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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXIIII haubtstück vom pachten,
Auf erhobene appellation des Martels an das ober-
amt ward die sache nach Mainz an das hof-gericht
verwisen. Dises bestätigte voriges urtel lediglich,
und verteilete den Martel in die kosten des verzö-
gerten processes.

§ 4404
haben keine
erb-leihen.

Hiraus veroffenbaret sich, was maßen der
bauer seinen guts-herrn in alle wege dahin zu
bringen suche, als ob er eine erb-leihe habe. Jedoch
hofmänner und verwalter haben keine erb-leihen.

§ 4405
bei den ver-
pachtungen
werden auch
wein-käufe
gemachet.

Bei den verpachtungen pflegten die Teutschen
ebenfalls einen leih-kauf, vorheuer, wein-kauf zu
machen (§ 470 § 702, 1862, 1916) von West-
phal
am a. o. IIIIten bande s. 1929, 1983, Dreyer
de arrhis emtionum s. 37. Die Teutschen brach-
ten ire gedinge entweder selbst zu stande, oder sie
lisen sie durch andre stiften, und zwar in gegen-
wart verschidener zeugen, welche weinkaufs-zeu-
gen
genennet wurden. Man findet dergleichen
bei den landsidel-auch pacht-contracten, gestalt
in dem sechsjärigen pacht-handel über die Marbur-
gische Teutsche ordens-müle im jare 1417 der wein-
kaufs-leute erwänung beschihet. Jn der H. Cas-
selischen verordnung fürstlicher rent-kammer 1682
fol. s. 16 heisset es: "was von pacht-gütern bei
"lebzeiten unsers herrn vaters gottseligen verlau-
"hen gewesen ist, da auch die innhaber derselbigen
"pfacht-güter brifliche urkunden darüber haben,
"und sich derentwegen gebüren will solche leihe zu
"renoviren und neue brife darüber zu geben, die
"sollen in unsere rent-kammer gewisen, und da-
"selbst solche leih-brife verfertiget, - - ein gebür-
"cher wein-kauf darauf gesezet, derselbige von un-
"serm kammer-schreiber eingenommen und uns

verrech-

LXIIII haubtſtuͤck vom pachten,
Auf erhobene appellation des Martels an das ober-
amt ward die ſache nach Mainz an das hof-gericht
verwiſen. Diſes beſtaͤtigte voriges urtel lediglich,
und verteilete den Martel in die koſten des verzoͤ-
gerten proceſſes.

§ 4404
haben keine
erb-leihen.

Hiraus veroffenbaret ſich, was maßen der
bauer ſeinen guts-herrn in alle wege dahin zu
bringen ſuche, als ob er eine erb-leihe habe. Jedoch
hofmaͤnner und verwalter haben keine erb-leihen.

§ 4405
bei den ver-
pachtungen
werden auch
wein-kaͤufe
gemachet.

Bei den verpachtungen pflegten die Teutſchen
ebenfalls einen leih-kauf, vorheuer, wein-kauf zu
machen (§ 470 § 702, 1862, 1916) von Weſt-
phal
am a. o. IIIIten bande ſ. 1929, 1983, Dreyer
de arrhis emtionum ſ. 37. Die Teutſchen brach-
ten ire gedinge entweder ſelbſt zu ſtande, oder ſie
liſen ſie durch andre ſtiften, und zwar in gegen-
wart verſchidener zeugen, welche weinkaufs-zeu-
gen
genennet wurden. Man findet dergleichen
bei den landſidel-auch pacht-contracten, geſtalt
in dem ſechsjaͤrigen pacht-handel uͤber die Marbur-
giſche Teutſche ordens-muͤle im jare 1417 der wein-
kaufs-leute erwaͤnung beſchihet. Jn der H. Caſ-
ſeliſchen verordnung fuͤrſtlicher rent-kammer 1682
fol. ſ. 16 heiſſet es: „was von pacht-guͤtern bei
„lebzeiten unſers herrn vaters gottſeligen verlau-
„hen geweſen iſt, da auch die innhaber derſelbigen
„pfacht-guͤter brifliche urkunden daruͤber haben,
„und ſich derentwegen gebuͤren will ſolche leihe zu
„renoviren und neue brife daruͤber zu geben, die
„ſollen in unſere rent-kammer gewiſen, und da-
„ſelbſt ſolche leih-brife verfertiget, ‒ ‒ ein gebuͤr-
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„ſerm kammer-ſchreiber eingenommen und uns

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[628/0676] LXIIII haubtſtuͤck vom pachten, Auf erhobene appellation des Martels an das ober- amt ward die ſache nach Mainz an das hof-gericht verwiſen. Diſes beſtaͤtigte voriges urtel lediglich, und verteilete den Martel in die koſten des verzoͤ- gerten proceſſes. § 4404 Hiraus veroffenbaret ſich, was maßen der bauer ſeinen guts-herrn in alle wege dahin zu bringen ſuche, als ob er eine erb-leihe habe. Jedoch hofmaͤnner und verwalter haben keine erb-leihen. § 4405 Bei den verpachtungen pflegten die Teutſchen ebenfalls einen leih-kauf, vorheuer, wein-kauf zu machen (§ 470 § 702, 1862, 1916) von Weſt- phal am a. o. IIIIten bande ſ. 1929, 1983, Dreyer de arrhis emtionum ſ. 37. Die Teutſchen brach- ten ire gedinge entweder ſelbſt zu ſtande, oder ſie liſen ſie durch andre ſtiften, und zwar in gegen- wart verſchidener zeugen, welche weinkaufs-zeu- gen genennet wurden. Man findet dergleichen bei den landſidel-auch pacht-contracten, geſtalt in dem ſechsjaͤrigen pacht-handel uͤber die Marbur- giſche Teutſche ordens-muͤle im jare 1417 der wein- kaufs-leute erwaͤnung beſchihet. Jn der H. Caſ- ſeliſchen verordnung fuͤrſtlicher rent-kammer 1682 fol. ſ. 16 heiſſet es: „was von pacht-guͤtern bei „lebzeiten unſers herrn vaters gottſeligen verlau- „hen geweſen iſt, da auch die innhaber derſelbigen „pfacht-guͤter brifliche urkunden daruͤber haben, „und ſich derentwegen gebuͤren will ſolche leihe zu „renoviren und neue brife daruͤber zu geben, die „ſollen in unſere rent-kammer gewiſen, und da- „ſelbſt ſolche leih-brife verfertiget, ‒ ‒ ein gebuͤr- „cher wein-kauf darauf geſezet, derſelbige von un- „ſerm kammer-ſchreiber eingenommen und uns verrech-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/676>, abgerufen am 16.07.2024.