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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LVIII haubtst. von dem vorkaufe,
§ 4233
worin der
vorkauf beste-
het?

Der vorkauf der bürger bei waaren in den
städten wird retractus emporii, propolium genen-
net, handels-gerechtigkeit, daß nämlich die bürger
ein näher-recht vor den auswärtigen auch den hö-
ckern auf eine bestimmte zeit haben. Also ist zu
Jena, daß 1) die einwoner, 2) gegen 9 ur die bä-
cker, und 3) nach 11 ur, wenn der wisch hinweg ge-
tan worden ist, die fremden den frucht-kauf auf
den markt-tagen haben. Die F. H. Casselische
verordnung will, daß das holz an auswärtige nicht
verlassen werden soll, vom 3ten märz 1731, folglich
haben die untertanen den vorkauf.

§ 4234
der landes-
herr verord-
net den vor-
kauf in seinen
landen.

Der landesherr behält sich öfters den vorkauf
bei der erteilung eines jar- und wochen-marktes,
auch bei dem verkaufe der landes-producten, silber,
gold und erzte, imgleichen in disem und jenem falle
vor, und verleihet solchen den untertanen, besonders
auch den bürgern und einwonern in den städten auf
eine gewisse zeit und glocken-stunde, oder nach ein-
genommenem zeichen, z. e. eingezogenem busche,
Manzels specialia iuris statutarii Parchimensis,
Rostock 1757, 4 s. 16 § 14 fg., eingezogener fane,
oder markt-wisch. Weimarische statuten 1702
art. X s. 19 fg., markt-ordnung der fürstlichen resi-
denz-stadt Gota, sect. VI § 3 s. 35 vom jare 1753,
4t., Wedderkop am a. o. III tit. II § XI s. 62, 63.

§ 4235
aus was ur-
sachen der
vorkauf ver-
stattet wird?

Diser vorkauf wird zum gemeinen nuzen der un-
tertanen, bürger, absonderlich des gemeinen und ar-
men bürgers nuzens halber, auch wohl des narungs-
standes verstattet. Statuten der fürstlich S. Wei-

marischen
LVIII haubtſt. von dem vorkaufe,
§ 4233
worin der
vorkauf beſte-
het?

Der vorkauf der buͤrger bei waaren in den
ſtaͤdten wird retractus emporii, propolium genen-
net, handels-gerechtigkeit, daß naͤmlich die buͤrger
ein naͤher-recht vor den auswaͤrtigen auch den hoͤ-
ckern auf eine beſtimmte zeit haben. Alſo iſt zu
Jena, daß 1) die einwoner, 2) gegen 9 ur die baͤ-
cker, und 3) nach 11 ur, wenn der wiſch hinweg ge-
tan worden iſt, die fremden den frucht-kauf auf
den markt-tagen haben. Die F. H. Caſſeliſche
verordnung will, daß das holz an auswaͤrtige nicht
verlaſſen werden ſoll, vom 3ten maͤrz 1731, folglich
haben die untertanen den vorkauf.

§ 4234
der landes-
herr verord-
net den vor-
kauf in ſeinen
landen.

Der landesherr behaͤlt ſich oͤfters den vorkauf
bei der erteilung eines jar- und wochen-marktes,
auch bei dem verkaufe der landes-producten, ſilber,
gold und erzte, imgleichen in diſem und jenem falle
vor, und verleihet ſolchen den untertanen, beſonders
auch den buͤrgern und einwonern in den ſtaͤdten auf
eine gewiſſe zeit und glocken-ſtunde, oder nach ein-
genommenem zeichen, z. e. eingezogenem buſche,
Manzels ſpecialia iuris ſtatutarii Parchimenſis,
Roſtock 1757, 4 ſ. 16 § 14 fg., eingezogener fane,
oder markt-wiſch. Weimariſche ſtatuten 1702
art. X ſ. 19 fg., markt-ordnung der fuͤrſtlichen reſi-
denz-ſtadt Gota, ſect. VI § 3 ſ. 35 vom jare 1753,
4t., Wedderkop am a. o. III tit. II § XI ſ. 62, 63.

§ 4235
aus was ur-
ſachen der
vorkauf ver-
ſtattet wird?

Diſer vorkauf wird zum gemeinen nuzen der un-
tertanen, buͤrger, abſonderlich des gemeinen und ar-
men buͤrgers nuzens halber, auch wohl des narungs-
ſtandes verſtattet. Statuten der fuͤrſtlich S. Wei-

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[566/0614] LVIII haubtſt. von dem vorkaufe, § 4233 Der vorkauf der buͤrger bei waaren in den ſtaͤdten wird retractus emporii, propolium genen- net, handels-gerechtigkeit, daß naͤmlich die buͤrger ein naͤher-recht vor den auswaͤrtigen auch den hoͤ- ckern auf eine beſtimmte zeit haben. Alſo iſt zu Jena, daß 1) die einwoner, 2) gegen 9 ur die baͤ- cker, und 3) nach 11 ur, wenn der wiſch hinweg ge- tan worden iſt, die fremden den frucht-kauf auf den markt-tagen haben. Die F. H. Caſſeliſche verordnung will, daß das holz an auswaͤrtige nicht verlaſſen werden ſoll, vom 3ten maͤrz 1731, folglich haben die untertanen den vorkauf. § 4234 Der landesherr behaͤlt ſich oͤfters den vorkauf bei der erteilung eines jar- und wochen-marktes, auch bei dem verkaufe der landes-producten, ſilber, gold und erzte, imgleichen in diſem und jenem falle vor, und verleihet ſolchen den untertanen, beſonders auch den buͤrgern und einwonern in den ſtaͤdten auf eine gewiſſe zeit und glocken-ſtunde, oder nach ein- genommenem zeichen, z. e. eingezogenem buſche, Manzels ſpecialia iuris ſtatutarii Parchimenſis, Roſtock 1757, 4 ſ. 16 § 14 fg., eingezogener fane, oder markt-wiſch. Weimariſche ſtatuten 1702 art. X ſ. 19 fg., markt-ordnung der fuͤrſtlichen reſi- denz-ſtadt Gota, ſect. VI § 3 ſ. 35 vom jare 1753, 4t., Wedderkop am a. o. III tit. II § XI ſ. 62, 63. § 4235 Diſer vorkauf wird zum gemeinen nuzen der un- tertanen, buͤrger, abſonderlich des gemeinen und ar- men buͤrgers nuzens halber, auch wohl des narungs- ſtandes verſtattet. Statuten der fuͤrſtlich S. Wei- mariſchen

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/614>, abgerufen am 22.11.2024.