. III am a. o. zeiget. Gleichwol lehret der Teutſche ein anders davon. Denn ein factor empfaͤnget ei- ne vollmacht, von Eyben cap. IIII ſ. 267 und darum gehoͤret er hirher. Denn der Teutſche ge- walt-geber verlanget nicht, daß ihm ſein gewalt- traͤger umſonſt arbeite. Dargegen muß er ſeine vollmacht genau befolgern, auch rechnung ablegen, von Eyben cap. X ſ. 279. Er leiſtet nur das mittelmaͤſige verſehen (culpam levem), Pufendorf de culpa ſ. 248 § 7. was ein factor iſt? § 4812 Bei der kaufmannſchaft gibet es auch mittels- perſonen, oder freunde, deren man ſich beim han- del und wandel zu bedinen pfleget. Findet ſich diſer gewalthaber an eben dem orte; ſo nennet man ihn commiſſionaͤr, Beier am a. o. ſ. 80. Jſt aber eine ſolche mittels-perſon von der oberkeit be- ſtellet; was com- miſſionaͤren ſind? wie die maͤckeler davon unter- ſchiden ſind? C c c 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/825>, abgerufen am 16.07.2024.